
10 Tipps für mehr Artenschutz im Alltag
Ob im Supermarkt, unterwegs, Zuhause oder in der Gesellschaft: Wir alle können im Alltag etwas für den Artenschutz tun.
- Kurz und Knapp
Die Artenkrise ist neben der Klimakrise das derzeit drängendste Problem: Das Ausmaß der Artenverluste nimmt zu – mit unabsehbaren Folgen für Ökosysteme, Tiere, Pflanzen und die Menschen auf der ganzen Welt.
Artenschutz fängt klein an
Noch immer sind Produkte im Handel, die mehr oder weniger direkt von bedrohten Tieren gewonnen werden. Elfenbein oder Robbenfell sind zwar nur noch selten zu finden, Kaviar vom Stör und sogenanntes „Bushmeat“ gibt es hingegen noch immer. Die Weltnaturschutzunion IUCN listet auch viele Thunfischarten als vom Aussterben bedroht. Einfachstes Mittel: Sich informieren und Produkte mit bedrohten Tierarten meiden.
Es gibt viele weitere Möglichkeiten, wie wir im Alltag dazu beitragen können, die Biodiversität zu erhalten und das Artensterben zu verhindern. Die folgenden 10 Tipps kann jede:r im Alltag umsetzen und geben Orientierung für mehr Artenschutz.
1. Auf To go & Webshopping verzichten
Verpackungen bestehen aus Karton, Karton aus Papier, und das wird aus Holz gemacht. Für dieses Holz zerstört man ganze Wälder – und diese beherbergen, je nach Waldart, eine hohe Biodiversität. Gerade To-go- und Lieferangebote, aber auch viele andere Onlinebestellungen, benötigen extrem viel Verpackung, ergo Wald – und bedrohen damit fast direkt die Artenvielfalt. Mehr dazu im Beitrag „Wälder enden als Verpackung“.
2. Ökologisch putzen
Viele Reinigungsmittel enthalten schädliche Chemikalien, die ins Wasser gelangen und die Umwelt schädigen. Ökologische Reinigungsmittel mit vertrauenswürdigen Siegeln, wie sie meist nur im Biohandel zu finden sind, verzichten darauf und schaden der Artenvielfalt weniger. Greenpeace Österreich hat einen Putzmittel-Marktcheck durchgeführt und vergleicht dabei sowohl verschiedene Gütesiegel als auch das Angebot verschiedener Supermärkte und Drogerien. Die Ergebnisse und Tipps gelten auch in Deutschland.
3. Auf Pestizide verzichten
Ob in der Landwirtschaft oder im eigenen Garten: Mit chemischen Giften zerstören wir die Artenvielfalt. Dabei unterscheidet sich die Wirkung von Pestiziden, Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden und vielen anderen Mittel nicht: Sie töten Lebendiges und greifen so die Biodiversität direkt an. Es hilft dem Artenschutz, auf Pestizide jeglicher Art zu verzichten – und zum Beispiel „Nützlinge“ als Alternative einzusetzen.

© Wendi Wu / Greenpeace
Lebensmittel, einschließlich frischer Lebensmittel und Grundnahrungsmittel, die online bestellt werden, mit wiederverwendbaren Baumwollnetzbeuteln und Gläsern für die Lieferung.
4. Wochenmärkte besuchen - achtsamer Lebensmittelkonsum
Auf dem Wochenmarkt findet man saisonales Obst- und Gemüse aus der Region, frische Backwaren, Fisch, Fleisch und Käse von heimischen Anbietern und vieles mehr. Die Lebensmittel sind meist unverpackt und aus biologischem Anbau. Auf dem Wochenmarkt zu kaufen, am besten mit mitgebrachten Mehrweggefäßen, ist also sehr viel ressourcenschonender als diese Lebensmittel in einem konventionellen Supermarkt zu kaufen wie ein Supermarktcheck von Greenpeace zeigt. Denn dort sind sie oft mehrfach verpackt, haben lange Transportwege hinter sich und sind meist mit Pestiziden behandelt. Zudem fördern größere Gebinde, gerade bei Obst und Gemüse, die Lebensmittelverschwendung und damit unnötigen Ressourcenverbrauch. Denn die Anzahl ist vorgegeben, auch wenn ein:e Konsument:in vielleicht gerne viel weniger davon gehabt hätte. Im Sinne des Artenschutzes sind Wochenmärkte, Biomärkte oder Unverpackt-Läden die bessere Wahl.
5. Öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder Fahrrad fahren
Verbrennungsmotoren produzieren CO2 und Stickoxide, schaden Bäumen und Pflanzen an nahegelegenen Straßen, für die Produktion fossiler Treibstoffe entstehen riesige Umweltschäden und der Autoverkehr ist eine der wichtigsten Ursachen für die Flächenversiegelung. Ja, auch der ÖPNV und das Fahrrad brauchen Wege, aber nicht sechsspurig durch die Republik, deswegen sind sie die besten Verkehrsmittel im Alltag. Mehr Tipps für nachhaltiges Reisen sehen Sie hier.
