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Projection against Deep Sea Mining in Norway
© Daniel Müller / Greenpeace

Norwegen plant Tiefseebergbau in der Arktis

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Im Januar 2024 legte die norwegische Regierung Pläne vor, ein Gebiet von der Größe Großbritanniens zwischen Svalbard und der Insel Jan Mayen für den Tiefseebergbau zu erschließen. Damit ist Norwegen das erste Land Europas, das die Tiefsee ausbeuten will. Und das ohne Rücksicht auf die fast unerforschten Ökosysteme des Meeresbodens. Eine gefährliche Entwicklung, die nicht nur Folgen für die Tiefsee in Norwegens Gewässern haben könnte.

Warum darf Norwegen mit Tiefseebergbau in der Arktis starten?

Eigentlich ist es die Aufgabe der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), die Aktivitäten rund um den Tiefseebergbau zu überwachen, zu verwalten und zu regulieren. Das gilt aber ausschließlich für internationale Gewässer. Doch wie viele weitere Länder hat auch Norwegen eigene, sogenannte Territorialgewässer und eine ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) gemäß dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. 

Innerhalb beider Bereiche hat Norwegen das alleinige Recht, Gesetze bezüglich Navigation, Umwelt und Ressourcennutzung zu erlassen. In der ausschließlichen Wirtschaftszone darf Norwegen exklusiv natürliche Ressourcen nutzen wie zum Beispiel Fischgründe, Öl- und Gasvorkommen – oder eben Rohstoffe in der Tiefsee. Von diesem Recht macht Norwegens Regierung nun Gebrauch. Die norwegische Regierung hat bereits den Prozess der Lizenzvergabe für den umstrittenen Tiefseebergbau in der Arktis begonnen. Mit diesem Schritt ignoriert sie alle Warnungen. Wissenschaftler:innen des norwegischen Instituts für Meeresforschung, die norwegische Umweltbehörde, die Vereinten Nationen – sie alle warnen davor, dass Tiefseebergbau den Ökosystemen am Meeresgrund irreversibel schaden kann. 

Daniela Herrmann
Norwegens Vorgehen lässt seine Fassade als Land bröckeln, das Meere und Natur schützt. Tiefseebergbau führt unweigerlich zu Zerstörung und Artensterben. Die Arktis gehört zu den empfindlichsten Meeresgebieten der Erde, sie leidet schon jetzt stark unter den Folgen der Klimakrise.

Daniela Herrmann

Meeresexpertin bei Greenpeace

Daniela Herrmann
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Norwegens Vorgehen lässt seine Fassade als Land bröckeln, das Meere und Natur schützt. Tiefseebergbau führt unweigerlich zu Zerstörung und Artensterben. Die Arktis gehört zu den empfindlichsten Meeresgebieten der Erde, sie leidet schon jetzt stark unter den Folgen der Klimakrise.
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Wir können die Arktis noch schützen!  

Noch ist es nicht zu spät: Ende Juni hat Norwegen eine neue Karte für Abbaugebiete veröffentlicht, für die sich Unternehmen bewerben können. Damit haben sie eine 90-tägige Konsultationsphase losgetreten, in der die Öffentlichkeit ihre Meinung äußern kann. Danach wird die norwegische Regierung entscheiden, welche Gebiete für die Vergabe von Abbaulizenzen freigegeben werden. Damit gefährdet sie die Gesundheit der Meere und die Arten und Tiere, die dort leben. Die Industrie will die Büchse der Pandora öffnen und die unumkehrbare Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens einleiten.

Erinnern Sie Jonas Gahr Støre, den norwegischen Ministerpräsidenten, an seine Verantwortung für die Ozeane und einen gesunden Planeten - und verschicken Sie eine Protestmail!

Protestmail für die Arktis

Dronenfoto von Belugawalen an Eiskante

Norwegen will in der Arktis mit dem Tiefseebergbau starten. Das gefährdet einen einzigartigen Lebensraum. Jetzt den norwegischen Ministerpräsidenten an seine Verantwortung für die Ozeane erinnern!

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International activists and environmental organisations gathered outside the Norwegian Parliament

Aktive protestieren gemeinsam gegen Norwegens Pläne zum Tiefseebergbau

Schonungslose Ausbeutung der arktischen Tiefsee

Die norwegische Regierung hatte bereits im Dezember 2023 im Parlament die Mehrheit für ihre Tiefseebergbau-Pläne erhalten, der Beschluss folgte am 9. Januar durch die formelle Abstimmung. Die Tatsache, dass Norwegen mit diesen Plänen weiter vorangeht als jedes andere Land, könnte politische Wellen auf nationaler und internationaler Ebene schlagen. Große Unternehmen wie Equinor und Aker BP könnten sich dem Bergbau anschließen, wenn die Branche 2024 einen reibungslosen Start hinlegt. Die Entscheidung Norwegens könnte somit einen Dominoeffekt auslösen und den Druck auf die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) seitens anderer Länder, die in internationalen Gewässern Tiefseebergbau betreiben wollen, erheblich erhöhen. 

Besonders beunruhigend ist, dass weder zusätzliche Mittel zur Sicherung der Umweltforschung noch zur Überwachung der Industrie bereitgestellt werden. Das lässt befürchten, dass die Industrieaktivitäten unter dem Radar bleiben. Was es noch schlimmer macht: Es gibt bisher keine Regularien, die festlegen, wie die Industrie am Meeresboden abbauen darf. Demnach können die Unternehmen den Meeresboden schonungslos ausbeuten – ohne jegliche Kontrolle oder Konsequenzen. Norwegens Pläne sind auch deshalb hochgefährlich, weil sie auch in anderen Ländern Begehrlichkeiten wecken können. Noch sind internationale Gewässer vom Start des Tiefseebergbaus verschont. Daher sind die ISA-Staaten angesichts Norwegens fataler Entscheidung stärker denn je gefordert, sich für ein internationales Moratorium einzusetzen.

Welche Ressourcen will Norwegen in der Tiefsee ausbeuten? 

Norwegen will in den arktischen Gewässern Kobaltkrusten abbauen. Riesige Maschinen fräsen dabei die oberste Schicht des Meeresbodens und zerstören alles, was auf dem Meeresboden lebt, unwiderruflich. Die Tiefseebergbauindustrie hat es hier außerdem auf Schwarze Raucher abgesehen: Das sind Quellen am Meeresboden, die heißes Wasser ausspucken und dabei einen Cocktail aus verschiedenen chemischen Elementen enthalten. Besonders viel Schwefel und Eisen, aber auch Kupfer, Zink und andere Mineralien werden dabei freigesetzt. Diese Mineralien häufen sich an und bilden Schornsteine, die sogar bis zu zehn Meter hoch werden können. Die Schwarzen Raucher geben vielen Arten ein Zuhause, beispielsweise Krebsen, aber auch vielen Mikroorganismen, die ganz unten in der Nahrungskette stehen.

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