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Thilo Bode
© SZ Photo/picture-alliance

Thilo Bode: Umweltschützer mit dem Aussehen eines Bänkers

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Von Thilo Bode kommt im Oktober 2025 das neue Buch “Resist! Aufruf zum Widerstand” auf den Markt. Der streitbare Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist ist vielen immer noch als "ehemaliger Greenpeace-Chef" bekannt. 

„Die Zeit bei Greenpeace war aufregend. Das Wissen und der Mut meiner damaligen Kollegen hat mich sehr beeindruckt“, sagt Thilo Bode heute über seine Zeit bei der Umweltschutzorganisation. „Aber im Grunde hat mich die Organisation nicht so gebraucht. Ich konnte schon meinen Beitrag leisten, aber die Ideen hatten andere.“ Und weil er selber welche haben wollte, gründete er 2002 seine eigene Organisation: foodwatch.

Thilo Bode war zwölf Jahre bei Greenpeace. Sechs Jahre als Geschäftsführer des deutschen Büros, danach noch einmal eben solange als Geschäftsführer von Greenpeace International. Vorher war er nicht aktiv in der Umweltbewegung, nach seinem Weggang verschrieb er sich dem Verbraucherschutz. Und trotzdem ist für viele Deutsche Thilo Bode nach wie vor „das Gesicht Greenpeace“, einer der bekanntesten Chefs der Umweltschutzorganisation, den Greenpeace Deutschland je gehabt hat.

„Es war der Kontrast, der an Thilo Bode so faszinierte“ erklärt Harald Zindler, Greenpeace-Gründungsmitglied und Kollege Bodes. „Er wirkte so wahnsinnig seriös, sah aus wie ein Bänker, mit seinem Anzug und seiner Brille, aber wenn er den Mund aufmachte, rechnete er radikal mit der Wirtschaft ab und brach eine Lanze für den Umweltschutz – dann redete er wie ein Aktivist von Greenpeace“. Der Greenpeace-Chef war eloquent, scharfsinnig und pointiert. Ein paar Jahre lang war er gern gesehener Gast in allen Talkshows. Dabei fing alles ganz anders an.

Greenpeace-Chef Thilo Bode

1989 suchte Greenpeace Deutschland einen externen Geschäftsführer, weil der Verein intern zerstritten war. Bereits einige Jahre zuvor hatte sich ein Teil der Belegschaft abgespalten und zusammen mit anderen die Umweltschutzgruppe „Robin Wood“ gegründet. 1989 gab es wieder zwei Lager: Die „Dinosaurier“, also die Greenpeace-Schwergewichte, die das deutsche Büro 1981 gegründet hatten, mit ihren Anhängern auf der einen und viele der Neueingestellten auf der anderen Seite.

Der Graben schien unüberwindbar, und doch wollte niemand, dass sich Greenpeace erneut aufsplittet. „Der Auftrag an die neue Geschäftsführung war, intern zu vermitteln. Alle sollten sich bei Greenpeace wiederfinden können“, erklärt Gerd Wallmeyer, ein anderes Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland. Zudem musste ein Manager her, denn die Organisation war in den ersten Jahren stark gewachsen, ohne dass die internen Organisationsstrukturen mitgewachsen wären. Und Thilo Bode war Manager.

Als Vorstandsassistent bei einem mittelständischen Metallkonzern in Düsseldorf war er für Strategie und Controlling sowie die Betreuung von Tochtergesellschaften zuständig. In seiner Zeit davor hatte er in der Entwicklungshilfe gearbeitet. „Aber mehr noch als seine Vita begeisterte uns sein subversiver Kampfgeist und seine politischen Ansichten“, so Gerd Wallmeyer, der damals mit in der Kommission saß, die den Geschäftsführer auswählte. Harald Zindler, altgedienter Aktivist und Sprecher der Umweltschutzorganisation fügt hinzu: „Nach außen repräsentieren sollte er nicht. Das konnten wir ja selber.“

  • Press Conference on MV Altair in Hamburg

    Hamburg, 1995

    Thilo Bode und Jon Castle, Kapitän der "Altair" sprechen am 17. Juli 1995 im Hambuger Hafen auf einer Pressekonferenz. Shell hatte gerade verkündet, die Öl-Plattform "Brent Spar" nach heftigen Greenpeace-Protesten nicht zu versenken.

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  • Protest against Nuclear Tests in China

    Peking 1995

    Am 15. August 1995 demonstriert Thilo-Bode mit vier anderen nationalen Greenpeace-Chefs in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens gegen die Atombombentests Chinas. Sie werden innerhalb von Minuten verhaftet. Der Fotograf kann die Fotos der Aktion heimlich außer Landes bringen.

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  • Press Conference Launch of SmILE Car in Luzern

    Luzern 1996

    Stolz präsentiert eine Greenpeace-Crew am 13. August 1996 den Smile: ein kleines, äußerst sparsames 3-Liter-Auto, das der Markt sich zu entwickeln weigert. Hinten in der Mitte: Thilo Bode.

