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Windturbinen in Norwegen
Mitja Kobal / Greenpeace

Erneuerbare in Norwegen: Milliardenschweres Divestment beim größten Staatsfonds der Welt

Norwegen schichtet fast zwölf Milliarden Euro Investitionen um – von fossilen Brennstoffen zu Erneuerbaren. Das ist Divestment, an dem sich Deutschland ein Beispiel nehmen sollte.

Norwegen verhält sich als Land – wenigstens in einer Hinsicht – nicht anders als ein verantwortungsvoller Bürger: Es legt Geld zurück für schlechtere Zeiten. Der „Staatliche Pensionsfonds“ ist der weltweit größte seiner Art, Ende vergangenen Jahres belief sich das Vermögen auf rund 828 Milliarden Euro. Warum ausgerechnet Norwegen auf so einer Summe Geld sitzt? Weil das Land – bislang gut – von seinen Bodenschätzen lebt. Doch die sind endlich, das ist den Norwegern bewusst.

Das Geld liegt natürlich nicht irgendwo im Tresor, sondern ist angelegt, in Aktien, Anleihen und Wertpapieren. Viele davon bei Öl- und Kohlekonzernen, der Quelle des norwegischen Wohlstands – das war jedenfalls bislang so. Heute gab die norwegische Regierung ihr Einverständnis, dass diese Investitionen abgezogen werden dürfen und künftig in die Förderung Erneuerbarer Energien fließen. Divestment heißt das in der Finanzsprache. Im konkreten Fall bedeutet es, dass rund 5,1 Milliarden Euro aus dem Kohlesektor und rund 7 Milliarden Euro aus dem Ölsektor genommen werden; macht gut 12 Milliarden für umweltfreundliche Alternativen.

 

Ein Schlag ins Kontor für RWE

Praktisch läuft der Ausschluss der Öl- und Kohlekonzerne so: Alle Unternehmen, die über zehn Gigawatt Kohlekapazität verfügen oder jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle produzieren, werden vom „Staatlichen Pensionsfonds“ von nun an auf eine schwarze Liste gesetzt. Davon wäre auch der deutsche Energieversorger RWE betroffen, hat die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald ausgerechnet.

Es besitzt eine gewisse Ironie, dass Norwegen mit dem Geld, das es mit klimaschädlichen Brennstoffen gemacht hat, nun die saubere Energie der Zukunft finanziert. Ein kluger Schritt, findet Martin Norman, Finanzexperte von Greenpeace Norwegen, auch wenn die Regierung nach wie vor Ölbohrlizenzen vergibt und damit eine hohe CO2-Bilanz verantwortet. Ein Meilenstein ist die Entscheidung dennoch. „Damit wird Regierungen wie Unternehmen ein ganz klares Signal gegeben, dass die Zeit der fossilen Brennstoffe zu Ende geht, zum Wohle der Menschen und des Planeten“, so Norman.

Wie sieht’s mit Divestment in Deutschland aus?

Es ist ein Signal, das noch nicht alle vernommen haben. Zwar ist das Ende der Kohleenergie in Deutschland beschlossene Sache, europaweit wird aber noch immer in den Ausbau von Kraftwerken investiert – oftmals durch die Hintertür. Finanzdienstleister wie die Allianz betreiben vordergründig Divestment, versichern aber nach wie vor Braunkohleprojekte, die ohne diese Unterstützung nicht zustande kämen.

Greenpeace in Nordrhein-Westfalen fordert derweil die Kommunen auf, es Norwegen gleich zu tun und ihre Beteiligungen am Essener Energiekonzern RWE abzuziehen. Die haben damit bereits begonnen – schon weil es in finanzieller Hinsicht nur verantwortungsbewusst ist. Denn wer würde schließlich noch auf die Zukunft fossiler Brennstoffe wetten?

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