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Die Bevölkerung ist einem tödlichen Risiko ausgesetzt, das von der Atomaufsicht seit Jahren bewusst oder fahrlässig unterschätzt wird, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Die Aufsichtsbehörden kennen zwar die Gefahr, doch sie handeln nicht.
Im Falle eines Super-GAU müsste das gesamte Hamburger Stadtgebiet innerhalb von drei Stunden evakuiert werden. Danach wären die Menschen einer lebensgefährlichen Strahlendosis ausgesetzt. Auch die Bevölkerung in Teilen Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns wäre durch einen schweren Reaktorunfall unmittelbar gefährdet.
Die Radioaktivität käme über die Luft und würde auch in geschlossenen Räumen aufgenommen. Tausende Anwohner wären bereits innerhalb weniger Stunden mit einer Dosis verseucht, die den behördlichen Grenzwert für eine Evakuierung um mehr als das Hundertfache überschreiten würde.
Interne Papiere bestätigen Terrorgefahr
Ein Super-GAU könnte durch einen Flugzeugabsturz oder einen Terroranschlag aus der Luft ausgelöst werden. Greenpeace liegen interne Dokumente unter anderem des Bundeskriminalamtes vor, nach denen deutsche Sicherheitsbehörden das Risiko eines Terroranschlags aus der Luft auf ein Atomkraftwerk nicht ausschließen.
Gleichzeitig sieht selbst das Bundesumweltministerium in seiner bisher angepriesenen Abwehrtaktik, ein AKW im Falle eines Angriffs einfach zu vernebeln ...keine wesentliche Verbesserung der Sicherheit der Kernkraftwerke... (Protokollentwurf Bund-Länder Fachgespräch vom 23.4.2007). Dennoch läuft Krümmel.
Greenpeace strengt nun aufgrund der Gefährdungslage und der Unzuverlässigkeit des AKW-Betreibers Vattenfall rechtliche Schritte gegen den Atommeiler an und fordert den Widerruf der Betriebsgenehmigung. In Krümmel hatte es diesen Sommer nach zwei Jahren Betriebspause innerhalb von nur zwei Wochen drei Zwischenfälle gegeben. Glücklicherweise waren diese von kleinerer Dimension.
Klage auf Stilllegung
Mit der Klage auf Widerruf der Betriebsgenehmigung bei der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht vertritt Greenpeace Bürger, die sich durch den Betrieb des AKW in ihrer Gesundheit und in ihren Eigentümerinteressen gefährdet sehen. Grundlage für die Klage ist das Atomgesetz. Dieses besagt, dass Zuverlässigkeit und Fachkunde des Betreibers zu den wichtigsten Genehmigungsvoraussetzungen für den Betrieb eines AKW zählen. Bei erwiesener Unzuverlässigkeit kann die Betriebsgenehmigung widerrufen werden.
Nach Meinung von Greenpeace handelt Schleswig-Holsteins Atomaufsicht fahrlässig, wenn sie Vattenfall nicht die Betriebsgenehmigung entzieht. Die am Montag veröffentlichten Ausbreitungsrechnungen belegen, dass die 3 bis 30 Kilometer vom Atomreaktor Krümmel entfernt lebenden Kläger einem lebensgefährlichen Risiko ausgesetzt sind. Schon acht Minuten nach Freisetzung würde die radioaktive Wolke den Kläger in Schleswig-Holstein erreichen, der in nur drei Kilometer Entfernung vom AKW lebt. Seine zu erwartende Strahlendosis beträgt 25.000 Millisievert in wenigen Stunden.
Zum Vergleich: Ab einer Dosis von 7.000 Millisievert liegt die Sterblichkeitsrate bei nahezu 100 Prozent. Auf der Hamburger Reeperbahn wären die Menschen eineinhalb Stunden nach Austreten der Radioaktivität einer Strahlendosis von 1.900 Millisievert allein durch die Atemluft ausgesetzt. Das entspricht dem 19-fachen Grenzwert für eine Evakuierung.
G8 - gefährliche acht AKW
Bundeskanzlerin Merkel und Innenminister Schäuble müssen die Gefahr endlich ernst nehmen, so Heinz Smital. Für den gewaltigen Profit der Atomkonzerne gefährden sie das Leben tausender Menschen.
Krümmel ist nicht der einzige deutsche Schrottmeiler. Daneben gehören die sieben ältesten AKW hierzulande sofort stillgelegt. Das Abschalten der acht Meiler ist nach Greenpeace-Berechnungen sofort möglich, ohne dass die Stromversorgung beeinträchtigt würde.
In einem Videoclip wird Bundeskanzlerin Angela Merkel gefragt, wie sie eine Laufzeitverlängerung fordern kann, obwohl keines der deutschen AKW einem Flugzeugabsturz standhalten würde. Sie antwortet, die deutschen AKW seien die sichersten der Welt. Thema verfehlt. Setzen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie übrigens auch auf unserem Weblog Am Reaktor.
