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Zum fünften Mal in ihrer über 50-jährigen Geschichte trat die Internationale Walfangkommission (IWC) am 14. Oktober zu einem Sondertreffen zwischen den regulären Jahrestagungen zusammen. Tagungsort war Cambridge in England, wo das Sekretariat der IWC seinen Sitz hat. Um das Treffen hatten die USA gebeten. Denn sie wollten einen Streit um den Subsistenzwalfang der Eskimos in Alaska klären, den Japan auf der 54. Jahrestagung im Mai 2002 inszeniert hatte. Doch beherrschendes Thema des Sondertreffens war zunächst die Frage nach Islands IWC-Mitgliedschaft und Stimmrecht.

Islands IWC-Mitgliedschaft

Zum dritten Mal nach den Jahrestagungen 2001 und 2002 erhob Island den Anspruch, nach nunmehr zehn Jahren Pause wieder als Mitglied in die IWC zurückzukehren. Dabei wollte Island aber einen Vorbehalt gegen das seit 1986 geltende Verbot kommerzieller Waljagd (Moratorium) anmelden. Diese Wiederbeitrittsformel hatte die IWC bislang abgelehnt. Das Sondertreffen akzeptierte sie nun mit 19 zu 18 Stimmen. Doch Schweden will prüfen, ob es die Abstimmung anfechten kann, weil sein Delegierter nach schwedischen Angaben nur irrtümlich für die Mitgliedschaft Islands votiert hat.

Technisch handelte es sich um eine Abstimmung über die Entscheidung des schwedischen IWC-Vorsitzenden während der Jahrestagung im Mai 2002: Er hatte Island kein Stimmrecht gegeben, sondern nur den Beobachterstatus zuerkannt. Das bestätigte die Kommission damals per Abstimmung. Nun stimmte fragwürdigerweise auch Island selbst über seinen Beitritt mit ab. Aber das letzte Land in der Reihenfolge der Stimmabgabe war Schweden. Bis dahin stand es 18 zu 18. Dann stimmte Schweden gegen den IWC-Vorsitzenden aus dem eigenen Land. Zur Erklärung hieß es später, von Stockholm aus hätten Regierungsangestellte spontan eine falsche Anweisung gegeben. Doch neben Norwegen und Dänemark stimmte auch Finnland wie Schweden ab. Außerdem stimmte Schweden schon zuvor in Geschäftsordnungsanträgen mit den Walfängern.

Nach dem Stand der Dinge ist Island jetzt Mitglied der IWC. Sein Vorbehalt entbindet es zwar vom Moratorium, doch hat Island sich selbst in seiner Beitrittsformel bis 2006 darauf verpflichtet. Zugleich legt es sich fest, jeglichen kommerziellen Walfang der Zukunft nur auf solider wissenschaftlicher Grundlage zu betreiben. Das ist eine kaum verhüllte Ankündigung wissenschaftlichen Walfangs.

Eingeborenen-Jagd und Küstenwalfang

Im Mai 2002 hatten Japan und seine Verbündeten die sonst im Konsens gewährten Walfangrechte für die Eskimos in Alaska (USA) blockiert. Das war ein Erpressungsversuch, um den US-Widerstand gegen Quoten auch für japanische Küstenwalfänger zu brechen. Damit traf Japan neben den Alaska-Eskimos auch die Tschuktschen in Sibirien (Russland). Denn beide jagen auf den gleichen Bestand der Grönlandwale, der durch die Beringstraße zieht und mit rund 8000 Tieren der größte dieser Walart ist.

Das IWC-Sondertreffen bewilligte nun, dass im Zeitraum 2003 bis 2007 bis zu 280 dieser Wale angelandet werden dürfen. Pro Jahr dürfen im Prinzip höchstens 67 harpuniert werden. Doch bis zu 15 ungenutzte Harpunierungen pro Jahr dürfen jeweils auf das Folgejahr aufgeschlagen werden. Für Alaska ist ein jährlicher Durchschnitt von 51 Tieren vorgesehen, für Sibirien entsprechend von fünf.

Der Karibikstaat Antigua und Barbuda flocht in die Regelung eine Klausel ein: Wenn im Jahre 2004 das Wissenschaftliche Komitee der IWC bei seiner Überprüfung dieses Walbestandes Ergebnisse und Empfehlungen vorlegt, sollen die Fangnationen daran gebunden sein und ihre Jagd daran anpassen. Hierbei steht eine Jagdausweitung zu befürchten. Die IWC-Regelung erging im Konsens.

Doch diesem Konsens schloss Japan sich nicht an. Es stellte, wie stets in den letzten 15 Jahren, einen Antrag auf den Fang von 50 Minkewalen durch vier japanische Küstenorte. Diese Orte fangen aber inzwischen schon 50 Minkewale jährlich im wissenschaftlichen Walfang. Damit verdoppelt der Antrag das ursprüngliche Begehren. Für ihn stimmten 16 Länder, dagegen 19. Zwei Staaten enthielten sich. Die USA gaben als einzige Walschutz-Nation ihre Stimme für den Antrag, den sie 15 Jahre lang abgelehnt hatten. Das war der an Japan zu zahlende Preis, um die Eskimo-Quote zu bekommen.

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