Jetzt spenden
Aktion an der Brent Spar Ölplattform in der Nordsee
© Greenpeace / David Sims

Brent Spar: Das Meer ist keine Müllkippe

Im Jahr 1995 konnten Greenpeace und die Umweltbewegung einen bis dahin beispiellosen Erfolg erringen: Unter dem Eindruck einer mächtigen Umweltschutz-Kampagne gab der Shell-Konzern bekannt, dass er die Ölplattform Brent Spar nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im Atlantik versenken werde. 1998 wurde ein generelles Versenkungsverbot für Öl-Plattformen verabschiedet, die Brent Spar wurde in einem norwegischen Fjord zerlegt und an Land entsorgt.

Brent Spar, eine ausgediente Öl-Plattform

Die Brent Spar, 190 Kilometer nordöstlich der Shetland-Inseln im Meer verankert, diente von 1976 bis 1991 als Rohöl-Zwischenlager. Aus finanziellen und technischen Gründen wollte Shell den Stahlkoloss mitsamt rund 130 Tonnen Ölschlämmen, Schwermetallen und radioaktiven Abfällen einfach im Meer versenken. Nach einer beispiellosen Kampage gegen die geplante Versenkung lenkte Shell im Juni 1995 ein: Die Brent Spar sollte nun doch an Land zerlegt werden. Seit 1998 gilt zudem ein generelles Verbot für Plattformversenkungen.

Diese Erfolge stützen sich auf unzählige Verbraucher: innen, die die Greenpeace-Kampagne mitgetragen haben. Ein solcher Sieg für den Meeresschutz konnte nur gelingen, weil die Öffentlichkeit und die Verbraucher: innen in Europa die Shell-Haltung Aus den Augen, aus dem Sinn vehement abgelehnt haben.

Shell versenkt sein Image

Shell selbst trug entscheidend zum Erfolg des Protests gegen die Brent-Spar-Versenkung bei: Bis zum Schluss hatte der Konzern nicht begriffen, dass er die öffentliche Meinung nicht einfach ignorieren kann. Durch gefährliche Attacken wie Wasserwerfer-Einsätze gegen die Greenpeace-Aktivist: innen heizte Shell die Konfrontation Woche um Woche weiter an.

Die immer breiter werdende Berichterstattung in den Medien tat ein übriges: Shell gab nach und bezahlte für seine krasse Fehleinschätzung mit einem herben Imageverlust.

Zahlen, Daten, Fakten? Die Greenpeace-Panne

Auch Greenpeace unterlief kurz vor Kampagnen-Ende eine Panne: Aufgrund eines Messfehlers wurden die in der Brent Spar verbliebenen Ölmengen um ein Vielfaches zu hoch eingeschätzt. Für die Veröffentlichung der überhöhten Zahlen wurde die Organisation zu Recht kritisiert. Der britische Greenpeace-Chef entschuldigte sich später schriftlich bei Shell für die Messpanne.

Sechs Wochen lang hatte Greenpeace jedoch ausschließlich mit Shell-eigenen Zahlen argumentiert. Erst zum Schluss veröffentlichte die Umweltschutzorganisation den falschen Wert - zu diesem Zeitpunkt war die öffentliche Empörung aber längst auf dem Höhepunkt.

Greenpeace-Aktivist:innen kletterten auf die Brent Spar, eine stillgelegte Ölplattform in der Nordsee. Sie wollen verhindern, dass Shell die Plattform mit ihrem hochgiftigen Inhalt im Meer versenkt / verklappen. Die Umweltschützer haben Vorräte für eine lange Besetzung dabei...
© Greenpeace / David Sims

Shell: Ein Konzern versenkt sein Image

Hintergrund

Greenpeace-Aktivist:innen kletterten auf die Brent Spar, eine stillgelegte Ölplattform in der Nordsee. Sie wollen verhindern, dass Shell die Plattform mit ihrem hochgiftigen Inhalt im Meer versenkt / verklappen. Die Umweltschützer haben Vorräte für eine lange Besetzung dabei...

