Skip to main content
Jetzt spenden
Weizenfeld - bis zum Horizont
Greenpeace / Thomas Porter

Was bringt E10-Sprit der Umwelt?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Mit dem neuen Treibstoff E10 will die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen und die Abhängigkeit vom Öl verringern. Aber haben die Politiker damit tatsächlich den richtigen Weg eingeschlagen? Das ist fraglich, denn Wald, Weide- oder Brachland in Ackerland umzuwandeln, kann dazu führen, dass noch mehr Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wird. E10 kann also nicht nur Autos ruinieren, sondern auch unsere Umwelt - das ist ein schwerwiegender Nachteil. 

    Derzeit werden in Deutschland etwa eine Millionen Kubikmeter Ethanol aus Weizen, Mais und Zuckerrüben hergestellt. Die Tendenz ist stark steigend. So ist geplant die Kapazitäten um weitere 0,8 Millionen Kubikmeter auszubauen.

    Für die Erzeugung von den zukünftig 1,8 Millionen Kubikmeter Ethanol werden umgerechnet 4,5 Millionen Tonnen Getreide benötigt. Damit könnte man acht Prozent des Benzinkraftstoffs durch Ethanol ersetzten - oder fünf Millionen Menschen ernähren.

    Agrarkraftstoffe sind keine Lösung

    Absehbar ist, dass die für unseren Spritverbrauch notwendigen Pflanzen mit hohem Dünge- und Pestizideinsatz angebaut werden und dadurch gravierende Umweltprobleme verursachen. Es wird zu erhöhten Lachgasemissionen, Überdüngung von Gewässern und Biodiversitäsverlusten durch den Anbau in Monokultur kommen.

    Zusätzlich kann der steigende Anbau der Treibstoffpflanzen dazu führen, das Lebensmittel knapp und sehr teuer werden. Das trifft die Ärmsten besonders hart. Gleichzeitig erhöht es den Run auf die Abholzung der letzten Urwälder - um weitere Anbauflächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Ein schrecklicher Kreislauf auf Kosten unseres Klimas.

    Der positive Beitrag von Agrarkraftstoffen zum Klimaschutz ist sehr gering, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftexperte bei Greenpeace. Unter Umständen ist er sogar negativ und kann den Klimawandel anheizen. Insbesondere wenn für die Erzeugung der Agrotreibstoffpflanzen Urwälder gerodet werden.

    Weltweite Agrarfläche reicht nicht aus Öl zu ersetzen

    Wollte man beispielsweise in Deutschland Benzin und Dieselkraftstoff (51,8 Mio t) vollständig durch Rapsöl und Ethanol aus Getreide ersetzen, würde dafür die gesamte deutsche Acker- und Grünlandfläche nicht ausreichen. Es müssten zudem sämtliche Nahrungsmittel importiert werden. Und trotzdem könnte nur ein Teil der Fahrzeuge mit heimischen Agrosprit fahren.

    Um das Problem noch deutlicher zu machen: Schon jetzt ist die EU ein sogenannter Nettoimporteur. Es werden derzeit umgerechnet 35 Millionen Hekta Ackerland von außerhalb der EU benötigt, um den Nahrungs- und Agrospritbedarf in Europa zu decken. Den Agrospriteinsatz zu erhöhen, führt nur dazu, dass wir mehr importieren müssen.

    In den USA wird in immer größerem Stil Ethanol aus Mais hergestellt und der intensive - also düngemittel- und pestizidreiche - Maisanbau hat deutlich zugenommen. Die daraus resultierenden Stickstoff-Düngerreste gelangen über Mississippi und Missouri in den Golf von Mexico. Mit der Folge, dass es dort immer größeren Dead Zones gibt.

    Steigende Ethanolmengen im Benzin sind keine sinnvolle Klima- oder Umwelschutzmaßnahme. Sie reduzieren auch nicht unsere Importabhängigkeit und verschleiern nur den Blick auf die richtigen klimarelevanten Maßnahmen, kritisiert Hofstetter. Sinnvoll wäre es den Benzinverbrauch zu drosseln, leichtere Autos zu bauen, striktere Zulassungsregelungen für einen sinkenden Flottenverbrauch zu erlassen oder neue, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu erarbeiten.

    Europas Biokraftstoffpläne: Auswirkungen auf Klima und Natur

    Europas Biokraftstoffpläne: Auswirkungen auf Klima und Natur

    6 | DIN A4

    160.2 KB

    Herunterladen

    Mehr zum Thema

    Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn

    Deutschlandticket: So kann es weitergehen

    • 08.11.2023

    Zehn Millionen Deutschland-Tickets werden jeden Monat verkauft. Auch Firmen nutzen das Angebot für ihre Mitarbeitenden. Aber die Erfolgsgeschichte ist in Gefahr, denn die Finanzierung wackelt.

    mehr erfahren
    Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen

    Bahn statt Autobahn

    • 19.09.2023

    Deutschland hat eines der dichtesten Autobahnnetze in Europa – und die meisten Bahnstrecken stillgelegt. Schlecht fürs Klima – aber auch für die Mobilität in Deutschland.

    mehr erfahren
    Verkehrssituation an einer Kreuzung in Berlin: zwei Straßenbahnen, eine Bahnbrücke, Radfahrende und Fußgänger:innen

    Mitreden: 10 Tipps für die Mobilitäts-Debatte

    • 05.09.2023

    „Autofreie Innenstädte schaden dem Einzelhandel“ oder „Andere Länder treiben die Verkehrswende auch nicht voran“. Wir haben gängige Argumente gegen eine neue Mobilität eingeordnet.

    mehr erfahren
    Wasserbecken vor der Messe mit drei eingesunkenen Autodächern. Aktive im Wasser halten Banner: „Autoindustrie versenkt Klimaschutz“ und „Shrink Now Or Sink Later“

    IAA: Grünschleier über der Stadt

    • 05.09.2023

    Die IAA will keine reine Autoshow mehr sein. Doch hinter der grünlichen Messefassade steckt weiter eine Branche mit klima- und naturschädlichem Geschäftsmodell.

    mehr erfahren
    Reisen mit der Bahn in Berlin

    Preisvergleich Zugreise versus Flugreise

    • 20.07.2023

    Bruchlandung für den Klimaschutz: Egal, ob Urlaubsreisen, Familienbesuche oder Businesstrips, bei der Wahl zwischen Zug- und Flugreisen entscheidet oft der Preis. Eine Vergleichsanalyse von Greenpeace

    mehr erfahren
    Protestaktion bei EM-Spiel

    Protest vor EM-Spiel

    • 11.07.2023

    Mit einer Notlandung endete der Protest eines Greenpeace-Aktivisten anlässlich des Europameisterschafts-Spiels Deutschland gegen Frankreich. Das Gericht in München hat zu dem Unfall nun geurteilt.

    mehr erfahren