Jetzt spenden
Geöffnetes Smartphone im Repair Café
Mauricio Bustamante / Greenpeace

Entsorgung von Millionen Samsung-Smartphones

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Samsung sitzt auf 4,3 Millionen möglicherweise feuergefährlichen Smartphones. Ein Problem nicht nur für den Konzern: Nach dem Imageschaden droht nun das Umweltdebakel.

Beim Elektronikkonzern Samsung herrscht schlechte Stimmung: Bislang sind rund 100 Fälle weltweit bekannt, in denen das Galaxy Note 7 – eigentlich als modernstes Vorzeigemodell seiner Smartphone-Linie gedacht – überhitzte und explodierte. Die Folge: Der koreanische Konzern ruft sämtliche verkauften Exemplare zurück. Aber was geschieht nun mit den brandgefährlichen Telefonen? Samsung macht keine eindeutige Aussage. Sollte der Elektronikriese die insgesamt 4,3 Millionen produzierten Geräte einfach einstampfen statt sie zu recyceln, hätte dies auch für die Umwelt beträchtliche Folgen.

 

Smartphones stecken nämlich voller Materialien wie Edelmetalle, dazu kommen andere wertvolle Metalle wie Kobalt oder Wolfram und Seltene Erden, die wieder verwendet werden können und nicht einfach in die Umwelt gelangen sollten. Das Öko-Institut hat für Greenpeace ausgerechnet, was – basierend auf Herstellerangaben – in den bislang produzierten Telefonen an wiederverwertbaren Materialen verbaut ist:

 

  • Mehr als 20 Tonnen Kobalt
  • Mehr als eine Tonne Wolfram
  • Eine Tonne Silber
  • 100 Kilogramm Gold
  • Zwischen 20 und 60 Kilogramm Palladium

 

Verschmutzung und Verschwendung

Um die aus dem Verkehr gezogenen Telefone zu ersetzen, werden erneut wertvolle Metalle in der gleichen Größenordnung benötigt – ein absolut unnötiger Mehraufwand, der mit einer hohen Umweltbelastung einhergeht. Das achtlose Wegwerfen der Telefone ist demnach eine Ressourcenverschwendung sondergleichen. Um beispielsweise die Menge an Gold zu fördern, die im Galaxy Note 7 verbaut ist, müssen 100.000 Tonnen Erze und Gestein in Minen abgebaut werden – das ist ein Verhältnis von eins zu einer Million pro Kilo Gold. Nicht nur die eingesetzte Energie ist ökologisch problematisch: Um Edelmetalle zu gewinnen, werden außerdem giftige Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid benötigt.

Samsung hat erklärt, die zurückgerufenen Geräte weder zu reparieren, noch aufgearbeitet wieder in den Verkauf zu geben. Eine eindeutige Zusage, dass die Telefone ordnungsgemäß recycelt werden, gibt es bislang aber nicht. Denn das ist teuer und aufwendig. Statt die funktionstüchtigen Komponenten des Galaxy Note 7 in anderen Samsung-Produkten zu verbauen, will der Konzern die ungeliebten Telefone offenbar schlicht deponieren: Es handelt sich dabei um einen Berg Elektroschrott, der 28 Seefrachtcontainer füllen würde – die bei weitem schlechteste Lösung. Umweltschäden wären dabei auch durch Chemikalien wie bromierte Flammschutzmittel oder PVC zu befürchten, die sich in Kabeln und anderem Handyzubehör verstecken können.

Greenpeace fordert Transparenz

Eine Greenpeace-Umfrage im August 2016 ergab, dass die meisten Befragten sich Smartphones wünschen, die länger leben, leichter repariert werden können und umstandslos recycelbar sind. Das Note 7 erfüllt offensichtlich keines dieser Kriterien. Mittlerweile hat sich auch das koreanische Umweltministerium der Sache angenommen, und in Medienartikeln Geldstrafen für Samsung angekündigt, falls die Geräte lediglich verschrottet würden.

Greenpeace fordert von Samsung, in der Krise transparent zu handeln, klare Aussagen zu geben und zu retten, was zu retten ist: Wer den Schaden hat, muss den Schrott auch (fachgerecht) entsorgen. Zukünftig müssen Elektronikhersteller an Designs arbeiten, die generell einen einfacheren Komponententausch vorsehen: Das sorgt für längerlebige Geräte – und hätte Samsung in diesem Fall massiv Probleme erspart.

  • Explodiertes Samsung Galaxy Note 7

    Kein Anschluss unter dieser Nummer

    Überspringe die Bildergalerie
  • Packshot Samsung Galaxy Note 7

    Wer den Schaden hat...

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 16.11.2023

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren