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Lachs im Labor
Daniel Müller / Greenpeace

Pestizidbelastung von Speisefischen

In Fischprodukten aus deutschen Supermärkten finden sich hohe Konzentrationen eines ehemaligen Pflanzenschutzmittels. Was ist Ethoxyquin und was macht es so gefährlich?

Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln? Das Problem ist vielen bewusst, wird aber zumeist eher auf Äckern und Obstwiesen vermutet. Dabei haben Untersuchungen nicht zum ersten Mal Spuren des Pestizids Ethoxyquin in Speisefischen gefunden. Eine aktuelle Greenpeace-Untersuchung im Dezember 2016 an 54 Produkten ergab: In sämtlichen Proben aus konventioneller Fischzucht konnte der Wirkstoff nachgewiesen werden.

Dass hohe Belastungen von Ethoxyquin gefährlich sein können, ist den Gesetzgebern durchaus bekannt: Als Pflanzenschutzmittel ist es seit 2011 in der Europäischen Union verboten, weil es eine „Reihe von Bedenken“ zur Wirkung gibt. Diese Verordnung gilt allerdings nicht für Zusatzstoffe in Tierfutter. Deswegen gelangt Ethoxyquin trotz des Verbots in der Landwirtschaft in unser Essen. Die Chemikalie ist nämlich günstig und für Züchter äußerst praktisch.

Wie kommt das Ethoxyquin ins Essen – und warum?

Zuchtfische brauchen Futter – sehr viel davon. Die meisten von ihnen sind Raubfische, das heißt, sie sind auf tierisches Protein angewiesen. Das bekommen sie meist aus Fischmehl oder Fischöl. Für ein Kilo Fischmehl wiederum werden bis zu fünf Kilo Frischfisch benötigt. Ethoxyquin wird eingesetzt, um das Fischmehl für lange Transporte haltbar zu machen. Einer der größten Fischmehlproduzenten weltweit ist Peru. Von dort aus gelangt das Futter in die ganze Welt – mehr als die Hälfte in Aquakulturen für die Fischzucht, ein großer Teil landet zudem in der Tiermast an Land.

In großen Mengen beginnt Fischmehl zu gären, und es kann zu einer Selbstentzündung kommen – Ethoxyquin verhindert diese Reaktion. Bis zu 150 Milligramm pro Kilogramm Futter dürfen die Hersteller völlig legal zufügen. Das kommt sie günstiger als Kühltransporte.

Grenzwerte für Fleisch, aber keine für Fisch

Während es für Fleisch- und Gemüseprodukte – sogar für Froschschenkel und Krokodilfleisch – Höchstgehalte für Ethoxyquin gibt, fehlen sie bei Fisch. Bei der Greenpeace-Untersuchung wurden Belastungen in Speisefischen gemessen, die weit über den zulässigen Höchstwerten für Fleisch liegen: Dort sind höchstens 50 Mikrogramm pro Kilogramm erlaubt. Und selbst diese Grenze scheint willkürlich gewählt: bei Obst und Gemüse liegt sie zum Teil bei zehn Mikrogramm pro Kilogramm.

Wirkung unbekannt

Laut Toxikologen ist die Aufnahme von Ethoxyquin in dieser Menge nicht akut gesundheitsgefährdend, es fehlen jedoch Langzeitstudien. Ausführlich untersucht sind die Auswirkungen von Ethoxyquin auf Mensch und Umwelt bis heute nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat darum noch kein abschließendes Urteil zur Toxizität von Ethoxyquin gefällt.

Die erhöhten Werte im Fisch verstoßen zwar aufgrund fehlender Richtlinien gegen kein Gesetz, aus Verbrauchersicht sind sie aber reine Fahrlässigkeit. Der Appetit der Deutschen auf Fisch ist derweil ungebremst. Trotz gestiegener Preise hat sich sich das Konsumverhalten nicht verändert: 1,15 Millionen Tonnen wurden 2015 verkauft, so viel wie im Vorjahr.

Grafik: Was passiert in einer Aquakultur?

Grafik Aquakultur

Umweltfolgen von Fischzucht

  • Reagenzgläser im Labor

    Unter die Lupe genommen

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  • Greenpeace-Ozeanexperte Thilo Maack besucht das Labor, in dem Fische und Fischprodukte getestet werden.

    Greenpeace-Ozeanexperte Thilo Maack besucht das Labor, in dem Fische und Fischprodukte getestet werden.

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  • Lachs in der Kühltheke

    Pflanzenschutzmittel im Fisch

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  • Lachsfarm in Norwegen

    Fischzucht für den Massenmarkt

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Tabelle: Ethoxyquin in Speisefisch

Tabelle: Ethoxyquin in Speisefisch

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