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Kuh mit Kalb auf der Weide
© Maria Feck/Greenpeace

Milch-Ratgeber: Was hinter den Siegeln steckt

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Die Weide macht’s - und Bio sowieso: Der neue Milch-Check von Greenpeace führt Verbraucher:innen durch den Siegel-Dschungel im Supermarkt. 

Pro Weideland, Haltungsform 3 (Außenklima), EU-Biosiegel – vor dem Kühlregal im Supermarkt ist es bei all den Labeln auf den Milchtüten gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Ein neuer Einkaufsratgeber zeigt, welche Milch von Kühen aus guter Haltung mit ausreichend Bewegung, Weidezugang und grasbasiertem Futter stammt. 

Greenpeace hat alle gängigen Kennzeichnungen für den Milch-Siegel-Check auf ihre Standards in den Bereichen Tierhaltung (inklusive Futter und Gesundheit), Weide/Auslauf sowie den Umgang mit Kälbern untersucht. Das traurige Ergebnis der Analyse: Viele Siegel zeichnen Milch aus Stallhaltung aus, die Kühen zu wenig Platz zum Laufen, Liegen oder Fressen bietet oder in der die Tiere das ganze Jahr angebunden werden. Dort werden Kälber zudem kurz nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt.  „Die überwiegende Mehrheit der Milchkühe in Deutschland grast nie auf der Weide, sondern steht lebenslang eingepfercht im Stall“, sagt Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. „Wer Milch von Kühen trinken möchte, die so leben, wie es Werbung oder Urlaubsprospekte zeigen, sollte Weidemilch in Bioqualität kaufen.”

>>> Eine schnelle Orientierung bietet der Ratgeber mit einer Übersicht in Ampelform. Er kann im Visitenkarten-Format für das Portemonnaie bestellt werden. Ausführlichere Infos zu den Siegeln sind in der Langfassung Milch-Siegel-Check zu finden.

Milch-Siegel-Check

Milch-Siegel-Check

Der Siegel-Check gibt Verbraucher:innen einen Überblick, welche Milch von Kühen aus guter Haltung mit ausreichend Bewegung, Weidezugang und grasbasiertem Futter stammt.

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Gut für Tierwohl und Klima: weniger Kuhmilch, mehr Hafermilch

Denn Kühe sind eigentlich Weidetiere, die täglich viele Stunden grasen und dabei mehrere Kilometer zurücklegen. Derzeit haben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt jedoch nur noch 31 Prozent der Rinder Weidegang, und das meist nur für kurze Zeit auf wenigen Quadratmetern pro Kuh. Im Stall können sie nicht ihrem natürlichen Verhalten gemäß leben und werden zu großen Teilen mit Mais und Getreide gefüttert. Die Tierärztliche Hochschule Hannover hat belegt, dass durch unnatürliche Haltungsbedingungen 20 bis 40 Prozent der Tiere unter Lahmheiten und verformten Klauen leiden. Dazu kommen Stoffwechselerkrankungen.

Auch fürs Klima ist die Turbo-Produktion von Kuhmilch ein Problem, sie verursacht hohe CO2-Emissionen. Pflanzliche Drinks wie Hafermilch sind klimaschonende und günstige Alternativen. Trotzdem gilt: Kühe können zum Klimaschutz beitragen – wenn sie auf der Weide gehalten werden: Dauergrünland speichert 30 bis 40 Prozent mehr Kohlenstoff im Vergleich zu Ackerböden. „Beweidetes Grünland hat innerhalb der Agrarlandschaft nach Moorböden das größte Potenzial, Kohlenstoff zu speichern“, sagt van Aken. „Im Sinne von Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt in der Landwirtschaft und Tierwohl bedeutet das: Wir sollten nur noch so viele Kühe halten, wie auf der vorhandenen Weidefläche gehalten und ernährt werden können.“

Kühe auf der Wiese vor dem Reichstag

Um die Vorteile der Weidehaltung bei Milchkühen zu verdeutlichen, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Greenpeace Mitte Mai gemeinsam eine Herde Kühe auf die Wiese vor dem Reichstag gebracht.

Ein erstaunlicher Fakt: In Deutschland gibt es keine konkreten rechtlichen Vorgaben für Rinder, die älter als sechs Monate sind, die definieren, wie Rinder zu halten sind. Das ist in vielen Fällen, wie etwa bei der ganzjährigen Anbindehaltung, nicht mit dem Tierschutz vereinbar. „Agrarminister Cem Özdemir muss jetzt mit einem Weideförderprogramm den Landwirt:innen helfen, wieder mehr Kühe auf die Weide zu lassen”, so van Aken. „Zudem muss der Minister sein Versprechen einlösen und Vorgaben machen, wie Milchkühe im Stall zu halten sind. Nur so kann er diesen quasi rechtsfreien Raum schließen.”

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