
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Brasilien hatte 2002 die Einfuhr von runderneuerten Altreifen verboten, die zu über 90 Prozent aus der EU stammten. Die EU entledigte sich bis dahin mit dem Export der Entsorgungspflicht, mit der Begründung, die runderneuerten Reifen seien ja ein Wirtschaftsgut.
Richtig, aber eines mit kurzer Haltbarkeit. Nach ihrem kurzen Leben landen die Reifen auf Deponien in Brasilien oder werden verbrannt. Herumliegende Reifen eignen sich hervorragend als Brutstätten für Mücken und andere Überträger von Krankheiten, weil sich in ihnen das Regenwasser sammelt. Malaria und vor allem Dengue-Fieber haben in Brasilien stark zugenommen.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Weil seit 2006 die Deponierung von Altreifen in der EU selbst nicht mehr erlaubt ist, war ihr die Wiedereröffnung der Exportmöglichkeit so wichtig. Recyclingmöglichkeiten existieren zwar bei uns, sind aber auch angesichts der in den Reifen vorhandenen Schadstoffe relativ teuer. So bietet der Export die Möglichkeit, nach dem Motto "Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn" das Problem anderen zu überlassen.
Brasilien hingegen ist nicht in der Lage, Altreifen sachgerecht zu entsorgen. Deshalb appellierte die brasilianische Umweltministerin bereits im vergangenen Jahr an die EU, ihre WTO-Beschwerde zurückzuziehen. Jetzt appellieren brasilianische Nichtregierungsorganisationen, die EU solle ihre Position im Streitfall nochmal überdenken.
Umweltbelange, Menschenrechte und öffentliche Gesundheit sollten schwerer wiegen, als die Interessen einiger weniger Unternehmen. Die Mitglieder der Europäischen Union sollten sich ihrer Veranwortung bewußt werden und ihre Ressourcen darauf konzentrieren, Technologien zu entwickeln, um ihre Abfallprodukte, die die Folge einer nicht nachhaltigen Produktions- und Lebensweise sind, angemessen zu entsorgen, heißt es in dem Aufruf. Wir wollen nicht, dass Brasilien und andere Entwicklungsländer zu Mülldeponien der Europäischen Union werden!