Jetzt spenden
Plastiksäuberung am Strand im Senegal
© Ibrahima Kebe Diallo / Greenpeace

Neuer Greenpeace-Report “Klimakrise unverpackt”

Die Zukunft kommt weitgehend ohne Verbrennungsmotoren aus, das hat sogar die Autoindustrie meistenteils eingesehen. Doch wie sehen die Pläne der Ölindustrie aus, wenn die Nachfrage nach Benzin, Diesel und Kerosin sinkt? Ein aktueller Report von Greenpeace gibt eine beunruhigende Antwort. Aus Erdöl lässt sich nämlich nicht nur Treibstoff gewinnen, sondern auch Plastik herstellen. Eine Menge Plastik: Bis 2050 könnte es das Dreifache des Produktionsvolumens von 2015 sein, wenn die Politik nicht einschreitet. Der Report “Klimakrise unverpackt” zeigt anhand von Recherchen und Zahlen: Der Paradigmenwechsel nützt dem Planeten gar nichts, wenn die Ölindustrie lediglich eine Umweltverschmutzung gegen eine andere tauscht.

Der Bericht beleuchtet Lieferketten und Geschäftsbeziehungen zwischen den weltgrößten Konsumgüterfabrikanten, etwa Coca-Cola, Nestlé oder dem Milka-Mutterkonzern Mondelez, mit Ölunternehmen wie ExxonMobil oder Shell. Die Zusammenarbeit ist eng: In der Vergangenheit haben Öl- und Verpackungsindustrie gemeinsam gegen Gesetzgebungen gekämpft, die den Gebrauch von Einwegverpackungen eingeschränkt hätten. 

Plastik ist ein Problem fürs Klima

Doch von einem Rückgang ist nichts zu spüren: Beim Verbrauch von Einweg-Plastikverpackungen liegt der Schweizer Konzern Nestlé an der Spitze. Das Unternehmen bezieht jährlich 1.524.000 Tonnen Plastik – für diese Menge müssen insgesamt 7.620.000 Tonnen CO2-Emissionen aufgewendet werden. Laut Prognosen der Industrie soll sich die gesamte Plastikproduktion bis 2035 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen. 

Das ist nicht bloß ein Müll-, sondern ein ebenso gewaltiges Klimaschutzproblem: Will die Menschheit die Erderhitzung unter den kritischen 1,5 Grad Celsius belassen, steht ihr nur noch ein begrenztes CO2-Budget zu. Alleine durch die Treibhausgasemissionen, die durch ein solch ungebremstes Wachstum der Plastikproduktion entstünden, wäre bis zur Mitte des Jahrhunderts zehn bis 13 Prozent des Budgets aufgebraucht; bis 2100 ein Viertel. Konsum ist ein Klimakiller.

Was ist die Lösung?

Die angesprochenen Unternehmen beziehen sich in ihren Nachhaltigkeitsversprechen häufig auf ihre Recyclingkonzepte, doch die Zahlen sprechen gegen sie: Gerade mal 16 Prozent des in Deutschland anfallenden Kunststoffmülls wird tatsächlich zu Rezyklat, das auch in neuen Produkten wiederverwertet wird. Recycling ist nicht die Lösung des Plastikproblems. Die lautet nämlich schlicht: weniger Plastik.Untersuchungen der Heinrich-Böll-Stiftung belegen, dass 92 Prozent der Deutschen längst Mehrweglösungen fordern. “Dafür müssten Supermärkte Einwegverpackungen drastisch reduzieren, Pfandsysteme ausbauen und auf flächendeckende Systeme zum unverpackten Einkaufen umstellen”, sagt Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft. Eine aktuelle Greenpeace-Petition fordert von der Bundesregierung, dafür die Grundlagen zu schaffen. Das Verpackungsgesetz muss um eine bundesweit geltende Mehrwegpflicht erweitert werden: Das schließt einheitliche Mehrwegbehälter für Supermärkte, Restaurants, Lieferdienste und den Onlinehandel ein.

Report: Klimakrise unverpackt

Report: Klimakrise unverpackt

48

33.59 MB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 04.04.2024

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren