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Greenpeace-Aktivist:innen säen Bio-Weizen auf einem Feld, auf dem die Firma Syngenta gentechnisch veränderten Weizen anbauen will. Auf dem Feld Schilder: "Kein Gen-Weizen auf den Feldern" und  "Finger weg von unserem täglichen Brot".
© Greenpeace / Heiko Meyer

Kein Platz für Gen-Weizen

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Gen-Brot kommt nicht in die Tüte! Unter diesem Motto haben 25 Greenpeace-Aktivisten am Dienstagmorgen auf einem Acker in Friemar bei Gotha in Thüringen gegen den Versuchsanbau von Gen-Weizen protestiert. Die landwirtschaftliche Fläche ist für eine Premiere von zweifelhalften Ruf vorgesehen: Dort könnte zum ersten Mal in Deutschland Gen-Weizen zu Testzwecken angebaut werden. Voraussichtlich noch in dieser Woche wird das zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin darüber entscheiden, ob der schweizerische Saatgut- und Gentechnikkonzern Syngenta seinen Gen-Weizen ausbringen darf.

Die Aktivisten markierten die vorgesehene Testfläche von 30 mal 40 Metern mit Absperrband und gelben Warndreiecken mit der Aufschrift: Gen-Weizen kommt nicht auf den Acker! Gen-Brot kommt nicht in die Tüte! Dann säten sie Bio-Weizen aus und arbeiteten das Saatgut in den Boden ein, so dass aus dem potenziellen Versuchsfeld ein Bio-Weizenfeld werden kann, auf dem der genmanipulierte Weizen keinen Platz mehr findet.

Der Gen-Weizen darf nicht auf den Acker und in die Natur gelangen. Das gentechnisch veränderte Getreide birgt Gefahren für Umwelt und Verbraucher, warnt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace.

Dass in diesem Fall tatsächlich besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten ist, legt die Heimlichtuerei von Syngenta und dem RKI nahe. Zum erstenmal in Deutschland sollen der Öffentlichkeit bei einem Freilandversuch wesentliche Informationen über die gentechnische Veränderung vorenthalten werden. Weder das Saatgutunternehmen noch die Behörde teilen mit, welches Gen in die Pflanze eingeschleust wurde und aus welchem Organismus es stammt.

Greenpeace fordert Verbraucherschutzministerin Renate Künast und das RKI auf, die Freisetzung nicht zu genehmigen. Außerdem soll die Firma Südzucker, die den Acker an Syngenta verpachtet, den Pachtvertrag sofort kündigen. Die Geheimniskrämerei um den Gen-Weizen muss ein Ende haben. Alle Daten müssen veröffentlicht werden, fordert Strodthoff.

Die Gemeinde Friemar, der BUND sowie der regionale Bio-Verband Ökoherz haben gegen den Versuch Einwände vorgelegt. Ein Bio-Bauer ist möglicherweise direkt betroffen, da er auf einer angrenzenden Fläche Sommerweizen anbaut. Pollen des Gen-Weizens könnten ohne weiteres vom Wind auf dieses Feld geweht werden, dort die Bio-Pflanzen befruchten (sog. Auskreuzen) und damit die Ernte wertlos machen.

Der genmanipulierte Weizen soll laut Syngenta einen verstärkten Schutz gegen Pilzbefall aufweisen. Doch Pilzbefall wird begünstigt durch falsche Anbaumethoden, fehlenden Fruchtwechsel und empfindliche Sorten. Mit Gentechnik versuchen die Konzerne ein Problem zu reparieren, dass die industrielle Landwirtschaft sich selbst geschaffen hat, erklärt Strodthoff. Wir brauchen aber eine Landwirtschaft, die solche Probleme gar nicht erst entstehen lässt. Es gibt Weizensorten, die kaum unter Pilzbefall leiden, aber von der Züchtung bisher vernachlässigt wurden. Das Problem lässt sich auch ohne Gentechnik lösen.

Dass nicht allen Lebens- und Nahrungsmittelherstellern die ablehnende Haltung der Verbraucher gegenüber Gen-Food egal ist, zeigen zahlreiche Beispiele. Betriebe wie der Nudelfabrikant Birkel und der Verband Deutscher Großbäckereien haben bereits jetzt erklärt, keinen Gen-Weizen verwenden zu wollen.

Action against GE Wheat in Germany

Zum ersten Mal wächst auf einem Feld in Deutschland gentechnisch veränderter Weizen. Unter Polizeischutz hat Syngenta Gen-Samen ausgebracht, auf einem Feld, auf dem eigentlich schon Bio-Weizen wächst.

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