Jetzt spenden
Brent Spar wrecking

Plattform für Veränderungen?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Shells Image-Kampagne: Schadensbegrenzung oder Lernprozess?

Wir wollen etwas ändern, erklärte Shell Anfang 1995 in ganzseitigen Zeitungsanzeigen im Rahmen einer Kampagne für ein besseres Image. Kurz nach dem Desaster um die Brent Spar musste der Ölkonzern seinen Slogan reumütig umformulieren: Wir werden uns ändern, hieß es nun. Damit räumte Shell öffentlich ein, die Meinung von Verbraucher: innen krass fehleingeschätzt zu haben. Wir sind daran erinnert worden, dass wir als Unternehmen unsere Größe und Stärke letzten Endes Ihnen, unseren Kund: innen, verdanken - Schadensbegrenzung durch die Flucht nach vorn oder erster Schritt in einem notwendigen Lernprozess?

Nach Brent Spar Nigeria

Im Herbst 1995 blies Shell der Wind der öffentlichen Meinung gleich noch einmal frontal ins Gesicht: Als wichtigste Ölfirma in Nigeria war Shell für extreme Umweltschäden, insbesondere im Niger-Delta, verantwortlich. Nachdem die nigerianische Militärdiktatur den Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter: innen zum Tode verurteilt und hingerichtet hatte, sah Shell sich dem Vorwurf ausgesetzt, sich nicht nachdrücklich genug für die Oppositionellen engagiert zu haben. Saro-Wiwa hatte gegen die Umweltzerstörung protestiert, die Shell neben anderen Firmen durch Ölförderung im Land des Ogoni-Stammes angerichtet hatte.

Diskussion statt Arroganz der Macht

Shells Image in puncto Organisationsstruktur, Entscheidungsfindung und Zukunftsplanung galt zwar seit Jahren als vergleichsweise gut - doch erst durch die beiden Ereignisse 1995 realisierte die Konzernspitze, dass es mit vollmundigen Behauptungen allein nicht getan war. Am Beispiel der Brent-Spar-Entsorgung ersetzte ein konsequent durchgezogener öffentlicher Diskussionsprozess die zuvor geübte Arroganz der Macht:

  • internationale Ausschreibung des Entsorgungsprojekts;
  • über so genannte Dialogseminare Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen am Diskussionsprozess, darunter auch Greenpeace;
  • Bewertung der verschiedenen Optionen durch eine unabhängige norwegische Beratungsfirma.

Parallel dazu wurden neue Unternehmensgrundsätze erarbeitet, in deren Zentrum Aufrichtigkeit, Integrität und die Unterstützung fundamentaler Menschenrechte stehen. In die Debatte wurden u.a. die Meinungen von Menschenrechts- und Umweltgruppen einbezogen.

Zaghafte Umorientierung

Schließlich wurde auch im zentralen Geschäftsfeld des Öl-Multis eine zaghafte Umorientierung spürbar: Im Vorfeld der Klimaschutz-Konferenz von Kyoto lehnte sich Shell im Vergleich zur Konkurrenz mit seinen Forderungen nach vorsorgenden Klimaschutz-Maßnahmen und zur Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid weit aus dem Fenster. Die Ankündigung, Shell werde sich aus dem Kohlegeschäft zurückziehen und verstärkt auf erneuerbare Energien setzen, kommt in der konservativen Ölbranche einem Tabubruch gleich.

Ein Umdenken ist tatächlich zu spüren

Bei Shell ist ein Umdenken zu spüren. Trotz einiger Rückschläge - so wurden zum Beispiel Greenpeace-Mitarbeiter: innen bei einem im Herbst 1998 stattfindenden Journalist: innen-Ausflug zur Brent Spar von Bord des Shell-Schiffs verwiesen - zeigt der Konzern eine veränderte Einstellung zu Umwelt- und anderen ethischen Themen. Dieses Umsteuern hat Signalwirkung, denn wenn Glaubwürdigkeit und wirtschaftlicher Erfolg auf dem Spiel stehen, können sich auf Dauer auch andere Unternehmen diesem Prozess nicht entziehen.

Für eine neue Energiepolitik, nicht nur in den Industrienationen

Greenpeace wird die Entwicklung weiterhin kritisch begleiten und die mittelfristige Umsetzung einer neuen Energiepolitik - weg von fossilen Brennstoffen - nach wie vor aktiv einfordern. Mindestens genauso wichtig ist, dass die weltweit operierenden Konzerne nicht zweierlei Maß anlegen: Hohe Standards in den Industrienationen dürfen nicht mit Umweltsünden in Ländern der Dritten Welt erkauft werden.

Jetzt mitmachen

Du willst Teil der Energiewende sein?

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Dann besuche in unserer Mitmach-Community Greenwire die Energiewende-Themengruppe und tausche dich mit Anderen aus, finde weitere Mitmachangebote und erfahre mehr über unsere Kampagnen.

Hier lang zur Themengruppe-Energiewende

Themengruppe auf

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Mehr zum Thema

In einem letzten Gefecht kletterten die Demonstranten auf den 125 m langen Fackelausleger der Plattform und schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „Bohren stoppen“. Fangen Sie an zu bezahlen.“ Unterdessen segelten fünf weitere Aktivisten unter der Leitung von Yeb Saño, Executive Director von Greenpeace Südostasien, an Bord des 8 Meter langen Tanker Tracker-Bootes von Greenpeace Nordic aus, um das 51.000 Tonnen schwere White Marlin-Schiff abzufangen, das von Shell unter Vertrag genommen wurde, als es
  • 09.11.2023

Vergangenen Februar protestierten Greenpeace-Aktivist:innen friedlich auf einer Shell-Ölplattfrom gegen Umweltzerstörung. Shell legt nun Einschüchterungsklage vor.

mehr erfahren
Canadian Activists Want 'Arctic 30' Home for the Holidays

2013 werden 28 Greenpeace-Aktivist:innen und zwei freie Journalisten für ihren friedlichen Protest gegen Ölbohrungen vor der Küste Russlands wochenlang inhaftiert. "Zu unrecht", urteilt die EU 2023.

mehr erfahren
Freiwillige helfen, die Strände von den Verschmutzungen zu befreien.
  • 03.03.2021

Die größte Ölkatastrophe in der Geschichte Israels ist auch ein Versagen der Politik. Satellitenbilder vom Mittelmeer zeigen, dass die Gefahr rechtzeitig zu erkennen gewesen wäre.

mehr erfahren
Christian Bussau im Schlauchboot vor der Esperanza. Das Greenpeace-Schiff Esperanza fährt vor der von Shell betriebenen Ölplattform Brent-C (Charlie) im Hintergrund vorbei.
  • 17.08.2020

Immer wieder protestiert Christian Bussau gegen Shell im Brent-Ölfeld. Der Protest gegen die Versenkung der Brent Spar war der größte Erfolg. Er erzählt, warum er heute da ist.

mehr erfahren
Die Esperanza fährt vor der Andrew-Plattform vorbei
  • 17.08.2020

Eine starke Ölverschmutzung bei einer Plattform in der Nordsee dokumentierten Aktivistinnen und Aktivisten des Greenpeace-Schiffes Esperanza. Sie meldeten den Vorfall den Behörden.

mehr erfahren
Portrait Christian Bussau
  • 10.06.2020

Was bedeutet die Ölkatastrophe in Russland für Mensch, Tier und Umwelt – und wie hängt das alles mit der Klimakrise zusammen? Ein Interview mit Dr. Christian Bussau von Greenpeace.

mehr erfahren