Chronik der Besetzung der Brent Spar über Shell: Ein Konzern versenkt sein Image

Brent Spar, ein (positiver) Präzedenzfall

Giftmengen waren nie das zentrale Argument der Brent-Spar-Kampage. Es ging Greenpeace um die Verhinderung eines Präzedenzfalles:

  • Industrie-Schrott gehört nicht ins Meer;
  • Industrie-Unternehmen stehen - wie auch die Verbraucher: innen - in der Verantwortung, ihren Müll möglichst umweltschonend zu entsorgen;
  • Versenkungsverbote, die in anderen Branchen schon lange existierten, sollten auch für die Ölindustrie gelten.

1998 konnte das Kapitel Plattform-Versenkung in der Nordsee und dem Nordost-Atlantik endlich abgeschlossen werden: Die OSPAR-Meeresschutz-Konferenz einigte sich auf ein generelles Versenkungsverbot für Stahlplattformen. Damit wurde die Brent Spar tatsächlich zu einem positiven Präzedenzfall für den Meeresschutz.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"
  • Greenpeace-Aktivisten haben die Shell-Ölplattform "Brent Spar" erklettert, um die Versenkung der Bohrinsel in der Nordsee zu verhindern. Ein Aktivist wird mit einer Winde die 40 m hohe Plattform hochgezogen.

    Per Seilwinde die Plattform hinauf

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Aktivisten erklettern die Shell-Ölplattform "Brent Spar", um die Versenkung der Bohrinsel in der Nordsee zu verhindern.

    40 Meter ist die "Brent Spar" hoch

    Überspringe die Bildergalerie
  • Brent Spar Occupation in the North Sea

    Erste Brent Spar Besetzung in der Nordsee. Die Aktion dauert sieben Wochen - das Greenpeace Schiff Moby Dick flankiert als Sicherheitsbackup.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace besetzt Brent Spar, um die Verklappung im Meer zu stoppen.

    Blick hinunter von der Brent Spar. Shell plant die Verklappung der ausgedienten Plattform nur einen Monat vor dem Treffen der Umweltminister für die Nordsee 1995 in Dänemark. Greenpeace bleibt 27 Tage lang auf der Brent Spar.

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Brent Spar und die Folgen

Brent Spar und die Folgen

Anzahl Seiten: 40

Dateigröße: 1.7 MB

Herunterladen

Mehr zum Thema

Zwei Menschen im Gras mit Greenpeace-Protestplakat "Wir werden nicht schweigen" und Megafon

Schutz vor Einschüchterungsklagen

Die EU hat mit ihrer Anti-SLAPP-Richtlinie 2024 einen wichtigen Schritt zum Schutz zivilgesellschaftlichen Engagements getan. Jetzt muss daraus wirksam und zügig deutsches Recht werden.

mehr erfahren über Schutz vor Einschüchterungsklagen
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Klage gegen Greenpeace und die Meinungsfreiheit

Greenpeace USA soll 660 Millionen Dollar "Schadensersatz" zahlen. Der Rechtsstreit findet auch vor einem niederländischen Gericht statt. Alle Hintergründe.

mehr erfahren über Klage gegen Greenpeace und die Meinungsfreiheit
Havarierter Öltanker Eventin vor Rügen

Öltanker gefährdete Ostsee

Eine neue Ausbreitungsrechnung zeigt: Wäre der Öltanker "Eventin" havariert - die Ostsee hätte schwer gelitten. Am 10. Januar trieb der Tanker voll mit russischem Rohöl manövrierunfähig vor Rügen.

mehr erfahren über Öltanker gefährdete Ostsee
Luftaufnahme: Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, im Hintergrund ein weiteres

Mehr Schutz vor Tankerunfällen

Gefahr durch Schattenflotte: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern bedrohen die Ostseeküste. Immer mehr Tanker stehen auf der EU-Sanktionsliste. Dennoch nimmt deren Zahl zu, zeigt eine Recherche.

mehr erfahren über Mehr Schutz vor Tankerunfällen
Luftbild: Mineralöl-Hochtanklager in Duisburg

Nicht zum Verkauf

Kritische Infrastruktur darf nicht in die falschen Hände gelangen – darum heißt sie so. Doch bei deutschen Ölspeichern bahnt sich gerade ein gefährliches Geschäft an.

mehr erfahren über Nicht zum Verkauf
Brennender Tanker "Annika" von oben

Brennender Öltanker vor Heiligendamm

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker "Annika" vor der Ostseeküste in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe. Dieser Brand verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

mehr erfahren über Brennender Öltanker vor Heiligendamm