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Kletter:innen und großes gelbes dreieckiges Banner am Milchsilo mit der Aufschrift "Achtung Tierleid" und einer abgebildeten Kuh
© Bernd Lauter / Greenpeace
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Die Molkerei Hochwald wirbt mit besonders hoher Qualität und verkauft unter dem Label Bärenmarke hochpreisige Milch. Fotos belegen nun, dass die Milchkühe häufig unter Bedingungen gehalten werden, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Aktivist:innen demonstrieren – die Kampagne für bessere Tierhaltung geht damit in die nächste Runde. Immer noch dabei: der berühmte Werbeträger der Bärenmarke. Wie Sie die Kampagne unterstützen und mitmachen können, erfahren Sie weiter unten im Artikel.

Er war ein Star, das kann man so sagen. Schon ganz früh stieg er in die Filmbranche ein und machte dort Kinowerbung. Die Firma Steiff produzierte für seine jungen Fans eine Plüschversion von ihm. Und spätestens, als er Ende der sechziger Jahre als eine der ersten Werbefiguren im Farbfernsehen auftrat, kannte ihn so ziemlich jede:r in Deutschland: den Bären der Bärenmarke.

Für viele Deutsche ist der Milch-Bär Teil ihrer Kindheit, der verlässlich mit seiner silbernen Milchkanne auf grünen Alpenwiesen stand und die märchenhafte Vorstellung von gesunder Milch von glücklichen Kühen in die deutschen Wohnzimmer kippte.  

Und das soll jetzt alles vorbei sein? Schluss? Ende? Eines ist jedenfalls klar: Der Bär will nicht mehr. Er steigt aus. Denn inzwischen hat er herausgefunden, dass die Realität mit den polierten Werbebildern nichts zu tun hat, für die er so lange Modell gestanden hat. 

Aufgedeckt: Werke verarbeiten Milch aus tierschutzwidriger Anbindehaltung

Das belegt auch eine aktuelle Recherche: Greenpeace wurden Bilder und Videos von 23 Milchbetrieben zugespielt, die Tiere in tierschutzwidriger Anbindehaltung zeigen. Tracking-Daten belegen, dass die Milch dieser Höfe an die zwei Bärenmarke-Werke in Mechernich (Nordrhein-Westfalen) und Hungen (Hessen) geliefert wird.

Kühe stehen mit Ketten angebunden nebeneinander im Stall

Verdreckte Kühe, die so angebunden sind, dass sie sich kaum bewegen können. Fotos zeigen grausame Tierhaltung auf Höfen, die die Bärenmarke-Molkerei beliefern.

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Kühe können sich in dieser Anbindehaltung kaum bewegen. Fressen, Koten, Schlafen – alles findet tagein tagaus an der kurzen Kette statt, mit immer gleichem Blick, schlimmstenfalls auf die Wand. Die Tiere sind verdreckt, weil sie sich nicht reinigen können, sie weisen oft Haut- und Gelenkschäden auf, kommen schlecht an Tränken und können ihre soziale Natur nicht ausleben (Kühe haben Freundinnen und Feindinnen). „Bärenmarke lässt Kühe leiden, das ist eindeutig“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Lasse van Aken. „Die Anbindehaltung ist eine besonders grausame Art, Kühe zu halten. Dass Bärenmarke Milch dieser Kühe verarbeitet, muss sofort aufhören.” 

Für mehr Tierwohl und gegen die irreführende Werbung demonstrieren Aktivist:innen: Auf die Milchsilos des Bärenmarke-Werks in Mechernich sind 15 Greenpeace-Aktive geklettert, um ein dreieckiges Banner in gelber Warnfarbe anzubringen. Sie bleiben mehr als 24 Stunden dort und lassen sich auch von Minusgraden in der Nacht nicht aufhalten. Auf dem Banner mit einer Kantenlänge von mehr als 14 Metern warnen sie: “Achtung Tierleid!”. Der Bär ist auch vor Ort. Und am Samstag geht es gleich weiter. Der Protest breitet sich auf gut 30 Städte aus: In Supermärkten in ganz Deutschland markieren Greenpeace-Aktive mit dreieckigen Warnaufklebern Bärenmarke-Produkte in Supermärkten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Aktivist:innen, den Molkereikonzern auffordern, nicht nur mit schönen Bildern von glücklichen Kühen zu werben. 

Greenpeace nimmt Bärenmarke aufs Korn

Mit einer Werbeparodie hat Greenpeace im Herbst 2023 gezeigt, was wirklich hinter dem Bärenmarke-Idyll steckt. In dem Video sucht der Bärenmarke-Bär auf grünen Wiesen vergeblich nach seinen alten Freunden und muss am Ende feststellen, dass die Kühe ihr kurzes Leben nur noch in Ställen verbringen.

