Jetzt spenden
Grafik: Schirm schützt Menschen von einem  Corona-Virus
Greenpeace

Juristische Expertise über Kontaktverfolgung per Corona-Tracing-App

Nur mit Hilfe von digitalen Tools werden wir die Ausbreitung des Corona-Virus bekämpfen können – das ist dieser Tage ein weitverbreitetes Narrativ. Umso wichtiger ist es aus datenschutzrechtlicher Sicht, mögliche Risiken der im Volksmund als „Corona-App“ benannten Contact-Tracing App zu beleuchten. Damit Grundrechte wie Datenschutz, Versammlungs- und Meinungsfreiheit nicht unverhältnismäßig eingeschränkt werden, führt die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) im Auftrag von Greenpeace bis Ende Mai mit drei juristischen Kurzstudien ein Monitoring durch. Im Zentrum dieser Kurzexpertise: Die geplante Contact-Tracing-App der Bundesregierung.

„Die Bundesregierung muss gewährleisten, dass Datenschutzrichtlinien auch in Zeiten von Corona-Apps eingehalten werden“, sagt Greenpeace-Politexpertin und Juristin Anna von Gall. „Die Angst vor dem Virus darf nicht dazu führen, dass Bürgerinnen und Bürger in eine Überwachung einwilligen, ohne umfassend über deren Konsequenzen aufgeklärt worden zu sein.“

Missbrauch verhindern, über Datenschutz aufklären

So machen die Verfasserinnen der Studie insbesondere auf etwaige Missbrauchsmöglichkeiten und die rechtlichen Konsequenzen für die Nutzerinnen und Nutzer der Applikation aufmerksam. Obwohl die Datenerhebung eigentlich anonym erfolgen soll, berge die enorme Datenmenge bei falschem Umgang die Gefahr, dass im Nachhinein Personenbezüge hergestellt werden. Vor allem für besonders schutzbedürftige Gruppen wie Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere könnte das eine Gefahr sein. Die Konsequenzen der App-Nutzung müssen deshalb unbedingt transparent gemacht werden. Greenpeace und GFF fordern außerdem, dass mit der App keine Quarantäneanordnungen digital überwacht werden dürfen.

Die Bundesregierung betont, dass der Einsatz der App freiwillig ist. Dies muss laut den Autorinnen unbedingt gewährleistet werden und etwa ein mittelbarer Nutzungszwang verhindert werden. So dürften Arbeitgeber die Nutzung der Contact-Tracing-App nicht anordnen oder der Zugang zu Dienstleitungen und Orten wie Flughäfen, Restaurants oder Pflegeheimen von der Nutzung der App abhängig gemacht werden.

 „Die Bundesregierung muss unbedingt sicherstellen, dass der Quelltext offengelegt wird, sagt Pauline Waller, Juristin und Projektkoordinatorin bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte. „Nur so kann sichergestellt werden, dass die App die datenschutzrechtlichen Vorgaben erfüllt und keine verborgenen Gefahren enthält.“

Gesundheitsminister Jens Spahn hat am 26. April die Einführung einer Corona-Tracing-App mit dezentraler Datenspeicherung angekündigt. Zuvor hatten Experten vor den Missbrauchsmöglichkeiten einer zentralen Datenspeicherung gewarnt.

„Corona-Apps“ und Zivilgesellschaft: Risiken, Chancen und rechtliche Anforderungen

„Corona-Apps“ und Zivilgesellschaft: Risiken, Chancen und rechtliche Anforderungen

Anzahl Seiten: 14

Dateigröße: 945.64 KB

Herunterladen

Mehr zum Thema

Stuhlkreis im Atrium der Greenpeace-Zentrale

Greenpeace und die Gemeinwohlbilanz

Wohin wollen wir wirtschaftlich wachsen? Wie können wir Ressourcen sparen? Schwierige Fragen, die auch Greenpeace bewegen. Das Konzept „Gemeinwohlökonomie“ könnte Antworten geben.

mehr erfahren über Greenpeace und die Gemeinwohlbilanz
Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand Greenpeace Deutschland

Die UN am Scheideweg

Damit die Vereinten Nationen wirksam gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen vorgehen können, brauchen sie eine tiefgreifende Reform. Deutschland trägt dafür eine besondere Verantwortung.

mehr erfahren über Die UN am Scheideweg
"Planet Earth First" Projection in Rome

Habemus spem - wir haben Hoffnung

Habemus Papam: Wir haben einen neuen Papst. Und alte Sorgen um die Umwelt. Kann das neue Kirchenoberhaupt etwas gegen die sich zuspitzende Klimakrise bewirken? Gedanken der Hoffnung. 

mehr erfahren über Habemus spem - wir haben Hoffnung
Protest During the Christian Democratic Union - CDU -Party Conference in the City Cube in Berlin

Zur Kleinen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU

Greenpeace beantwortet die Fragen der Union zur politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen

mehr erfahren über Zur Kleinen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU
MY Arctic Sunrise (DSM) Open Boat in Hamburg

Klimaschutz ist Gerechtigkeit

Baro Vicenta Ra Gabbert gestaltet als Sprecherin bei Greenpeace den sozial-ökologischen Wandel mit. Ein Interview über Ungerechtigkeiten der Klimakrise und ihre Vision.

mehr erfahren über Klimaschutz ist Gerechtigkeit
Hintergrundbild Planet Earth First

Was ist Globalisierung?

Greenpeace steht für die Vision einer Welt, in der die Wirtschaft die ökologisch-planetarischen Grenzen respektiert. Umwelt- und soziale Standards müssen global gültig sein.

mehr erfahren über Was ist Globalisierung?