
Beluga II - schwimmendes Labor
Vom Feuerlöschboot zum Greenpeace-Schiff

© Axel Heimken / Greenpeace
Innenansicht der Brücke oder Steuerraum der Beluga II. Rechts ein Gedenkbild von Ilse Vormann.
Wie ihre Vorgängerin ist die Beluga II nach dem weißen, delfinartigen Gründerwal benannt. Sie wurde speziell für Greenpeace gebaut und wird als Küstensegler in Nord- und Ostsee sowie in europäischen Binnengewässern eingesetzt. Heimathafen ist Hamburg.
Innovative Technik in nostalgischer Hülle
Anfang 2003 beauftragte Greenpeace Deutschland die Fridtjof-Nansen-Werft in Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern, mit dem Neubau eines Schiffes vom Typ Klipper. So kommt die Beluga II zunächst etwas schmucklos daher, tatsächlich ist sie mit hochinnovativer Technik ausgestattet. Bis dahin hatte Greenpeace alle Schiffe gebraucht gekauft und umgebaut – die Beluga II ist der erste Neubau, der extra für die Bedürfnisse von Greenpeace entworfen wurde. (2009 folgte die Rainbow Warrior III als Neubau.)
Das Geld für die Beluga II stammt aus dem Nachlass Ilse Vormanns. Die Düsseldorferin hatte einen Teil ihres Vermögens an Greenpeace gespendet. Eine Gedenktafel im Steuerhaus erinnert noch heute an die Spenderin.
Beluga II - für alle Wasser geeignet

© Oliver Tjaden / Greenpeace
Beluga II auf dem Rhein: Wissenschaftler:innen untersuchen 2020 die Verschmutzung des Rheins mit Mikroplastik. Die Wasser- und Sedimentproben werden direkt in einem Labor im Schiff auf Mikroplastik hin analysiert.
Greenpeace entschied sich für einen zweimastigen, 33 Meter langen Motorsegler in Form einer niederländischen Klipperaak. Als solche besitzt die Beluga II einen Plattboden und nur geringen Tiefgang, je nach Beladung circa 1,80 Meter. So ist sie flexibel einsetzbar auf Flüssen und auf See, in Küstengewässern und in Flachwasserzonen. Problemlos kann die Beluga II im Watt trockenfallen und mit der nächsten Flut wieder Fahrt aufnehmen. Auch Brücken bilden keine Hindernisse mehr. Mit seinen umklappbaren Schiffsmasten kann der Segler auch kleinere Flüsse befahren. Gleichzeitig besitzt sie hervorragende Segeleigenschaften. Mit einer Tankfüllung hat sie einen Radius von rund 1000 Seemeilen (ca. 185 km), weit mehr als ihre Vorgängerin.
Zwei ihrer baulichen Besonderheiten sind besonders praktisch:
- Klappmasten: Die Beluga II hat zwei Stahlmasten, die sich mit Hilfe eines Fußgelenkes (Mastkoker) umlegen lassen.
- Flexibler Laderaum: Unter Deck lässt sich ein 20-Fuß-Normcontainer (6 x 2,5 x 2,8 Meter) verstauen, den man nach Bedarf ausrüsten kann, beispielsweise mit einem Labor oder einer Werkstatt. Auf Infotouren hat man so einen Raum für Ausstellungen, Pressekonferenzen, Filmvorführungen etc.
Bilder: Die Beluga II in Aktion
Beluga II - grün vom Rumpf bis zur Mastspitze
Wer auf See unterwegs ist, kennt sie – die schwarzen Rußwolken der schwerölbetriebenen Container- und Passagierschiffe. Einige verklappen sogar ölhaltiges Abwasser. Die Beluga II sollte dagegen so umweltfreundlich wie möglich gebaut werden und ist bis heute zukunftsweisend für eine ressourcenschonende Schifffahrt.
- Sämtliches Holz ist FSC-zertifiziert und stammt aus nachhaltiger Waldwirtschaft.
- Die komplette Beleuchtung ist LED basiert.
- Die Beluga II wird, wenn möglich, gesegelt, alternativ fährt sie wie alle kleineren Schiffe mit schwefelarmem Dieselkraftstoff.
- Das Bilgenwasser, das stets mit Schadstoffen und Öl belastet ist, ebenso Abwässer werden in Tanks gesammelt und entsorgt. Feste Abfälle werden an Land entsorgt. Ein Rußpartikelfilter reinigt die Abgase.
- Das Unterwasserschiff trägt eine giftfreie Beschichtung ohne biozidhaltiges Antifouling
- Die Hydraulik-Anlage an Deck läuft mit Bio-Öl.
- Die Beluga II erfüllt höchste Sicherheitsstandards nach den Verordnungen der Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehr und der Klassifikationsgesellschaft DNV GL
- Die Ausbildung der Crew entspricht den internationalen Standards der Berufsschifffahrt (STCW 95).
Im August 2004 in Dienst gestellt, löste die Beluga II ihre Vorgängerin und Namenspatin ab. An Bord der Beluga finden regelmäßig Open-Boat-Tage statt, an denen sich das Schiff besichtigen lässt und Ehrenamtliche zu aktuellen Greenpeace-Kampagnen informieren.
Technische Daten:
Heimathafen: Hamburg
Im Einsatz: seit 2004
Baujahr: 2003
Erbauer: Fridtjof-Nansen-Werft in Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern
Schiffstyp: Klipperaak
Höchstgeschwindigkeit: 9,5 Knoten
Länge: 33,30 Meter (Besanmast misst 20,4 Meter)
Wasserlinienlänge 28 Meter
Breite: 6,20 Meter
Tiefgang: circa 1,80 Meter
Brückendurchfahrtshöhe minimal 3,60 Meter
Durchfahrthöhe des leeren Schiffes mit stehendem Mast 25,40 Meter
Verdrängung: 115 Tonnen
Leistung Hauptmaschine: 183 KW
Crew: 5 Personen
Besatzung: max. 12 Personen
Takelung (ketschgetakelt) in qm:
- Besan 85 (2 Reffs)
- Großsegel 108 (2 Reffs)
- Fock 74 (1 Reff)
- Klüver / Groß 56
- Sturmklüver 19
