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Fotomontage - Essen ohne Pestizide
© Greenpeace

Was Sie tun können, um Pestizide zu vermeiden

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Greenpeace-Online: Unsere Leser möchten gern wissen, ob es nicht reicht, das Obst und Gemüse einfach zu waschen?

Manfred Krautter: Auf diese Weise lässt sich zwar nur ein kleiner Teil der Pestizide beseitigen, aber immerhin. Auf jeden Fall raten wir aus hygienischen Gründen die Produkte immer abzuwaschen. Spülen Sie Obst und Gemüse unter fließendem Wasser.

Waschen Sie sich nach dem Schälen von Zitrusfrüchten die Hände, da sonst beim Essen leicht Schadstoffe aus der Schale mit verzehrt werden.

Für Obst und Gemüse, bei denen die Schale mit gegessen wird, stellt Schälen nur bedingt eine Alternative dar. Denn beim Schälen geht auch der nährstoff- und vitaminreichste Teil der Frucht oder des Gemüses verloren. Bei Bio-Obst oder Bio-Gemüse kann man ohne Sorge zubeißen. Der Ratgeber benennt zusätzlich auch konventionell angebaute Obst- und Gemüsearten, die in der Regel gering belastet sind.

Greenpeace-Online: Worauf soll man achten, wenn man Obst und Gemüse nicht im Supermarkt oder Discounter kauft, sondern auf dem Markt oder beim Gemüsehändler um die Ecke?

Manfred Krautter: Zu dieser Frage liegen uns keine verlässlichen Daten vor. Mit unserem Supermarktvergleich haben wir es geschafft, rund drei Viertel des deutschen Lebensmittelmarktes abzudecken. Das verbleibende Viertel zu untersuchen, wäre sehr aufwendig.

Man kann den jeweiligen Händler fragen, wo er seine Ware einkauft. Wenn die Ware vom Großmarkt stammt, dürfte die Situation ähnlich wie bei den Supermärkten sein. Aber es kommt auch sehr auf das Herkunftsland der Lebensmittel an. Am besten nimmt man unseren Ratgeber Essen ohne Pestizide und informiert sich dort, wie es um die gewünschten Produkte aus den jeweiligen Herkunftsländern steht. Wenn die Produkte von lokalen Erzeugern stammen, können sie direkt nachfragen ob, welche und wie viele Pestizide der Landwirt im Anbau einsetzt.

Greenpeace-Online: Welche gesundheitlichen Schäden entstehen durch Pestizide?

Manfred Krautter: Pestizide können Menschen sowohl akut schädigen als auch chronische Erkrankungen hervorrufen. Einige Insektizide und Pilzbekämpfungsmittel haben eine akute Giftigkeit. Wenn man zu viel davon zu sich nimmt, können sich schnell Symptome zeigen. Sie wirken oft als Nervengifte oder stören das menschliche Hormonsystem.

Eine Bandbreite von langfristigen schädlichen Wirkungen findet man, wenn man die zehn von uns am häufigsten gefundenen Pestizide betrachtet: Krebserregend, hormonell wirksam, Fruchtbarkeit schädigend, akut toxisch und umweltgefährdend.

{image_r}Greenpeace-Online: Einige Skeptiker meinen, dass wir das Problem überschätzten.

Manfred Krautter: Dazu muss man wissen, dass weltweit 1.000 verschiedene Pestizide zugelassen sind. In der EU sind es 400. Bei unseren Untersuchungen können selbst unsere sehr guten Labore gerade einmal 250 bis 300 Pestiziden nachweisen. Das heißt, tatsächlich sind nur ein Viertel bis ein Drittel der Rückstände überhaupt sichtbar.

Wenn man um dieses begrenzte analytische Fenster weiß, wird einem schnell klar, dass hier noch viel im Verborgenen liegt. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass wir die tatsächliche Belastung und damit auch die mögliche Gefahr nicht über- sondern eher unterschätzen.

Greenpeace Online: Was können unsere Leser tun, wenn sie nun gerade aus dem Supermarkt mit frischem Obst kommen, wie Tafeltrauben. Können sie die noch essen?

Manfred Krautter: Am wichtigsten ist, dass Sie beim nächsten Einkauf auf gute Ware achten. Ich empfehle Ihnen, unseren Ratgeber zur Hand zu nehmen und nachzuschauen. Wenn diese Frucht aus dem jeweiligen Herkunftsland rot markiert ist, gilt: Vorsicht! Das Mindeste ist, sie gründlich abzuwaschen und keine großen Mengen davon zu essen. Kindern würde ich derartige Ware selbst nicht zum Essen geben.

Am besten achtet man schon beim Einkauf darauf, zum Beispiel nur solches Obst und Gemüse zu wählen, das gerade Saison hat. Viele konventionell produzierte Lebensmittel in unserem Ratgeber sind grün marktiert - da gibt es fast immer eine Alternative. Schließlich müssen es ja nicht die Erdbeeren im Winter sein. Man kann beispielsweise auf frische Bananen ausweichen.

Aktuell sollte man auf jeden Fall auf Früherdbeeren verzichten. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sie stark belastet waren. Lieber warten, bis die Saison anbricht, dann kann man die Früchte feldfrisch genießen. So schmecken sie ohnehin am besten.

Greenpeace-Online: Vielen Dank für das Gespräch!

Wenn Sie jetzt auch ein Exemplar unseres neuen Einkaufratgebers Essen ohne Pestizide bekommen möchten, nutzen Sie doch einfach die Online-Bestellmöglichkeit! Oder rufen Sie an: 040/306 18 120.

 

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