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Greenpeace-Aktion in Brüssel 10/07/2010
Tim Dirven / Greenpeace

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Zwei qualifizierte Strahlenexperten von Greenpeace lieferten die vier Bodenproben in mit Beton und Blei ausgekleideten Behältern vor den Eingängen des Parlaments ab. Dutzende Aktivisten ketteten sich rund um die Behälter aneinander. Weitere Aktivisten bestiegen mit Transparenten die Fahnenmasten der EU-Mitgliedsländer, die besonders viel Atommüll produzieren.

Sofort nach Beginn der Aktion hatte Greenpeace die belgische Atommüllbehörde benachrichtigt. Deren Experten inspizierten den strahlenden Abfall und forderten ein Sonderfahrzeug zum Abtransport an.

Die Proben stammten vom Meeresboden vor den Wiederaufbereitungsanlagen in La Hague und Sellafield, von einer Sandbank im Fluss Molse Nete in der Nähe mehrerer belgischer Nukleareinrichtungen und aus dem Dorf Akokan im Niger, in dessen Umgebung mehrere Uranminen liegen. Sie wurden nach der Aktion von der belgischen Atom-Entsorgungsbehörde entfernt.

Nach deutschem und EU-Recht gelten die Proben als schwachradioaktiver Abfall und müssen nun für Jahrhunderte sicher verwahrt werden. Paradoxerweise gilt dies aber nur, wenn das strahlende Material von seinem Ablagerungsort in der Umgebung der Atomeinrichtungen entfernt wird. Bleibt es hingegen dort frei zugänglich liegen, müssen die Behörden nichts unternehmen.

Nach geltendem Recht sind diese Proben eindeutig Atommüll. Vor Ort müssen die Menschen aber bisher ungeschützt damit leben und mit der neuen Richtlinie würde das auch so bleiben. Das ist ein Skandal und zeigt, wie komplex das Atommüllproblem ist, erklärt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace.

Nach den ersten Entwürfen soll die neue Richtlinie nur manche Sorten strahlender Abfälle betreffen. Doch selbst für diese ist keine überzeugende Lösung in Sicht. Sie sollen in tiefen geologischen Schichten eingelagert werden - aber viele Wissenschaftler bezweifeln, dass solche Endlager langfristig sicher sind. Der von Greenpeace in Auftrag gegebene Endlager-Report Rock Solid? zeigt vielfältige wissenschaftliche Einwände auf.

Angesichts dieser Bedenken ist die neue Richtlinie wenig mehr als eine PR-Maßnahme. Mit der geplanten Richtlinie soll der Bevölkerung vorgegaukelt werden, es gäbe eine Lösung für das Atommüllproblem, stellt Smital fest. Die einzige Antwort auf das Problem des nuklearen Abfalls sei jedoch der schnelle Ausstieg aus der Atomenergie. Die EU hat Ausstiegsszenarien für alle möglichen gefährlichen Substanzen, wie zum Beispiel Quecksilber, so Smital. Daher sollte in der geplanten EU-Richtlinie auch die Zielsetzung enthalten sein, Atommüll zu vermeiden und aus der Atomkraft auszusteigen.

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