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  • Greenfreeze Press Conference in Hamburg

    Hamburg, 1997

    Der erste FCKW-freie Kühlschrank: Greenpeace und die Firma Kelon präsentieren am 12. September 1997 den neu entwickelten "Greenfreeze".

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  • Toxics Action against Detention at Japanese Embassy in the Hague

    Den Haag, 1999

    Thilo Bode beteiligt sich an einem Protest am 23. März 1999 vor der japanischen Botschaft in den Haag gegen die Inhaftierung von drei Greenpeace-Aktivisten in Japan. Die Aktivisten hatten gegen Chemikalien in Kinderspielzeug auf der Messe in Tokio demonstriert und waren ohne Gerichtsbeschluss tagelang festgehalten worden.

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  • Thilo Bode and Robert Kishinami

    Brasilien, 2000

    Im Mai 200 begleitet Thilo Bode als Geschäftsführer von Greenpeace International eine Tour auf dem Amazonas gegen illegale Abholzung. Hier steht er mit dem Chef von Greenpeace-Brasilien, Robert Kishinami, vor einem Stapel mit zu Unrecht als FSC deklariertem Holz.

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Gesicht und Manager

Seinen Auftrag nahm Bode ernst. Er kam und krempelte den Laden um. Brachte klare Struktur hinein und verordnete Menschen in Leitungspositionen Seminare in „Führungskultur“, was ihm manch alter Greenpeace-Haudegen am Anfang übel nahm. Dass Greenpeace sich aus den Anfangswirren herauswand, dass aus einem etwas chaotischen Haufen hochgradig engagierter Umweltschützer die schlagkräftige, straff organisierte und hochprofessionelle Umweltschutzorganisation wurde, die Greenpeace heute darstellt, ist - zu Teilen - auch Bodes Verdienst.

In seiner Zeit als Geschäftsführer förderte er, dass sich die Umweltschutzorganisation auch der Lösung und nicht nur des Problems annahm. Chlorfreies Papier, die Entwicklung eines FCKW-freien Kühlschrankes und der Bau des Spritsparautos Smile wurden so mit ihm Realität – und erfolgreiche Greenpeace-Geschichte.

Doch Bode war kein Mensch der grauen Theorie – die Umweltschutzorganisation faszinierte ihn. Er lenkte sie nicht nur vom Schreibtisch aus, er wollte sie auch spüren und erleben. Deshalb ging er mit zu einigen Aktionen. Als Anfang der 90er Jahre Greenpeace gegen den Kahlschlag kanadischer Regenwälder in Vancouver Island protestierte, war Bode mit dabei. 1993 wurde er verhaftet, als er mit anderen eine Brücke im Clayoquot Sound besetzte.

1995 war Bode auch vor Ort, als Greenpeace die ausgediente Ölplattform Brent Spar aufsuchte, um ihre Versenkung im Meer zu verhindern. In den Wochen der Auseinandersetzung mit dem Ölkonzern Shell war Greenpeace weltweit in allen Medien. Und dabei entdeckte Thilo Bode sein Talent, wenn er vor der Kamera stand.

Dass der Chef von Greenpeace Deutschland mit vor Ort war, dass er nicht nur von den Fakten der Umweltzerstörung, sondern auch von der Situation vor Ort selbst sprechen konnte, machte ihn als Gesprächspartner gerade für Fernsehsender umso interessanter. Und intern brachte es ihm große Anerkennung und Zusprache.

Wenige Monate später stand er mit anderen nationalen Greenpeace-Chefs auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, um gegen chinesische Atombombentests zu protestieren – wenn auch nur für wenige Minuten, bevor alle verhaftet wurden. 

Auch als Bode bereits Chef bei Greenpeace International war, warf er immer wieder sein Gewicht als Geschäftsführer und sein Talent als Sprecher in die Waagschale. So etwa 1997 bei seiner Rede für mehr Klima- und Umweltschutz vor der UN-Generalversammlung, bei seinem Protest gegen die Verhaftung japanischer Aktivisten im Jahr 1999 oder für die Regenwaldkampagne im Amazonas im Jahr 2000.

2001 trennten sich die Wege von Greenpeace und Thilo Bode, doch der Kampfgeist und die Arbeitsweise der Umweltschutzorganisation prägen ihn bis heute. Der gebürtige Bayer gründete nach seinem Weggang die Verbraucherschutzorganisation „foodwatch“, die sich seitdem erfolgreich um Kennzeichnungspflicht, Lebensmittelskandale, Agrargifte und andere Konsumententhemen kümmert. Er schrieb mehrere Bücher, einige wurden zu Bestsellern. Wie er dabei vorgeht, beschreibt er so:

Thilo Bode Portrait
„Wenn du als kleine Organisation große Konzerne angreifst, dann musst du clever sein: Wer sind deine Gegner, wer deine Verbündete? Wo eröffne ich einen Konflikt? Wie muss ich kommunizieren? Wie bringe ich den anderen dazu, einen Fehler zu machen, über den er stolpert?“

