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Gefällte Baumstämme in Russland
© Noel Matoff / Greenpeace

Holzbetrug: Stellungnahme zu Rettenmeier

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Greenpeace hat am 7. Februar bundesweit in Baumärkten einen Betrug aufgedeckt: Fichtenholz aus russischer Urwaldzerstörung ist mit dem Logo Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft - Gewachsen in Deutschlands Wäldern gekennzeichnet. Greenpeace verdächtigt die Firma Rettenmeier im bayerischen Wilburgstetten, das importierte russische Urwaldholz zusätzlich mit dem Logo zu versehen und bundesweit an Baumärkte zu verkaufen.

Die Rettenmeier Holding AG gab am 10. Februar 2004 eine Stellungnahme heraus, die die Vorwürfe allerdings nicht entkräften kann.

1. Die Rettenmeier Holding AG behauptet, die Sägemühle Nr. 26 in Archangelsk/Russland, deren Holz Rettenmeier unter anderem verwendet, sei seit 2002 im Prozess der Zertifizierung nach FSC. Damit will Rettenmeier andeuten, dass der Betrieb nicht zu kritisieren sei.

Diese Aussage ist falsch. Die Sägemühle selbst hat nie versucht, sich FSC-zertifizieren zu lassen. Lediglich deren Holzlieferant Zelenikovsky, von dem die Sägemühle Nr. 26 etwa ein Fünftel ihres Holzes bezieht, hat eine vorläufige Prüfung zur FSC-Zertifizierung durchgeführt. Ob eine Zertifizierung jedoch in Zukunft einmal zustande kommen kann, ist unklar.

Etwa 80 Prozent des in Sägemühle Nr. 26 verarbeiteten russischen Holzes stammt von wechselnden anderen, nicht zertifizierten Holzlieferanten. Sägewerk 26 bezieht einen Teil seines Rohholzes auch von Waldbetrieben, die im Dvinsky-Urwald Konzessionen haben und hier die Vernichtung dieses Urwaldes vorantreiben, wie beispielsweise die Firmen Zelenikovsky oder Verchnetojemscaja.

Neben der Sägemühle Nr. 26 verarbeitet Rettenmeier mindestens auch aus den Sägemühlen Nr. 2 und Nr. 3 Holz. Keine der Sägemühlen hat bisher nachweisen können, nicht in Urwäldern einzuschlagen. Dieser Nachweis kann bisher nur über eine Zertifizierung nach FSC erbracht werden. Etwa 15 Prozent des in den Sägewerken in Archangelsk gesägten Holzes stammt aus Urwäldern.

2. Rettenmeier behauptet, es sei schlichtweg falsch, dass sein Holz aus dem Dvinsky-Urwald stamme.

Greenpeace hat nicht behauptet, dass alles Holz von Rettenmeier aus diesem Urwald stamme, sondern dass das über Archangelsk nach Deutschland und auch zu Rettenmeier gelieferte Holz auch aus dem Dvinsky-Urwald stammt (Presseerklärung vom 7. Februar 2004). Firmen, die die Sägemühle Nr. 26 beliefern, haben Teile des Dvinsky-Urwaldes in Pacht. Die anderen genannten Sägemühlen in Archangelsk beziehen ihr Holz ebenfalls in wechselnden Mengen aus dem Dvinsky-Urwald, durchschnittlich etwa zu 15 Prozent.

3. In einem von Rettenmeier angeführten Schreiben der Sägemühle 26 heißt es: Der Vorwurf, Holz aus dem Dvinsky-Urwald, einem geschützten Waldgebiet, an deutsche Baumärkte geliefert zu haben, ist nicht wahr. Im selben Schreiben versichert Sägemühle 26, kein Holz aus geschützten Wäldern zu nehmen.

Dies ist insofern falsch, als dass der Dvinsky-Urwald kein geschütztes Gebiet ist. Greenpeace fordert, ihn als einen der letzten Urwälder Europas endlich unter Schutz zu stellen. Teile des an Rettenmeier gelieferten Holzes stammen sehr wohl aus dem Dvinsky-Urwald. Greenpeace hat nie behauptet, dass Holz aus Schutzgebieten geliefert wurde.

4. Rettenmeier will seinen Baumarkt-Kunden Erklärungen zustellen, die die Herkunft der gelieferten Ware aus illegalem Holzeinschlag ausschließen.

Greenpeace hat in der Presseerklärung vom 7. Februar 2004 nicht behauptet, dass das Holz illegal eingeschlagen wurde. Die Zerstörung der letzten europäischen Urwälder und ihrer Artenvielfalt geschieht legal und mit Billigung des russischen Staates. Greenpeace fordert, diese Wälder unter Schutz zu stellen. Damit das überhaupt möglich ist, muss der Einschlag gestoppt werden.

5. Rettenmeier gibt in seiner Pressemeldung zu, dass Produkte aus russischem Schnittholz mit einem Etikett versehen wurde, das für rein deutsche Ware vorgesehen ist und bedauert, dass dieser Fehler nicht rechtzeitig abgestellt wurde.

Im Deutschlandfunk hatte Rettenmeier am 9. Februar noch behauptet: Wir können nicht für diese Produkte [die Zukäufe aus Russland] separate Etiketten drucken, sondern das geht im Produktionsablauf mit in die deutsche mit rein. Diese Aussage zeugt eher von einer bewussten und vorsätzlichen Verbrauchertäuschung als von einer versehentlichen Falschetikettierung. In insgesamt 21 Fällen hat Greenpeace daher wegen Verdacht auf Betrug (§ 263 StGB) und der strafbaren Benutzung falscher geographischer Herkunftsangaben (§ 144 MarkenG) Anzeige erstattet.

Greenpeace hatte der Firma Rettenmeier Holding AG in Wilburgstetten (Bayern) bereits mit Schreiben vom 3. Juli 2002 mitgeteilt, dass sie auch Holz aus russischen Urwäldern verarbeitet und die Firma aufgefordert, kein Holz aus Urwaldzerstörung mehr zu beziehen. Zuvor hatte ein Greenpeace-Mitarbeiter im Frühjahr 2002 bei einem offiziellen Besuch im Rettenmeier-Werk Wilburgstetten diese Ware entdeckt.

 

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