Jetzt spenden
Das dänische Flüchtlingsschiff Kong Frederik IX mit seinem neu bemalten Decknamen Riky an der Abwrackwerft Nr. 24 in Alang. Das giftige Schiff trägt krebserregende Asbestisolierungen.
© Greenpeace / Santosh Bane

Uralt-Schiffe: Keine doppelten EU-Standards für Asbest

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Aus Protest gegen den fortdauernden Export von Uralt-Schiffen mit giftigen Stoffen an Bord brachten Greenpeace-Kletterer am Donnerstagmorgen Banner an einem kürzlich asbestsanierten Gebäude in der belgischen Hauptstadt an: Clean toxic ships now - Macht die Giftschiffe sauber, war ihre Forderung. Viele Schiffe werden nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer als Schrott nach Indien, Pakistan oder Bangladesch verkauft, wo Arbeiter:innen sie mit einfachsten Werkzeugen oder ihren bloßen Händen auseinandernehmen. Giftstoffe wie Asbest bleiben in der Regel an Bord.

Während in Europa viele Gebäude von Asbest gereinigt werden, ist es europäischen Schiffseignern noch immer erlaubt Asbest und andere Gifte in ihren Schiffen nach Asien zum Abwracken zu bringen, beschwert sich Greenpeace Chemie-Experte Martin Besieux. Wenn die Schiffe auseinandergenommen werden, gelangen diese Stoffe in die Umwelt und vergiften die Arbeiter. Kann Europa sich diese Doppelstandards leisten?

Diese Frage stellte eine Delegation asiatischer Schiffsabwracker am Morgen auch der EU-Kommissarin für Umwelt, Margot Wallström. Greenpeace hat sie in den letzten Wochen auf einer Reise durch Europa begleitet. Keiner der Schiffseigner oder ihrer Verbände, die wir auf unserer Reise getroffen haben, übernahm irgendeine Verantwortung oder war bereit, seine Schiffe in Zukunft von Giftstoffen zu reinigen, sagt Herr Salim, ein Abwracker aus Bangladesh und Teilnehmer der Delegation. Deshalb bitten wir die EU, die Initiative zu ergreifen, um uns vor weiterer Vergiftung zu schützen.

Eine Regelung zur Entsorgung der Giftstoffe an Bord von Alt-Schiffen ist umso dringender, als die EU selbst mit ihrer Entscheidung zum Ausmustern einwandiger Tankschiffe über die nächsten Jahre für einen großen Ansturm auf die Billig-Abwracker sorgt. Ohne eine Sanierung der Schiffe werden asiatische Arbeiter:innen noch jahrelang einer zunehmenden Masse giftiger Stoffe aus europäischen Schiffen ausgesetzt. Greenpeace fordert von der EU, auf der Tagung der Internationalen Schifffahrts-Organisation (IMO) vom 14. bis 18. Juli in London für eine international verbindliche Regelung zu sorgen.

Wallström sagte, sie werde darauf drängen, dass bereits existierende Gesetze der EU in den Migliedsstaaten auch umgesetzt und angewandt werden: Nach dem Prestige-Unglück und dem schnellen Ausmustern der Einhüllen-Tanker, das die EU beschlossen hat, können wir nicht unseren Giftmüll in den Entwicklungsländern entsorgen. Am 30. Juni soll außerdem eine verschärfte Neufassung des Gesetzes zum Export von Abfällen im Rahmen der Basel-Konvention beschlossen werden. Dieses sei selbstverständlich auch auf Abwrack-Schiffe anwendbar.

Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 04.04.2024

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren