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Johannisbeeren
Christoph Piecha/Greenpeace

Strauchbeeren im Test

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Greenpeace hatte ein unabhängiges Labor beauftragt, in Deutschland angebaute Strauchbeeren auf Pestizidrückstände zu untersuchen. Die Analysen zeigten, dass sich in einer Probe bis zu neun verschiedene Pestizide befanden - ein ganzer Cocktail. Nach wie vor gibt es keine Studien, die die tatsächlichen Gefahren von Pestizid-Cocktails abschließend bewerten. Hier existiert eine Gesetzes- und Wissenslücke, die dringend geschlossen werden muss. Fünf der dreizehn untersuchten Proben enthielten Pestizide, die Greenpeace in ihrer Summe für potentiell gefähtlich hält.

In jeder untersuchten Johannisbeere stecken im Schnitt sechs Pestizide, sagt Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen. Beim letzten Beeren-Test 2006 wurden im Vergleich nur drei Pestizide pro Probe festgestellt. Es ist ein gängiger Trick: Um die gesetzlichen Grenzwerte für einzelne Pestizide einzuhalten, spritzen die Produzenten ihr Obst und Gemüse mit einem Cocktail aus vielen verschiedenen Pestiziden. Auch wenn das gesetzlich erlaubt ist, schadet es Umwelt und Verbraucher:innen. Um diese Praxis zu verhindern, fordert Greenpeace einen Grenzwert für Mehrfach-Rückstände. Dass eine Lücke in den gesetzlichen Regelungen vorliegt, hat die Hamburger Lebensmittelüberwachung bereits im vergangenen Winter bestätigt. Die Lebensmittelüberwachung hält die Summenbewertung bei Proben für zulässig, auf denen mehrere Pestizide gefunden werden.

Die Produzenten der Strauchbeeren gehen noch einen Schritt weiter: Die Johannisbeeren von Edeka und Tengelmann enthalten illegale Agrargifte. Difenoconazol (in den Beeren von Edeka gefunden) und Dodin (in den Beeren von Tengelmann gefunden) dürfen nicht auf Johannisbeeren gespritzt werden, weil sie dafür in Deutschland nicht zugelassen sind.

Das ist ein Skandal, sagt Santen. Greenpeace hat den Fall bei den zuständigen Lebensmittelüberwachungsämtern angezeigt. Dass beide Wirkstoffe für in Deutschland produzierte Johannisbeeren unzulässig sind, hat das BVL in einer Presseerklärung am 29. Juli bestätigt. Jetzt verfolgt die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer die Beeren zum Erzeuger zurück und stellt weitere Ermittlungen an.

Einige der jetzt in Johannisbeeren nachgewiesenen Spritzmittel können nervengiftig oder krebserregend wirken, sowie den Hormonhaushalt und die Fortpflanzung beeinträchtigen, sagt Santen. Um diese Ergebnisse veröffentlichen zu können, hat ein anerkanntes Speziallabor die Beeren auf Rückstände von 350 Pestiziden untersucht. Auffällige Befunde wurden in einem Zweitlabor überprüft.

Eine Laboranalyse auf Pestizide in Strauchbeeren kostet zwischen 250 und 300 Euro. Wir wollen und müssen auch weiterhin diese wissenschaftlichen Untersuchungen durchführen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf diese Information! Damit Greenpeace auch zukünftig unabhängige Untersuchungen durchführen kann, bitten wir Sie: Werden Sie Fördermitglied - am besten direkt online.

Die gute Nachricht: Himbeeren sind weitgehend rückstandsfrei

Im aktuellen Test waren 29 Prozent der getesteten Himbeeren pestizidfrei. Im Schnitt fanden sich zwei verschiedene Pestizide in den Himbeeren, mit Mengen jeweils unter dem gesetzlichen Grenzwert. Zum Vergleich: Die staatliche Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg fand 2009 nur 20 Prozent pestizidfreie Proben und durchschnittlich 4,4 Wirkstoffe pro Himbeere. Bio-Produkte können Verbraucher auch ohne Bedenken kaufen. Im Test waren sie rückstandsfrei.

Alle dreizehn konventionellen Johannisbeer-Proben stammen aus deutschem Obstanbau, überwiegend aus Baden-Württemberg. Die Bio-Proben und die Himbeeren stammen unter anderem aus Spanien, England und auch aus Deutschland. Greenpeace-Mitarbeiter hatten Anfang Juli in Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Friedrichshafen, Karlsruhe und Weingarten 31 Proben gekauft. Sie stammen aus dem Angebot von Aldi-Süd, Edeka, Metro/Real und Rewe/Penny. Bei Aldi-Nord und Lidl waren im Einkaufs-Zeitraum keine Strauchbeeren erhältlich. Nach dem Greenpeace-Beerentest 2006 hatten Lebensmittelüberwachung und Bauernverband in Baden-Württemberg bessere Kontrollen angekündigt. Offenbar werden Pestizide aber noch stärker eingesetzt.

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