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Das Atomkraftwerk Krümmel bei Geesthacht, Juni 2007
Martin Langer / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die erlaubten und routinemäßig gemessenen Emissionen der deutschen AKW liegen nach Ansicht beispielsweise der Strahlenschutzkommission weit unter dem Wert, der nach heutigem Wissensstand Leukämie auslösen kann. Dennoch ist die erhöhte Krebs- und Leukämierate - insbesondere bei Kleinkindern - ein unübersehbarer Fakt.

Frühe Warnzeichen

Anzeichen für ein erhöhtes Krebsrisiko in der Umgebung von Atomkraftwerken gibt es bereits seit den frühen 1970er Jahren. 1978 berichtete das Niedersächsische Ärzteblatt über erhöhte Krebs- und Leukämiegefahr um das AKW Lingen. Untersuchungen in England in den 80er Jahren zeigten erhöhte Leukämieraten bei Kindern im Nahbereich der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield. Auffälligkeiten gab es auch im Umkreis des AKW Gundremmingen. Und Anfang der 90er Jahre verstörten außergewöhnlich viele Leukämiefälle um das 2011 stillgelegte AKW Krümmel herum die Menschen in der Region.

1992 kam eine Studie des Mainzer Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation heraus. Sie wies nach, dass es im Fünf-Kilometer-Radius um deutsche Atomanlagen eine deutlich erhöhte Leukämierate bei Kleinkindern unter fünf Jahren gab. Grundlage waren Daten aus den Jahren 1980 bis 1990. Eine Folgestudie desselben Instituts, veröffentlicht 1997 mit Daten von 1980 bis 1995, stellte dagegen keine Erhöhung mehr fest.

Der Münchner Physiker Dr. Alfred Körblein überprüfte die Studie 1998 und kam zu einem anderen Ergebnis: Er fand eine um 54 Prozent erhöhte Krebsrate bei Kleinkindern im AKW-Nahbereich. Die Leukämierate war sogar um 76 Prozent erhöht.

Die zwei großen Studien

Im Dezember 2007 veröffentlichte das Bundesamt für Strahlenschutz die weltweit aufwendigste Studie zum Thema - die KiKK-Studie (Kinderkrebs in der Nähe von Kernkraftwerken). Sie sorgte für Wirbel. Das Mainzer Kinderkrebsregister hatte Daten von 1980 bis 2003 ausgewertet. Knapp 1.600 Kinder unter fünf Jahren waren in diesem Zeitraum rund um die deutschen Atomkraftwerke an Krebs erkrankt, davon 593 an Leukämie. Die Erkrankungsrate nahm zu, je näher der Wohnort am AKW lag. Doch sogar im Umkreis von bis zu 50 Kilometern wurden noch erhöhte Krankheitsraten festgestellt.

Seit September 2009 liegt eine weitere Studie vor. Durchgeführt wurde sie von Prof. Dr. med. Eberhard Greiser im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis '90/ Die Grünen. Greiser ist emeritierter Professor für Epidemiologie und medizinische Statistik des Fachbereichs Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen.

Für seine Untersuchung erweiterte er die Datenbasis. Er zog Krebsregister aus Frankreich, Großbritannien, Kanada und USA hinzu und wertete die Zahlen aus. Damit liegen nun Angaben aus fünf Ländern und aus der Umgebung von 80 Kernkraftwerken vor. Auch diese Studie erhärtet den Zusammenhang zwischen deutlich erhöhter Krebsgefahr und AKW-Nähe.

Was bleibt?

Welcher Strahlendosis die erkrankten Kinder ausgesetzt waren, ist im Nachhinein nicht ermittelbar. Deshalb haben die Verfasser der verschiedenen Studien auf die Entfernung des Wohnorts vom AKW zurückgegriffen. Doch auch wenn diese Studien nicht belegen können, dass Strahlung unmittelbar für die Erkrankungen verantwortlich ist - eines erlauben sie nicht: abzuwiegeln.

Das Vorsorgeprinzip gebietet, so schnell wie möglich aus einer Energieform auszusteigen, die solche Risiken beinhaltet. In Deutschland soll 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen. Doch der Atomausstieg könnte schneller gehen. Greenpeace-Analysen haben gezeigt, dass ein Ausstieg bis 2015 möglich ist.

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