Greenpeace-Ehrenamtliche protestieren in 60 Städten gegen Plastik in Kosmetik
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Das notorisch unstete Hamburger Wetter bekam sogar im Achtzigerjahre-Werbefernsehen eine mit: „8 Uhr 30. Wieder mal Regen. Perfekter Halt fürs Haar. Drei-Wetter-Taft.“ Warum die Frau mit der auftoupierten Mähne am Rollfeld in Hamburg, München und Rom den ganzen Tag wie frisch gestylt aussieht, liegt in der Logik der Reklame natürlich an dem Produkt der Marke Schwarzkopf. Sehgewohnheiten haben sich im Lauf der Jahrzehnte verändert, geblieben ist: Für den „perfekten Halt“ benutzt Hersteller Henkel in seinen Haarsprays und Gels nach wie vor Plastik, das der Gesundheit der Meere schadet. Die Frisur sitzt – aber zu welchem Preis?
Heute informieren Greenpeace-Ehrenamtliche in rund 60 Städten über die Gefahren von Mikrokunststoffen in Kosmetik und Körperpflegeprodukten und nehmen sich dafür die Traditionsmarke zur Brust. Werbebotschaften von Schwarzkopf haben sie ironisch als „3-Wetter-Plast“ umgestaltet, dazu führen sie Straßenumfragen durch. Die Ergebnisse reichen sie danach an das Unternehmen weiter. „Henkel hat sich verpflichtet, seine angeblich führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit stetig auszubauen und seinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Expertin für Meere. „Aber noch immer landen Mikrokunststoffe aus Haarspray, -gel und -kur über das Abwasser in der Umwelt und belasten die Meere.“
Viel Gerede, wenig Substanz
Das Bundesumweltministerium lässt sich in der Sache keine Untätigkeit vorwerfen: Immerhin befindet es sich mit der Industrie im sogenannten „Kosmetikdialog“, der unter anderem dazu beitragen soll, Mikroplastik in Kosmetik zu reduzieren. Doch gesprächsbereit heißt nicht zwingend lösungsorientiert: Letztlich kamen Hersteller und Regierung lediglich überein, dass feste Plastikpartikel aus abwaschbaren Produkten wie Peelings oder Duschgels verschwinden. Flüssige, wachs- oder gelartige Kunststoffe sind jedoch ausgenommen – sie werden weiter eingesetzt. Und auch feste Plastikpartikel kommen weiterhin zum Einsatz – in Produkten wie Cremes und Make-up, die vorerst auf der Haut verbleiben und erst später mit der Gesichtswäsche oder Dusche abgespült werden. Dass sich die größten Hersteller damit schmücken, „frei von Mikroplastik“ zu produzieren, ist darum falsch.
Auch Plastik, das in anderer Form in Kosmetik steckt, gelangt über den Abfluss im Badezimmer letzten Endes im Meer. Die Umweltfolgen vieler dieser Mikrokunststoffe nicht sind untersucht, einige sind sogar nachweislich umweltschädlich. In Henkels Drei-Wetter-Taft-Produkten, etwa in den Serien Classic und Power Express, finden sich flüssige, gel- und wachsartige Kunststoffe wie Acrylates Copolymer, Polyquaternium oder das Silikon Dimethicone. „Wenn nicht sicher ist, dass diese Kunststoffe in der Umwelt unbedenklich sind, sollten sie nicht eingesetzt werden“, so Schöttner.
Protestpostkarten an Ministerin Hendricks
Henkel ist nicht der einzige Hersteller, der weiterhin auf Plastik in Kosmetik setzt. In den vergangenen Wochen machte Greenpeace auch auf Kunststoffe in Nivea-Produkten aufmerksam – ein Missstand, den die Aktionäre auf der Beiersdorf-Hauptversammlung gegenüber dem Vorstand sehr kritisch aufgriffen.
Wenn sich die Hersteller nicht rühren, muss der Gesetzgeber handeln und endlich ein umfassendes Verbot von Mikrokunststoffen in Kosmetik durchsetzen. Protestpostkarten an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gibt es heute an den Informationsständen der Ehrenamtlichen.
>>> Sie können sich auch online gegen Plastik in Kosmetik aussprechen: Schicken Sie hier eine Protestmail an die Bundesumweltministerin!