
Jeff Bezos in Venedig - Hochzeit auf Kosten von Menschen und Klima
- Ein Artikel von Michelle Bayona
- mitwirkende Expert:innen Bastian Neuwirth
- Nachricht
Amazon-Gründer Jeff Bezos heiratet in der von Massentourismus und Klimakrise geplagten Lagunenstadt Venedig – begleitet von Promigästen, von denen so einige mit Luxusyachten und Privatjets anreisen.
Amazon-Gründer Jeff Bezos feiert in Venedig Hochzeit - das löst Kritik aus. Der laut Forbes derzeit drittreichste Mensch der Welt mit einem geschätzten Vermögen von 215 Milliarden US-Dollar steht für viele exemplarisch für ein System, das sowohl die Klimakrise als auch soziale Ungleichheit weiter verschärft. Venedig selbst zählt zu den Städten Europas, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels und des Massentourismus leiden.
Auch Greenpeace-Aktivist:innen nutzten die umstrittene Feier für eine klare Botschaft. Gemeinsam mit einer britischen Protestgruppe entrollten sie auf dem Markusplatz ein rund 20 mal 20 Meter großes Banner. Die Botschaft: „If you can rent Venice for your wedding, you can pay more tax.“ Zu Deutsch: Wer sich Venedig für seine Hochzeit leisten kann, kann auch angemessene Steuern zahlen.
Privatjets und Megayachten – Sinnbild für zerstörerischen Luxus
Zur mehrtägigen Feier werden laut Behörden rund 200 prominente Gäste erwartet. Auf dem Flughafen der Lagunenstadt sollen über 90 Privatjets landen, wie Medien berichten.
Bezos selbst lässt es ebenfalls nicht an Pomp fehlen, auch wenn er seine beiden Megayachten jetzt wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Iran wohl doch nicht nach Venedig bringt. Die beiden Megayachten sind Luxusschiffe der Superlative: Die „Koru“ wirkt nur auf den ersten Blick wie ein klassisches Segelschiff. Die 127 Meter lange Megayacht verfügt über Swimmingpool, Whirlpools und andere Annehmlichkeiten. Begleitet wird sie meist von der „Abeona“, einem dieselbetriebenen Versorgerschiff mit Helikopterdeck. Die "Koru" selbst ist so überdimensioniert, dass sie laut Spiegel in vielen Yachthäfen nicht einmal anlegen kann – stattdessen liegt sie oft neben Containerschiffen und Öltankern.
Megayachten wie die von Jeff Bezos sind nicht nur Sinnbild für einen zerstörerischen Luxus und exzessiven Ressourcenverbrauch, sondern auch für klassische Steuervermeidung Superreicher. Beide Schiffe sind auf den Kaimaninseln registriert – einem berüchtigten Steuerparadies in der Karibik. Wie über 80 Prozent aller Megayachten über 80 Meter Länge fahren sie unter dieser „Billigflagge“ und vermeiden so Steuern, die sie zum Beispiel bei Registrierung in den USA gezahlt hätten, wo Bezos ansässig ist. Dieses Vorgehen ist zwar legal – Greenpeace kritisiert jedoch, dass es grundlegende Prinzipien von Steuergerechtigkeit und Klimaverantwortung untergräbt.

„Die Rechnung für solche Steuertricks der Superreichen zahlen wir alle – denn das Geld fehlt in den öffentlichen Kassen, zum Beispiel für den Kampf gegen die Klimakrise.“
Globale Steuerregeln gegen Steuerschlupflöcher
Greenpeace fordert deshalb weltweit verbindliche Steuerregeln, die sicherstellen, dass Superreiche als maßgebliche Mitverantwortliche für die Klimakrise einen fairen Beitrag leisten. Neben strikteren Vorschriften zur Offenlegung von Eigentumsverhältnissen geht es auch um verbindliche Umweltstandards für Luxusgüter wie Megayachten. Wenn sich Superreiche der Finanzierung des Gemeinwesens entziehen, verlieren Staaten nicht nur wichtige Einnahmen – auch gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Handlungsfähigkeit im Kampf gegen die Klima- und Gerechtigkeitskrise geraten zunehmend unter Druck.
Ein zentraler Hebel für mehr globale Steuergerechtigkeit könnte die geplante UN-Steuerkonvention sein, die derzeit von zahlreichen Staaten – insbesondere aus dem Globalen Süden – vorangetrieben wird. Sie soll bestehende Schlupflöcher schließen und einheitliche Steuerregeln schaffen, die verhindern, dass sich Superreiche und multinationale Konzerne ihrer Verantwortung entziehen.

„Megayachten wie die von Jeff Bezos sind das Sinnbild für einen zerstörerischen Luxus: Während Superreiche mit gigantischem CO₂-Ausstoß die Klimakrise anheizen, entziehen sie sich zugleich durch systematische Steuervermeidung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Es ist höchste Zeit für eine Milliardärssteuer.“