Jetzt spenden
Kante des Filchner-Ronne Schelfeises im Weddellmeer, 1995
Ralph Timmermann / Alfred-Wegener-Institut

Klimawandel bedroht auch die Antarktis

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Das Weddellmeer im Nordwesten des antarktischen Kontinents ist das größte Meer am Rande des Südlichen Ozeans. Eine seiner Buchten ist bedeckt vom Filchner-Ronne-Schelfeis. Rund 250 Meter dick ist dieser Eisschild vor der antarktischen Küste, etwa 30 Meter davon ragen aus dem Meer.

Lange Zeit gingen Forscher: innen davon aus, dass der Klimawandel sich auf die kalten Wassermassen des Weddellmeeres und auf sein Schelfeis nicht auswirken werde. Neue Erkenntnisse zeigen eine andere Entwicklung. Am 9. Mai 2012 erschienen gleich zwei Studien, die Hinweise auf eine katastrophale Entwicklung im Südpolarmeer geben.

Eine der Studien erschien in der Fachzeitschrift Nature und stammt von Wissenschaftler: innen des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Das Filchner-Ronne-Schelfeis im antarktischen Weddellmeer wird noch in diesem Jahrhundert rapide zu schmelzen beginnen und als Barriere für nachrutschendes Inlandeis wegfallen, schreibt das AWI in seiner Pressemitteilung vom 9. Mai.

Lufterwärmung setzt Kettenreaktion in Gang

Den Wissenschaftler: innen zufolge steigt über dem südöstlichen Weddellmeer die Lufttemperatur. Damit würde eine Kettenreaktion in Gang gesetzt. Schon in den nächsten Jahrzehnten könnte das Schelfeis durch die Erwärmung dünner, brüchiger und mobiler werden. Damit würden sich die Strömungsverhältnisse verändern, warmes Wasser würde unter das Schelfeis gelangen und es dort zum Schmelzen bringen.

Derzeit schmelze das Filchner-Ronne-Schelfeis an seiner Sohle auf dem Meeresboden um etwa fünf Meter pro Jahr, heißt es in der Studie. Zur nächsten Jahrhundertwende erwarten die Forscher: innen Schmelzraten von bis zu 50 Metern im Jahr. Damit schmilzt eine wichtige Barriere für das Inlandeis. Das Schelfeis ist eine große, auf dem Meer schwimmende Eisplatte, die mit einem Gletscher an Land verbunden ist. Es bremst das Fließen des Inlandgletschers. Fällt das Schelfeis als Bremse weg, so setzt sich das dahinterliegende Eis in Bewegung und fließt ins Meer. Der Meeresspiegel steigt.

Auf eine solche Entwicklung weist auch die zweite Studie hin. Sie stammt von Wissenschaftler: innen der Universität Edinburgh und erschien in der Zeitschrift Nature Geoscience. Die Forscher: innen haben die Eisdecke des Weddellmeeres per Radio Echo Sounding (RES) analysiert. Sie fanden ein großes, steil abfallendes Becken mit glattem Grund. Es würde einem Eisrutsch wenig entgegensetzen.

{image_r}Die Warnungen der Bremerhavener Klimaforscher: innen sind alarmierend. Bisher galt die Region um das Filchner-Ronne-Schelf als eher stabil. Und bisher haben sich die Wissenschaftler: innen des Alfred-Wegener-Instituts mit Alarmmeldungen sehr zurückgehalten, sagt der Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. Die Aussagen der Klima-Modellrechnungen haben eine neue Qualität, die nicht länger von der Politik ignoriert werden darf. Wenn das Eis der Gletscher immer wieder vom Festland nachrutscht, kann das zu einer dramatischen Erhöhung des Meeresspiegels von vier Zentimetern pro Jahrzehnt und mehr führen.

Weitere Fotos und Grafiken finden Sie auf der Website des Alfred-Wegener-Instituts.

  • Grafik zur heutigen Zirkulation im südlichen Weddellmeer, Alfred Wegener Institut

    Grafik: Schelfeis

    Überspringe die Bildergalerie
  •  Mögliche Zirkulation im südlichen Weddellmeer im 21. Jhdt., Alfred-Wegener-Institut

    Grafik: Schelfeis

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/offener-brief-merz

Werden Sie Klimakanzler, Herr Merz!

Als Wahlsieger muss Friedrich Merz (CDU) die Verantwortung für unseren Schutz vor der Klimakrise ernst nehmen. Er soll entscheidende Forderungen für unsere Zukunft in einem neuen Regierungsprogramm verankern.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Schriftzug "Climate Crisis" vor Brandenburger Tor

Mehr zum Thema

Gletscherschmelze: der Gurgler 1932 - 2025

Gletscherschmelze: Berge ohne Eis

Neue erschreckende Bilder zeigen, wie die Erderhitzung Gletscher in Deutschland, Österreich und der Schweiz zerstört.

mehr erfahren über Gletscherschmelze: Berge ohne Eis
Protest in Dry River in the Amazon in Brazil

Dürre Zeiten

In Europa und weltweit leiden immer mehr Regionen an Trockenheit. Heiße Sommer lassen Böden, Wälder und Gewässer leiden, auch andere Jahreszeiten bleiben inzwischen oft zu trocken.

mehr erfahren über Dürre Zeiten
Martin Kaiser, Executive Director of Greenpeace Germany

"Pyrrhussieg der Fossilen"

Die UN-Klimakonferenz gab keine Antwort, wie wir schneller CO2-Emissionen senken und den Amazonas retten können. Und doch sieht Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand bei Greenpeace, Fortschritte.

mehr erfahren über "Pyrrhussieg der Fossilen"
Flut in Günzburg 2.6.24

Extremwetter - Wetterextreme

Überschwemmungen, Stürme und Dürren werden immer schlimmer. Im Sommer 2024 versank Europa mehrfach in sogenannten "Jahrhundertfluten", die Zahl der Hitzetoten steigt. Die Klimakrise ist längst da.

mehr erfahren über Extremwetter - Wetterextreme
Podium der 21. Klimaschutzkonferenz in Paris 2015

Internationale Klimakonferenzen

Schon in den siebziger Jahren erkannten Forschende: Der Klimawandel wird eine ernste, weltweite Bedrohung für Mensch und Natur. Daher wurde 1979 die erste Klimakonferenz in Genf einberufen. Ein historischer Überblick.

mehr erfahren über Internationale Klimakonferenzen
Messballon zur Beobachtung des Ozonlochs am nördlichen Polarkreis, Juni 1988

Ursache und Wirkung des Ozonlochs

Das Ozonloch beschäftigt Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten. Wir erklären, worum es sich dabei handelt und betrachten seinen aktuellen Zustand.

mehr erfahren über Ursache und Wirkung des Ozonlochs