Die Erkenntnis, selbst jahrelang Teil des Systems gewesen zu sein, führt beim Bären zu einem radikalen Schritt. In einem zweiten Videoclip outet er sich als Whistleblower, der die Illusion des Bärenmarke-Images zerstört und später gar Greenpeace-Aktivist wird.

Auf baerenmarke-papers.de stellt Greenpeace eine Recherche zur Verfügung, die sich mit den Geschäftspraktiken der Bärenmarke-Molkerei Hochwald beschäftigt. Sie zeigt, wie sehr Image und Realität auseinanderklaffen.

Bärenmarke: teure Milch, billige Produktion

So verkauft die Molkerei Hochwald, zu der Bärenmarke gehört, unter diesem Label Milch zu extrem hohen Preisen und wirbt mit besonders hoher Qualität. Doch anders als bei Bio- oder Weidemilch achtet die Molkerei weder besonders aufs Tierwohl noch zahlt sie faire Preise an die Milcherzeuger:innen. Die Kühe der Betriebe, die Milch für Bärenmarke liefern, bekommen fast nie Weide zu sehen. Sie verbringen ihr kurzes Leben fast ausschließlich im Stall, ohne viel Auslauf auf wenigen Quadratmetern, oft sogar in Anbindehaltung. Das ergab eine Greenpeace-Abfrage bei Molkereien im Juni 2023; die aktuelle Recherche dokumentiert ganz konkrete Missstände im Stall. 

„Bei Bärenmarke handelt es sich im besten Fall um billige Industriemilch von Tieren in der schlechtesten Haltungsform. Häufig ist die Milch aus den Bärenmarke-Werken sogar von Kühen, die tierschutzwidrig gehalten werden“, so van Aken. „Damit Werbemärchen wahr werden, muss Bärenmarke ihre Milchprodukte auf Weidehaltung umstellen. Davon profitieren Kühe, Artenvielfalt und Klima.” 

Proteste gegen das Täuschungsmanöver

  • Aktivist:innen auf einem Milchsilo mit einer Fahne, darauf: Bärenmarke-Logo sowie "Tierleid stoppen!"

    Protest am Werk der Bärenmarke-Molkerei Hochwald in Mechernich (NRW), 7. März 2024.

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  • Aktive protestieren an der Einfahrt des Werks, wo Lastwagen mit der Milch ankommen. Auf die Laster werden große Warn-Sticker angebracht, auf Bannern steht: "Achtung Tierleid!" und "Tierleid stoppen!".

    Weitere Aktive protestieren am 7. März 2024 in der Einfahrt des Werks.

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  • Protest against Tethering for Bärenmarke Milk in Germany- Day 2

    Auch am 8. März demonstriert der Bär gegen Tierleid bei Bärenmarke. Die Aktivist:innen haben unterdessen die Nacht auf dem gut 30 Meter hohen Silo des Hochwald-Werks verbracht und damit ihren Protest mehr als 24 Stunden aufrecht erhalten.

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  • Group Action Day Protest against Bärenmarke in Cologne

    Weiter geht's: Am 9. März kennzeichnen Greenpeace-Aktive in Supermärkten in über 30 Städten Bärenmarke-Produkte und machen so auf die Industriemilch mit Tierleid aufmerksam.

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  • Mensch in Bärenmarkekostüm steht im Supermarkt vor einem Kühlregal mit Milchprodukten und hält eine mit Aufkleber versehene Bärenmarke-Milchpackung "Achtung Tierleid"

    In 25 Städten in Deutschland: Greenpeace-Aktive kennzeichnen am 14. Oktober 2023 in Supermärkten Produkte von Bärenmarke mit Aufklebern. Auf den gelben Stickern in Form eines dreieckigen Warnschildes steht „Achtung Tierleid!“.

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  • Ehrenamtliche mit Unterschriftenliste neben einem Plüschbären mit aufgeklebten Tränen. Er hält eine Milchkanne mit Bärenmarke-Logo, über dem Logo steht Mogelpackung

    Ehrenamtliche protestieren am 30. September 2023 – wie hier in Köln – in insgesamt 30 Städten. Sie informieren vor Supermärkten, wie die Kühe gehalten werden. Mit einer zwei Meter hohen Milchtüte zeigen sie die Unterschiede zwischen Stall- und Weidehaltung und die Folgen für Kühe, Artenvielfalt und Klima.