6. Bio kaufen
Bio-Lebensmittel aber auch beispielsweise Kleidung oder Textilien aus Bio-Baumwolle werden ohne den Einsatz chemischer Pestizide und anderer schädlicher Chemikalien angebaut. Das hilft dem Artenschutz, denn es bedeutet, dass deutlich weniger Insekten und andere Tiere durch den Einsatz von Giftstoffen getötet werden. Schon die Ackerböden selbst haben bei Bio eine höhere Biodiversität.

© Axel Kirchhof / Greenpeace
Der Marktstand zeigt verschiedene Früchte und Gemüse. Die meisten dieser Produkte sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Gesunde Bienenvölker sind von ökologischer und ökonomischer Bedeutung. Es besteht ein dringender Bedarf, bienenschädliche Pestizide aus der Landwirtschaft zu eliminieren.
7. Pflanzlicher ernähren
Wo früher artenreiche Wiesen, Wald oder Regenwald hohe Biodiversität beherbergten, gibt es heute oft nur noch artenarme Plantagen für Soja und Mais. Die Industrie benötigt billiges Futter für die Massentierhaltung, um billige Tierprodukte verkaufen zu können. Die großflächige Abholzung für Tierfutter ist in allen Teil der Welt üblich, deswegen ist ein Mehr an pflanzlicher Ernährung immer auch gut für den Artenschutz. Wie eine gesunde Ernährung auf das Klima wirkt können Sie hier nachlesen. Weitere Tipps für gutes Essen gibt es hier.
8. Klima schützen
Die Klimakrise ist einer der größten Verursacher der Artenkrise, weil sie Ökosysteme im großen Maßstab und mit hoher Geschwindigkeit verändert. Deswegen ist Klimaschutz stets auch ein Beitrag zum Artenschutz. In diesem Zusammenhang sind auch diese Tipps zum Energiesparen einfach umzusetzen.
Grad.jetzt – wo Klima und Ökosysteme kippen
Für ihre Reportage-Reise grad.jetzt besuchten Naturfotograf Markus Mauthe und Journalistin Louisa Schneider verheerende Waldbrände in Brasilien, sprachen mit einem Meteorologen über den Regenwald als Kipppunkt und dokumentieren in Senegal die Auswirkungen der Klimakrise auf den Monsunregen. Besuchen Sie den Instagram-Kanal grad.jetzt, um mehr über den Zusammenhang von Biodiversität, Klimakrise und Kipppunkten zu erfahren.
9. Ressourcenverbrauch einschränken
Einwegprodukte wie Plastikflaschen, Wegwerfgeschirr oder Einweggrills verbrauchen viele Ressourcen und haben dabei ein besonders schlechtes Verhältnis von Nutzen zu Umweltschaden. Die Kohle in Einweggrills besteht beispielsweise oft aus Holz aus dem Regenwald. Das Aluminium solcher Grills kommt aus Minen, für die Wälder sterben müssen. Die Ressourcengewinnung für diese billigen Einwegprodukte zerstört also die Biodiversität.
10. Umweltschutz stärken
Umweltschutz-Organisationen können Einfluss nehmen, und zwar sowohl auf die Politik als auch auf die Wirtschaft. Das ist Arbeit, etwa wenn es darum geht, über Multivisionsshows, wissenschaftliche Greenpeace-Studien und die Dokumentation von Umweltschäden zu informieren und Einfluss zu nehmen. Sie können unsere Arbeit bei Greenpeace unterstützen, indem Sie Mitglied werden oder laufende Petitionen unterschreiben, zum Beispiel die Petition zum Schutz der Artenvielfalt.
Mitmenschen motivieren
Die Artenkrise geht uns alle an! Deswegen ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen überzeugt werden, sich artenfreundlich zu verhalten. Besonders hilfreich ist dabei konkrete Handlungsoptionen aufzuzeigen. Teilen Sie deshalb gerne diese Liste mit Tipps für mehr Artenschutz im Alltag und zeigen Sie, wie einfach Artenschutz sein kann.
Artenschutz im Alltag? Geht!
Im Alltag sind es die vielen kleinen Handlungen, die am Ende das große Ganze verändern. Von der bienenfreundlichen Bepflanzung bis hin dazu, einen guten Teil des Rasens nicht wöchentlich zu mähen. Vom Umstieg auf vor allem saisonale und regionale Produkte bis hin zur Wahl von Naturkosmetik. Vom Verzicht auf Produkte aus der weltweiten Fischerei bis hin zum Umstieg auf Ökostrom oder torffreie Erde. Auch Finanzprodukte haben einen Biodiversitäts-Fußabdruck und erste Ökobanken prüfen, wie sie diesen bei Geldanlagen messen können.
Nachhaltiger und reduzierter Konsum kann viel zum Artenschutz beitragen. Jede kleine gute Tat hilft – jedoch ist die Politik letztendlich der entscheidende Faktor: Nur sie kann zum Beispiel Umweltschäden mit Kosten versehen und so auf die Verursacher:innen zurückführen. Oder Gesetze erlassen, die zum Beispiel die Einfuhr bestimmter Warengruppen an Artenschutzmaßnahmen binden. Umso wichtiger ist es also, auch politisch aktiv zu werden!