Jetzt spenden
"Prestige" oil spill

Öltanker ohne Doppelhülle

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Eine zweite Schiffswand kann bei einem Unfall oft das Austreten größerer Ölmengen verhindern. Der Unfall der Exxon Valdez 1989, bei dem 42.000 Tonnen Rohöl ausliefen und zur größten Ölkatastrophe in der US-amerikanischen Geschichte führte, war der Auslöser dafür, dass ab Juli 1993 in Auftrag gegebene Tanker nur noch mit einer Doppelhülle gebaut werden dürfen. Diese Regelung wurde von der International Maritime Organisation (IMO) weltweit festgelegt. Doch an der bestehenden Tankerflotte änderte sich dadurch nichts.

Erst nach dem Unfall des Tankers Erika 1999 vor der französischen Atlantikküste legte die IMO im Frühjahr 2001 fest, dass die Ausmusterung von Einhüllentankern schneller als ursprünglich geplant vollzogen werden soll. Bis 2015 sollen Einhüllentanker von den Meeren verschwunden sein.

Auch die USA haben festgelegt, ab 2015 nur noch Doppelhüllentanker in ihre Häfen zu lassen. Doch erst eine weitere Katastrophe machte deutlich, dass die bestehenden Regelungen für die Ausmusterung von alten Einhüllentankern neu überdacht werden mussten.

Im November 2002 brach der altersschwache Einhüllentanker Prestige vor der galicischen Küste auseinander. 40.000 Tonnen Schweröl traten aus und verschmutzten über 3000 Kilometer der spanischen und französischen Küste. Das Wrack verliert weiterhin täglich ein bis zwei Tonnen Öl, die nach und nach an die spanische und französische Küste gespült werden.

Unmittelbar nach der Katastrophe wurde die Frage diskutiert, wie stark die europäischen, vor allem aber die deutschen Küsten durch Tankerunfälle gefährdet sind, denn die Prestige hatte wenige Tage vor ihrem Untergang die Ostsee durchfahren.

Greenpeace überwachte im Winter 2002/2003 vier Wochen lang die besonders gefährliche Kadetrinne. Das Ergebnis: Täglich durchfuhr mindestens ein Tanker, der älter als 20 Jahre war und nur über eine Hülle verfügte, dieses Nadelöhr zwischen Deutschland und Dänemark. Also besteht auch an den deutschen Küsten jederzeit die Möglichkeit einer Tankerkatastrophe.

Die Europäische Union beschloss, dass noch in diesem Jahr Einhüllentankern, die Schweröle transportieren, der Zugang zu europäischen Häfen verwehrt wird. Darüber hinaus dürfen Einhüllentanker ab 2010 keine europäischen Häfen mehr anlaufen.

Greenpeace begrüßt die Entscheidung der Europäischen Union grundsätzlich. Aber nur die Ausdehnung dieser Beschlüsse auf die internationalen Gewässer bringt eine durchgreifende Verbesserung. Denn nach einem für Greenpeace erstellten Report durchfahren mehr als 3400 Einhüllentanker, die älter als 20 Jahre sind, die Weltmeere.

Tickende Zeitbomben, die jederzeit erneut für eine ökologische Katastrophe sorgen können. Jüngstes Beispiel ist die Tasman Spirit, die in im Sommer 2004 vor der Küste Pakistans 24.000 Tonnen Öl verloren hat, die unter anderem seltene Mangrovenwälder entlang der pakistanischen Küste bedrohen.

Doch auch Doppelhüllentanker sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Kollision der Baltic Carrier mit dem Frachter Tern im Frühjahr 2000 in der Ostsee hat dies deutlich gezeigt. Ca. 2500 Tonnen Öl liefen bei dieser Kollision in die Ostsee und haben große Abschnitte der dänischen Insel Falster und benachbarter Inseln verschmutzt.

Greenpeace fordert

  • Weltweites Verbot aller Tanker, die älter als zwanzig Jahre sind und die keine Doppelhülle besitzen.
  • Einrichtung von Notliegeplätzen entlang der deutschen und europäischen Küste.
  • Eine bessere und eindeutige Haftung bei Tankerunfällen.
  • Schaffung einer europäischen Küstenwache.
  • Die Ölindustrie muss ihre zukünftigen Investitionen in erneuerbare Energien umlenken anstatt neue Ölfelder zu erschließen.

 

  • oil spill Denmark

    oil spill Denmark

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/mobbing-klagen-stoppen

Mobbing-Klagen stoppen

Greenpeace USA soll 660 Millionen Dollar "Schadensersatz" an Energy Transfer zahlen! So genannte SLAPP-Klagen gefährden unser Recht auf Meinungsfreiheit. Deutschland muss jetzt ein Anti-SLAPP-Gesetz erlassen.

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Mehr zum Thema

Zwei Menschen im Gras mit Greenpeace-Protestplakat "Wir werden nicht schweigen" und Megafon

Schutz vor Einschüchterungsklagen

Die EU hat mit ihrer Anti-SLAPP-Richtlinie 2024 einen wichtigen Schritt zum Schutz zivilgesellschaftlichen Engagements getan. Jetzt muss daraus wirksam und zügig deutsches Recht werden.

mehr erfahren über Schutz vor Einschüchterungsklagen
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Klage gegen Greenpeace und die Meinungsfreiheit

Greenpeace USA soll 660 Millionen Dollar "Schadensersatz" zahlen. Der Rechtsstreit findet auch vor einem niederländischen Gericht statt. Alle Hintergründe.

mehr erfahren über Klage gegen Greenpeace und die Meinungsfreiheit
Havarierter Öltanker Eventin vor Rügen

Öltanker gefährdete Ostsee

Eine neue Ausbreitungsrechnung zeigt: Wäre der Öltanker "Eventin" havariert - die Ostsee hätte schwer gelitten. Am 10. Januar trieb der Tanker voll mit russischem Rohöl manövrierunfähig vor Rügen.

mehr erfahren über Öltanker gefährdete Ostsee
Luftaufnahme: Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, im Hintergrund ein weiteres

Mehr Schutz vor Tankerunfällen

Gefahr durch Schattenflotte: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern bedrohen die Ostseeküste. Immer mehr Tanker stehen auf der EU-Sanktionsliste. Dennoch nimmt deren Zahl zu, zeigt eine Recherche.

mehr erfahren über Mehr Schutz vor Tankerunfällen
Luftbild: Mineralöl-Hochtanklager in Duisburg

Nicht zum Verkauf

Kritische Infrastruktur darf nicht in die falschen Hände gelangen – darum heißt sie so. Doch bei deutschen Ölspeichern bahnt sich gerade ein gefährliches Geschäft an.

mehr erfahren über Nicht zum Verkauf
Brennender Tanker "Annika" von oben

Brennender Öltanker vor Heiligendamm

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker "Annika" vor der Ostseeküste in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe. Dieser Brand verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

mehr erfahren über Brennender Öltanker vor Heiligendamm