Jetzt spenden
Reihe von Kosmetikprodukten
Daniel Mueller / Greenpeace

Hersteller-Check Plastik in Kosmetik: So wird beim Ausstieg getrickst

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Eigenlob stinkt, in diesem Fall nach Verbrauchertäuschung: Wenn sich Kosmetikhersteller für den Verzicht auf Mikroplastik selbst auf die Schulter klopfen, ist das in vielen Fällen eher Marketing als ernstgemeinte Maßnahme. Zu diesem Ergebnis kommt ein Hersteller-Check von Greenpeace, der sich auf Aussagen der Firmen und eigene Recherchen beruft.

Das demonstrativ gute Gewissen vieler Hersteller konventioneller Pflegeprodukte rührt aus dem sogenannten Kosmetikdialog. Zu dem traf sich der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) mit dem Bundesumweltministerium, um Mikroplastik aus Produkten zu verbannen. Ihm ist zu verdanken, dass feste Plastikpartikel aus Peelings und anderen abwaschbaren Pflegeprodukten verschwunden sind.

Doch dieses Zugeständnis ist kaum mehr als ein Feigenblatt: Gel- und wachsartige Kunststoffe oder Suspensionen, das heißt feste Stoffe in Flüssigkeit gelöst, sind bei keinem Hersteller Teil der Selbstverpflichtung. Das ist auch kein Wunder: Jede Firma definiert selbst, was sie für Mikroplastik hält. Plastik, das nicht unter ihre Begriffsbestimmung fällt, landet weiterhin über den Abfluss in unseren Meeren.

Gestörte Selbstwahrnehmung

Demnach schneiden Firmen wie Beiersdorf mit der Marke Nivea oder Henkel mit Schwarzkopf auch lediglich nach den eigenen Maßstäben gut ab: Ihre Produkte sind frei von festen Plastikpartikeln. Die anderen drei Kriterien des Hersteller-Checks werden nicht grundsätzlich und vollständig erfüllt. Denn die firmeneigene Definition schließt eben nicht sämtliche Kunststoffe ein, folgerichtig sind die Produkte auch nicht frei von flüssigem, gel- und wachsartigem Plastik. Das vierte Kriterium wird genauso wenig erfüllt: Weder Beiersdorf noch Henkel können belegen, dass die eingesetzten Kunststoffe zweifelsfrei umweltverträglich sind.

Genau dasselbe Bild bietet sich bei den Eigenmarken der Drogerieketten Rossmann, Budnikowsky und DM. Einzig zertifizierte Naturkosmetikfirmen wie Lavera, Speick oder Weleda erfüllen erwartungsgemäß alle Kriterien.

Gefährlich und nicht ausreichend erforscht

Tabelle: Hersteller-Check Plastik in Kosmetik

© Greenpeace

Dass Kosmetik plastikfrei produziert wird, ist für gesunde Meere unabdingbar. Geschätzt 150 Millionen Tonnen Plastik belasten die Weltmeere, darunter teils zerkleinerter Plastikmüll, aber auch primäres Mikroplastik aus der Industrie – also Kunststoff, der bereits in winzig kleiner Form in Umlauf gebracht wird. Diese Plastikverbindungen können Giftstoffe an sich binden, die über die Nahrungskette auf unseren Tellern landen. Dass Speisefische zum Teil mit Plastik belastet sind, belegt ein Greenpeace-Report aus dem vergangenen Jahr. Was flüssige Kunststoffe in der Umwelt ausrichten, ist noch überhaupt nicht ausreichend erforscht.

„Jeden Tag gelangen Kunststoffe in fester und flüssiger Form aus Alltagsprodukten in unsere Flüsse und Meere“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Expertin für Meere. „Es wäre ein einfacher Schritt für große Firmen wie Beiersdorf oder Henkel, sie wegzulassen oder durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen.“ Doch die Selbstverpflichtung ist offensichtlich gescheitert. Um die Meere wirksam vor diesem unnötigen Mehr an Plastikmüll zu schützen, braucht es ein umfassendes Verbot.

Hersteller-Check: So schneiden die Kosmetikunternehmen ab

 

  • Produktshots Reinigungsmittel

    Reihenweise voller Plastik

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Kampaignerin Lisa Otte testet selbstgemachte Kosmetik

    Selbstgerührt statt aus der Drogerie

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Herstellercheck: Plastik in Kosmetik

Herstellercheck: Plastik in Kosmetik

Anzahl Seiten: 7

Dateigröße: 4.4 MB

Herunterladen
Vogel über Müllberg

Mehr zum Thema

Portrait of Moritz Jaeger-Roschko

“Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”

Kreislaufwirtschaft klingt nachhaltig. Doch was ist das? Das und wieso der kluge Gedanke der Kreislaufwirtschaft in Deutschland irreführend genutzt wird, erklärt Moritz Jäger-Roschko im Interview.

mehr erfahren über “Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”
 Passant:innen betrachten Kleiderstatue aus Textilmüll vor dem Brandenburger Tor

Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt

Fast Fashion zerstört Umwelt und Ressourcen – nachhaltige Alternativen sind der Weg aus der Wegwerfmode. Black Week und Black Friday heizen den zerstörerischen Konsum nochmal mehr an. Ein Greenpeace-Rechtsgutachten zeigt: Anti-Fast-Fashion-Gesetz auch in Deutschland möglich.

mehr erfahren über Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt
Studioaufnahme: Textilien von Shein auf einem Haufen

Schäm dich, Shein

Schnell, billig, rücksichtslos – das ist das Geschäftsmodell des Fast Fashion-Konzerns Shein. Greenpeace hat nach drei Jahren erneut Produkte ins Labor geschickt – mit beunruhigenden Ergebnissen.

mehr erfahren über Schäm dich, Shein
Kleidung auf einem Bügel mit einem Recycling-Schild

9 einfache Tipps für Slow Fashion

Fast Fashion hat sich längst als eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit etabliert. Aus der Fast Fashion-Falle auszubrechen, ist nicht schwer - zeigen unsere Tipps.

mehr erfahren über 9 einfache Tipps für Slow Fashion
Großes Banner "End Fast Fashion" liegt am Strand in Ghana zwischen Textilmüll.

Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren über Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten
Alte Kleider können einfach wiederverwertet werden.

Upcycling: Was heißt das eigentlich?

Aus gebrauchten Materialien werden wieder schöne, nützliche Dinge: Upcycling ist eine tolle Möglichkeit, Überkonsum etwas Nachhaltiges entgegenzusetzen.

mehr erfahren über Upcycling: Was heißt das eigentlich?