Thilo Bode

langjähriger Chef von foodwatch

Thilo Bode Portrait
Zitat
„Wenn du als kleine Organisation große Konzerne angreifst, dann musst du clever sein: Wer sind deine Gegner, wer deine Verbündete? Wo eröffne ich einen Konflikt? Wie muss ich kommunizieren? Wie bringe ich den anderen dazu, einen Fehler zu machen, über den er stolpert?“
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Thilo Bode
Position des Zitatinhabers
langjähriger Chef von foodwatch
Kreisförmiges Bild
An

Auf Podiumsdiskussionen oder in Talkshows ist Thilo Bode, der Bestsellerautor und streitbare Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist, immer noch gern gesehener Gast. Trägt immer noch Anzug, wettert mal wortgewaltig gegen Gammelfleisch und Verbrauchertäuschung, dann wieder gegen die Diktatur der Konzern oder was sich verschoben hat in diesem Land. Doch es gibt fast keine Sendung, bei der er nicht irgendwann untertitelt wird mit „Thilo Bode, ehemaliger Greenpeace-Chef“. 

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© Jan Zappner / Greenpeace

Roland Hipp: Die Energiewende als Lebensziel

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„Bei der Energiewende am Ball bleiben“, das ist eines der obersten Ziele, die sich Roland Hipp, einer der beiden Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, gesteckt hat.

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"Sie war eine Kapitänin"

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17 Jahre lang prägte Brigitte Behrens als Geschäftsführerin Greenpeace Deutschland. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Brigitte Behrens am 17. März 2025 verstorben. Greenpeace Deutschland trauert.

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Lebenslauf:

1947: Thilo Bode wurde am 14. Januar in Eching am Ammersee als Sohn des Journalisten Thilo Bode und einer Buchhändlerin geboren.

1960er: Nach seiner Schulzeit gründete er den Juso-Ortsverein Herrsching am Ammersee und war Juso-Vorsitzender im Landkreis Starnberg. An den Universitäten München und Regensburg studierte er zunächst Soziologie, wechselte dann zu Volkswirtschaft.

1972: Abschluss als Diplom-Volkswirt.

1972-75: promovierte er an der Universität Regensburg zu Direktinvestitionen in Entwicklungsländern. Danach betreute er Projekte zum Aufbau der Wasser- und Energieversorgung in der Dritten Welt, arbeitete für die Kreditanstalt für Wiederaufbau und beriet Unternehmen bei ihrem Engagement in Entwicklungsländern.

1986: wechselte Thilo Bode von aus der Entwicklungshilfe in die Wirtschaft: Als Vorstandsassistent bei einem mittelständischen Metallkonzern in Düsseldorf war er für Strategie und Controlling sowie die Betreuung von Tochtergesellschaften zuständig.

1989-1995: Thilo Bode wurde Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland. Eingestellt wurde der Manager, um die schnell wachsende Organisation besser zu strukturieren und professioneller für die Zukunft aufzustellen. Er leitete das deutsche Büro bis 1995, dann wurde er Geschäftsführer von Greenpeace International.

1993: Protestierte Thilo Bode zusammen mit anderen gegen den Kahlschlag kanadischer Regenwälder. Dazu blockieren die Aktivisten eine Brücke im Clayoquot Sound auf Vancouver Island.

1995: Auch als Greenpeace die ausgediente Ölplattform „Brent Spar“ besetzt, um ihre Versenkung zu verhindern, ist Bode mit vor Ort. Wenige Monate später protestiert er zusammen mit anderen nationalen Geschäftsführern in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens gegen die Atombombentests Chinas.

1995 – 2001: Geschäftsführer von Greenpeace International

2001: Für seine Verdienste um den Umweltschutz bekam Bode das Bundesverdienstkreuz.

2002 gründete Thilo Bode die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch e.V. und führte diese bis 2021. Auslöser war der Schock des BSE-Skandals und die Frage: Wer vertritt eigentlich die Interessen der Verbraucher? Bis 2021 setzte sich Thilo Bode mit seinem Verein dafür ein, dass alle wissen, was in ihren Einkaufswagen und auf ihren Teller Kommt.

2017: Im April 2017 gab er die Geschäftsführung von foodwatch Deutschland an Martin Rücker ab und fungierte danach als Direktor von Foodwatch International.

2021: Ende 2021 zog er sich aus der Organisation zurück

Von Bode veröffentlichte Bücher: „Die Demokratie verrät ihre Kinder“ (2003), „Abgespeist. Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können.“ (2007), „Die Essensfälscher“ (2010), „Die Freihandelslüge: Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet“ (2015), “Die Diktatur der Konzerne: Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören” (2018), “Der Supermarktkompass - informiert einkaufen, was wir essen” (2023) und ganz neu: “Resist: Aufruf zum Widerstand - Erinnerungen eines politischen Aktivisten” (2025)

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