Jetzt spenden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Inzwischen hat die staatseigene Atomfirma zugegeben, einen Untervertrag geschlossen zu haben, um die MOX-Lieferung für einen deutschen Kunden gewährleisten zu können. Bei dem Kunden soll es sich um den Energieversorger E.ON handeln. Grund für den Engpass: BNFL schafft es nicht, seine umstrittene neue Produktionanlage für Plutoniumbrennstoff in Betrieb zu nehmen. Deswegen hat BNFL seine Lieferlücke vom französischen Unternehmen Cogema decken lassen, seinem Haupt-Konkurrenten.

BNFL versucht, die Verzögerung des Produktionsstarts mit gesetztlichen Auflagen und technisch notwendigen Änderungen an der nagelneuen Anlage zu begründen. Deswegen sei BNFL nicht in der Lage, alle kurzfristigen Lieferverpflichtungen zu erfüllen, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Independent. Allerdings handelt es sich nicht um den ersten solchen Engpass: Bereits letztes Jahr musste Cogema für das britische Unternehmen einspringen. Damals ging es um eine Lieferung an die Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK).

Mit dieser Anlage läuft etwas schief - und zwar ganz gewaltig, befürchtet Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. In den anderthalb Jahren seit Erteilen der Genehmigung konnte noch kein einziges Brennelement an die Kunden ausgeliefert werden. BNFL scheint ernste technische Probleme zu haben. Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfahren, was da hinter verschlossenen Werkstoren vorgeht.

Die neue Anlage in Sellafield (SMP, Sellafield MOX Plant) war in den 90er Jahren entworfen worden. Schon bald wurden Stimmen laut, dass sich ein Betrieb der SMP nicht rechnet, die aus abgebrannten Atombrennstäben neuen MOX-Brennstoff für Atomkraftwerke erzeugen soll. Trotzdem ließ BNFL unbeirrt weiterbauen.

Insgesamt verschlang der Bau der SMP rund 675 Millionen Euro, die aus Steuergeldern stammten. Fachleute gehen davon aus, das nun der Rückgriff auf MOX aus französischer Produktion mal eben fast 30 Millionen Euro zusätzliche Kosten verursacht hat. Für sie darf erneut der britische Steuerzahler aufkommen.

Sollte wirklich noch jemand Zweifel daran gehabt haben, dass die Plutoniumwirtschaft mit so genannter Wiederaufarbeitung und MOX eine einzige Farce ist, dürfte er wohl spätestens jetzt zur Einsicht kommen, sagt Ochse. Nicht nur, dass dadurch Luft, Land und Meer verseucht werden; nicht nur, dass nach der Bearbeitung mehr radioaktiver Abfall vorhanden ist, als vor dem Prozess eingesetzt wurde; auch von Wirtschaftlichkeit ist weit und breit keine Spur zu finden. Allein der Griff des Staates in die Portemonnaies der britischen Bürger hält diesen Wirtschaftszweig am Leben. (mir)

Jetzt mitmachen

Du willst Teil der Energiewende sein?

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Dann besuche in unserer Mitmach-Community Greenwire die Energiewende-Themengruppe und tausche dich mit Anderen aus, finde weitere Mitmachangebote und erfahre mehr über unsere Kampagnen.

Hier lang zur Themengruppe-Energiewende

Themengruppe auf

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Mehr zum Thema

In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 09.04.2024

Happy Birthday, Atomausstieg! Auch wenn ein Jahr nach dem deutschen Ausstieg vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, laut einer aktuellen Studie sprechen die Fakten dagegen.

mehr erfahren
Karte der Region Fukushima in Japan, die die Ausbreitung der Strahlung nach der Atomkatastrophe im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zeigt.
  • 11.03.2024

Der 11. März 2011 versetzte Japan in einen Ausnahmezustand, der bis heute anhält. Die dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami-Flutwelle und Super-GAU traf das Land bis ins Mark.

mehr erfahren
Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 05.03.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum abgeschaltet, endgültig.

mehr erfahren
Balloons on the 'Plein' at The Hague
  • 12.12.2023

Ein technologischer Meilenstein, aber kein Modell für die Zukunft: Warum der gelungene Versuch der Kernfusion nicht die Probleme der Gegenwart löst.

mehr erfahren