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Zwei lachende junge Frauen gehen eine Straße entlang. Sie halten Pappkartons, aus denen Oben das Grün von Gemüse herausschaut.
Peter Caton / Greenpeace

Pestizide: Aldi-Süd will besser werden

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Steigender Gifteinsatz und Rückgang der Artenvielfalt – das sind zwei der Folgen von hohem Pestizideinsatz auf dem Acker. Aldi Süd macht nun einen ersten Schritt und steuert gegen: Der Discounter will auf acht bienengefährdende Gifte in der Produktion von Obst und Gemüse verzichten.

Seit 1. Januar dieses Jahres fordert das Unternehmen von seinen Lieferanten, unter anderem auf die Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid, Sulfoxaflor und Thiamethoxam zu verzichten, so heißt es in einem Schreiben des Konzerns, das Greenpeace vorliegt. Die Umweltschutzorganisation hatte bereits im vergangenen Oktober vor Filialen deutscher Supermarktketten mit Protestaktionen eine Reduktion gefährlicher Pestiziden gefordert.

„Unsere Kampagne trägt nun auch beim Einzelhandel erste Früchte“, sagt Christiane Huxdorff, Umweltwissenschaftlerin und Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. „Aldi Süd übernimmt damit eine wichtige Vorreiterrolle. Andere Lebensmitteleinzelhändler sind jetzt gefordert, diesem ersten Schritt zu folgen.“

Zu viele Pestizide auf dem Acker

Greenpeace-Tests im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass immer noch zu viele Pestizide auf den Äckern und Plantagen eingesetzt werden.  „Chemisch-synthetische Pestizide sind präsent vom Anbau bis zum Teller“, so Huxdorff. „Es ist wichtig, mehr als nur gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen und bereits in der Produktion den Einsatz zu reduzieren. Die bienengefährdenden Wirkstoffe aus der Produktion zu verbannen ist ein wichtiger Anfang.“

Mit den acht Wirkstoffen, auf die Aldi Süd verzichten will, behandeln Landwirte verschiedene Kulturpflanzen. Clothianidin wird bei Kohlrabi, Kräutern, Rosen-, Blumen- und Blattkohl eingesetzt, Cypermethrin bei Porree und Hülsengemüse. Deltamethrin betrifft Blumenkohl, Paprika, Aubergine, Zucchini, Gurke, Buschbohne, Erbse, Kopfkohl, Tomate und Salat. Fipronil darf bei Ausnahmezulassungen auf Kartoffeläckern eingesetzt werden, und Imidacloprid wird bei Hopfen, Äpfeln, Pfirsichen, Aprikose und Salat angewendet.

Greenpeace hatte bereits 2013 in dem Report „Bye, bye Biene“ gefordert, dass genau diese Wirkstoffe verboten werden müssen, um dem weltweiten Bienensterben entgegenzuwirken.

Politik versagt bei Umwelt- und Verbraucher:innenschutz

Der hohe Pestizideinsatz in der Landwirtschaft hat immense Umweltauswirkungen. Eine aktuelle Studie des NABU zeigt, dass allein in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen 15 Jahren ein dramatischer Rückgang an Fluginsekten zu verzeichnen ist. Dieser betrifft 80 Prozent der Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen. Die Ursachen sind bisher unerforscht. Es stehen aber besonders Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide unter Verdacht, für dieses massenhafte Sterben verantwortlich zu sein.

„Chemisch-synthetische Gifte müssen drastisch reduziert werden“, fordert Huxdorff. „Gefährliche Stoffe gehören sofort verboten; da hat die Politik bisher versagt. Deshalb ist es gut, wenn Handelsunternehmen wie Aldi Süd das selber in die Hand nehmen. Langfristig muss aber auch die Politik einlenken.“

Greenpeace fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und von Joachim Rukwied, Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, sich für Ackerbau ohne giftige Chemikalien einzusetzen. Unterstützen auch Sie die Greenpeace-Forderungen und senden Sie hier eine Protestmail.

  • Fünf Greenpeace-Aktivisten vor einer Aldi-Filiale. Sie halten ein Plakat und Kanister mit der Aufschrift "Pestizide schaden der Artenvielfalt".

    Andere Händler müssen nachziehen

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