Jetzt spenden
Fieberthermometer am Eiffelturm, Januar 2007
Philip Reynaers / Greenpeace

Erwärmt sich die Erde wirklich?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Im Vorfeld des Berichts 2007 fand das Gremium der führenden Klimawissenschaftler heraus, dass die globale Durchschnittstemperatur in den vergangenen 100 Jahren um etwa 0,74 Grad Celsius gestiegen ist. Das ist mehr als bisher angenommen. Einen so schnellen und hohen Anstieg hat die Menschheitsgeschichte noch nie erlebt.

Auch die Prognosen zeichnen kein besseres Bild. Die Temperaturen werden weiter steigen. Die Klimawissenschaftler haben anhand verschiedener Szenarien errechnet, dass es im Durchschnitt noch in diesem Jahrhundert weltweit um bis zu 6,4 Grad Celsius wärmer werden könnte.

Ab einem Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius droht die Klimakatastrophe

Klimaexperten setzen die kritische Marke bei maximal zwei Grad Celsius Erwärmung gegenüber der Temperatur vor der Industrialisierung (ab 1750) an. Sollten die Temperaturen um mehr als zwei Grad Celsius ansteigen, kommen dramatische Schäden für die Ökosysteme und eine unumkehrbare Beeinträchtigung des Klimasystems auf uns zu. Ziel der Klimapolitik muss es daher sein, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Eine Stabilisierung auf heutigem Niveau von 386 parts per million (ppm) Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre reicht nicht. Die Erde würde sich noch um weitere 0,6 Grad Celsius erwärmen, da unser Klimasystem sehr träge ist und es eine Zeit dauert, bis die Verfehlungen der Vergangenheit abgebildet werden.

Sollten die Temperaturen um mehr als zwei Grad Celsius ansteigen, kommen dramatische Schäden für die Ökosysteme und eine unumkehrbare Beeinträchtigung des Klimasystems auf uns zu. Da die Temperaturen schon um 0,74 Grad Celsius gestiegen sind, drohen schon ab einem weiteren Anstieg um wenig mehr als ein Grad Celsius irreversible Schäden durch den Klimawandel. Aber auch schon bei einem Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius hält der UN-Klimarat erhebliche Schäden durch den Klimawandel für Mensch und Natur für wahrscheinlich.

Anzeichen für die Krise

Es wird wärmer: Dafür nennt der UN-Klimarat eindrucksvolle Beispiele: Elf der letzten zwölf Jahre (Stand 2007) gehören zu den wärmsten seit 1850 gemessenen Jahren. Dürren haben in der Sahelzone, im Mittelmeerraum, in Nordafrika, und Südasien zugenommen. Im Osten Nord- und Südamerikas und Nord- und Zentralasiens kommt es zu immer mehr Niederschlägen. Bis in 3.000 Meter Tiefe haben sich die Ozeane bereits erwärmt, denn die Meere absorbieren den Großteil der Wärme, die das Klimasystem neu aufnehmen muss. Die Meere nehmen nicht nur Wärme auf, sie nehmen auch einen Teil des CO2 aus der Atmosphäre auf. Dies führt zu einer Änderung in der Zusammensetzung des Meerwassers, das Wasser wird saurer, der pH-Wert sinkt. Zunehmend saures Wasser beeinträchtigt etwa Muscheln und Schnecken, deren Schalengehäuse sich aufzulösen beginnen.

Großflächige Änderungen des Salzgehalts im Meerwasser deuten auf eine Änderung des globalen Meeresströmungssystems hin. Im 20. Jahrhundert ist der Meerespiegel insgesamt um siebzehn Zentimeter angestiegen. Das arktische See-Eis geht pro Jahrzehnt um 2,7 Prozent zurück. Weltweit schmelzen die Gletscher. Die Temperatur in den obersten Schichten der Dauerfrostböden ist seit den 1980er Jahren um bis zu drei Grad Celsius angestiegen. Immer mehr Dauerfrostböden schmelzen, geraten in Bewegung und entlassen das ursprünglich im gefrorenen Boden gefangene Methan, ein starkes Klimagas.

