Jetzt spenden
Burma Nargis
UNOSAT

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Online-Redaktion: Karsten, die Opferzahlen in Burma steigen schwindelerregend. Wie siehst du die Lage?

Karsten Smid: Wir sehen hier unmittelbar, was die Klimaveränderung nach sich zieht. Bis zu einer Million Menschen sind obdachlos. Schätzungen von unabhängigen Hilfsorganisationen gehen inzwischen von bis zu 100.000 Todesopfern aus. Wieder hat es die Ärmsten der Armen getroffen. Sie sind besonders verwundbar. Die Opfer des Sturms Nargis sind Klimaopfer.

Online-Redaktion: Wie weit entspricht das Geschehen in Burma den Szenarien, die die Wissenschaftler seit längerem beschwören?

Karsten Smid: Es entspricht genau dem, wovor der Weltklimarat (IPCC) in seinem letzten Sachstandsbericht über die Folgen der Klimaerwärmung ausdrücklich gewarnt hat: Vor der extremen Verwundbarkeit der Menschen, die in Armut in tiefgelegenen Küstenregionen und Flussdeltas leben, zusammen mit dem wachsenden Risiko von heftiger werdenden Wirbelstürmen in diesen Regionen .

Online-Redaktion: Wie sieht es konkret in den betroffenen Gebieten aus?

Karsten Smid: Wassermassen stehen auf den Feldern, auf denen vor einer Woche noch Reis wuchs. Der überwiegende Teil der Einwohner Burmas lebt von der Landwirtschaft. Der Zyklon Nargis hat die Ernten vernichtet. Burma gehört zu den weltweit wichtigsten Reisproduzenten. Die Reisfelder liegen in dem jetzt zerstörten, über 30.000 Quadratkilometer großen Delta des Irrawaddy. Die Anbaugebiete wurden von dem Zyklon besonders schwer getroffen. Mindestens 5.000 Quadratkilometer, eine Fläche doppelt so groß wie das Saarland, sind überschwemmt.

Online-Redaktion: Sind die Überschwemmungen bereits Folge des Meeresspiegelanstiegs?

Karsten Smid: Wenn der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um bis zu sechzig Zentimeter steigt, wie Klimaforscher prognostizieren, werden ganze Länder und Inselgruppen in Asien dauerhaft überschwemmt. Das Irrawaddy-Delta gehört mit zu den vierzig durch den Klimawandel gefährdetsten Regionen weltweit. Der Zyklon hat die Wassermassen bis zu 100 Kilometer landeinwärts getrieben. Bei solchen Extremwetterlagen geht es eben nicht nur um ein paar Zentimeter Meeresspiegelanstieg.

Online-Redaktion: Nimmt die Zerstörungskraft von Zyklonen zu?

Karsten Smid: Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass wir in Folge der Klimaerwärmung mit intensiveren Wirbelstürmen rechnen müssen. Und bereits bei etwas stärkeren Stürmen vervielfacht sich die Zerstörungskraft. So zynisch das klingt: Nargis war ein perfekter Sturm.

Online-Redaktion: War die Katastrophe vorhersehbar?

Karsten Smid: Wir wissen nie, wo die zerstörerische Gewalt der Natur zuschlägt. Die Katastrophe kommt jedoch keineswegs so überraschend wie viele glauben. Mit der Klimaerwärmung steigt die Verdunstung über den Ozeanen. Stärkere Tiefdruckgebiete bilden sich aus. Die Energie entlädt sich in Unwettern und eben auch in intensiveren Zyklonen - wie jetzt in der Bucht von Bengalen vor Burma.

Online-Redaktion: Also ist der Mensch mitschuldig?

Karsten Smid: Die bittere Wahrheit ist, dass die Industriestaaten diese Katastrophe mit verursacht haben. Das gnadenlose Militärregime in Burma lässt die Opfer aus reinem Machtkalkül hängen. Aber wer trotz besseren Wissens beispielsweise an der Verfeuerung der klimaschädlichen Kohle festhält, trägt genauso eine Mitverantwortung an dem Desaster in Burma.

  • Satellitenaufnahme des Zyklons Nargis, der 2008 Burma verwüstete. Der Wirbelsturm raste mit Spitzengeschwindigkeiten bis 250 Kilometern/Stunde über die burmesische Küste hinweg und zerstörte die Ernte im wichtigsten burmesischen Reisanbaugebiet

    Der Zyklon Nargis rast 2008 mit 250 km/h über Burma hinweg

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/mobbing-klagen-stoppen

Mobbing-Klagen stoppen

Greenpeace USA soll 660 Millionen Dollar "Schadensersatz" an Energy Transfer zahlen! So genannte SLAPP-Klagen gefährden unser Recht auf Meinungsfreiheit. Deutschland muss jetzt ein Anti-SLAPP-Gesetz erlassen.

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Mehr zum Thema

Gletscherschmelze: der Gurgler 1932 - 2025

Gletscherschmelze: Berge ohne Eis

Neue erschreckende Bilder zeigen, wie die Erderhitzung Gletscher in Deutschland, Österreich und der Schweiz zerstört.

mehr erfahren über Gletscherschmelze: Berge ohne Eis
Protest in Dry River in the Amazon in Brazil

Dürre Zeiten

In Europa und weltweit leiden immer mehr Regionen an Trockenheit. Heiße Sommer lassen Böden, Wälder und Gewässer leiden, auch andere Jahreszeiten bleiben inzwischen oft zu trocken.

mehr erfahren über Dürre Zeiten
Martin Kaiser, Executive Director of Greenpeace Germany

"Pyrrhussieg der Fossilen"

Die UN-Klimakonferenz gab keine Antwort, wie wir schneller CO2-Emissionen senken und den Amazonas retten können. Und doch sieht Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand bei Greenpeace, Fortschritte.

mehr erfahren über "Pyrrhussieg der Fossilen"
Flut in Günzburg 2.6.24

Extremwetter - Wetterextreme

Überschwemmungen, Stürme und Dürren werden immer schlimmer. Im Sommer 2024 versank Europa mehrfach in sogenannten "Jahrhundertfluten", die Zahl der Hitzetoten steigt. Die Klimakrise ist längst da.

mehr erfahren über Extremwetter - Wetterextreme
Podium der 21. Klimaschutzkonferenz in Paris 2015

Internationale Klimakonferenzen

Schon in den siebziger Jahren erkannten Forschende: Der Klimawandel wird eine ernste, weltweite Bedrohung für Mensch und Natur. Daher wurde 1979 die erste Klimakonferenz in Genf einberufen. Ein historischer Überblick.

mehr erfahren über Internationale Klimakonferenzen
Messballon zur Beobachtung des Ozonlochs am nördlichen Polarkreis, Juni 1988

Ursache und Wirkung des Ozonlochs

Das Ozonloch beschäftigt Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten. Wir erklären, worum es sich dabei handelt und betrachten seinen aktuellen Zustand.

mehr erfahren über Ursache und Wirkung des Ozonlochs