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  • Infomaterial zur Weidemilch-Kampagne

    Interessierte können den Aktionstag und den Protest gegen Bärenmarke im Internet und auf der Straße unterstützen. Entsprechendes Infomaterial liegt an den Ständen aus. (30.09.2023)

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  • Bärenmarke-Bär mit Nikolausmütze seht vor der Zentrale der Molkerei Hochwald , hält ein Transparent "Mogelmarke. Weidehaltung jetzt!", neben ihm braune Säcke mit Postkarten gefüllt.

    Mehr als 20.000 Menschen fordern Umstellung auf Weidehaltung: Stellvertretend für Verbraucher:innen übergab das Bärenmarke-Maskottchen, das sich Greenpeace angeschlossen hat, am 6. Dezember 2023 in Thalfang über 14.000 Postkarten und mehr als 8.000 E-Mails an Detlef Latka, den Geschäftsführer der Hochwald Foods GmbH.

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>>> Sie können mitmachen  auf unterschiedliche Weise: 

Auch der Bär ist seit Monaten aktiv – auf Instagram etwa ist zu sehen, wie er ein Kletter- und Schlauchboottraining absolviert oder als Aktivist im Supermarkt unterwegs ist.

Am 6. Dezember 2023 haben Greenpeace-Aktive bereits tausende Protest-Postkarten zur Zentrale der Molkerei Hochwald in Thalfang gebracht. Stellvertretend für die Verbraucher:innen übergab das Bärenmarke-Maskottchen über 14.000 Postkarten und mehr als 8.000 E-Mails an die Hochwald Foods GmbH. Als Nikolaus verkleidet trug der Bär die Forderungen an die Verantwortlichen der Molkerei vor. Die Geschäftsführung der Molkerei hat sich einer Diskussion bisher nicht gestellt und wollte die Postkarten nicht persönlich in Empfang nehmen. Machen wir also weiter!

Das Logo mit dem Bären ist eine Mogelmarke

Denn bislang geht die Bärenmarke-Molkerei Hochwald einen anderen Weg. Mithilfe eines hohen Marketingbudgets preist sie die Bärenmarke als das „Beste der Milch“ an und wirbt mit “artgerechter Haltung”. Zielgruppe sind vor allem Familien, die ihre Kinder gesund ernähren möchten. Und der niedliche Bär sitzt praktisch mit am Frühstückstisch. Dabei ist die Frischmilch von Bärenmarke keineswegs qualitativ besonders hochwertig, sondern Milch aus industrieller Tierhaltung und Erzeugung. Sie ist schlechter als die Billigmilch vom Discounter, denn diese ist in der Regel in Haltungsform 3 und damit ohne Anbindehaltung. Und selbst Bio-Weidemilch ist günstiger als die von Bärenmarke. Dass die Milch von Bärenmarke keinen Deut besser ist als ihre günstigen Konkurrenten, hat eine Analyse von Greenpeace gezeigt. Je mehr Gras eine Kuh frisst, desto höher ist der Omega-3-Fettsäure-Gehalt ihrer Milch. Bei dem Test schnitt Bärenmarke nicht besser ab als die niedrigpreisigen Eigenmarken der Supermarktketten. Stiftung Warentest kam 2022 zum selben Ergebnis

“Die Bärenmarke-Milch kostet fast doppelt so viel wie das Discounterprodukt, obwohl es den Kühen im Stall nicht gut geht und die Landwirt:innen schlecht bezahlt werden”, so van Aken. “Das Logo mit dem Bären ist also nicht mehr als eine Mogelmarke.” 

Greenpeace fordert deshalb von der Bärenmarke-Molkerei Hochwald 

  • Die Molkerei muss sofort die tierschutzwidrige Anbindehaltung bei ihren Milchlieferant:innen beenden. 
  • Bärenmarke-Kühe müssen auf die Weide und mindestens nach Pro-Weideland-Standard gehalten werden. Die Anbindehaltung ist eine besonders grausame Art der Haltung, aber auch Kühe im Boxenlaufstall müssen im Sommer raus. Das erhält die Artenvielfalt, schont das Klima und freut die Kuh. 
  • Bärenmarke muss einen angemessenen Weidezuschlag zahlen, damit die Bauern und Bäuerinnen nicht auf den Mehrkosten der Weidehaltung sitzenbleiben. 
  • Es wird Zeit, dass Bärenmarke endlich ehrlich zu seinen Kunden:innen ist und ihre Milch mit der im Supermarkt üblichen Haltungsform kennzeichnet. So sehen alle auf einen Blick, wie die Kühe leben.

(Der Artikel wurde am 27. September erstveröffentlicht und anschließend aktualisiert.)

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