Der Klimawandel schadet bereits jetzt Menschen und Ökosystemen. Das zeigt sich im Verschwinden des Polareises, dem Auftauen von Dauerfrostböden, dem Sterben von Korallenriffen, dem Anstieg des Meeresspiegels und tödlichen Hitzewellen. Und es sind nicht nur Wissenschaftler, die diese Veränderungen bezeugen. Von den Inuit im hohen Norden bis zu den Inselbewohnern in der Nähe des Äquators ringen die Menschen bereits heute mit den Auswirkungen des Klimawandels. Eine mittlere Erwärmung des Weltklimas von zwei Grad Celsius bedroht Millionen von Menschen mit Hunger, Malaria, Überflutung und Wassermangel. Niemals zuvor war die Menschheit gezwungen, eine solch gewaltige Umweltkrise zu bewältigen.

Wir müssen handeln!

Wenn wir nicht umgehend Maßnahmen ergreifen, um die globale Erwärmung aufzuhalten, könnte der Schaden unumkehrbar sein. Um das zu verhindern, müssen wir unverzüglich die Treibhausgasemissionen reduzieren. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert die Kosten des Klimawandels auf bis zu 800 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050 nur in Deutschland (1). Der englische Chefökonom Nicolas Stern warnte 2006 in einer Untersuchung für die britische Regierung vor Kosten in Höhe von fünf bis zwanzig Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts jährlich ohne sofortige, wirksame Klimaschutzmaßnahmen (2). Die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels lassen sich aber noch verhindern, wenn wir sofort die Bremse ziehen und die Treibhausgasemissionen reduzieren.

Fußnoten

(1) Claudia Kemfert: Klimawandel kostet die deutsche Volkswirtschaft Milliarden. In: Wochenbericht des DIW Berlin, Heft 11 / 2007, Kosten Klimawandel

(2) Stern Review on the economics of climate change, 2006

  • Fieberthermometer am Eiffelturm, Januar 2007

    Thermometer am Eiffelturm

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/offener-brief-merz

Werden Sie Klimakanzler, Herr Merz!

Als Wahlsieger muss Friedrich Merz (CDU) die Verantwortung für unseren Schutz vor der Klimakrise ernst nehmen. Er soll entscheidende Forderungen für unsere Zukunft in einem neuen Regierungsprogramm verankern.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Schriftzug "Climate Crisis" vor Brandenburger Tor

Mehr zum Thema

Gletscherschmelze: der Gurgler 1932 - 2025

Gletscherschmelze: Berge ohne Eis

Neue erschreckende Bilder zeigen, wie die Erderhitzung Gletscher in Deutschland, Österreich und der Schweiz zerstört.

mehr erfahren über Gletscherschmelze: Berge ohne Eis
Protest in Dry River in the Amazon in Brazil

Dürre Zeiten

In Europa und weltweit leiden immer mehr Regionen an Trockenheit. Heiße Sommer lassen Böden, Wälder und Gewässer leiden, auch andere Jahreszeiten bleiben inzwischen oft zu trocken.

mehr erfahren über Dürre Zeiten
Martin Kaiser, Executive Director of Greenpeace Germany

"Pyrrhussieg der Fossilen"

Die UN-Klimakonferenz gab keine Antwort, wie wir schneller CO2-Emissionen senken und den Amazonas retten können. Und doch sieht Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand bei Greenpeace, Fortschritte.

mehr erfahren über "Pyrrhussieg der Fossilen"
Flut in Günzburg 2.6.24

Extremwetter - Wetterextreme

Überschwemmungen, Stürme und Dürren werden immer schlimmer. Im Sommer 2024 versank Europa mehrfach in sogenannten "Jahrhundertfluten", die Zahl der Hitzetoten steigt. Die Klimakrise ist längst da.

mehr erfahren über Extremwetter - Wetterextreme
Podium der 21. Klimaschutzkonferenz in Paris 2015

Internationale Klimakonferenzen

Schon in den siebziger Jahren erkannten Forschende: Der Klimawandel wird eine ernste, weltweite Bedrohung für Mensch und Natur. Daher wurde 1979 die erste Klimakonferenz in Genf einberufen. Ein historischer Überblick.

mehr erfahren über Internationale Klimakonferenzen
Messballon zur Beobachtung des Ozonlochs am nördlichen Polarkreis, Juni 1988

Ursache und Wirkung des Ozonlochs

Das Ozonloch beschäftigt Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten. Wir erklären, worum es sich dabei handelt und betrachten seinen aktuellen Zustand.

mehr erfahren über Ursache und Wirkung des Ozonlochs