Jetzt spenden
Corona-Virus neben Paragraphenzeichen
S.Klein/Greenpeace [M], Fotos: shutterstock

Juristische Expertise zu Corona & Grundrechten

Welche Auswirkungen haben mehr als sechs Monate Corona-Pandemie auf die Zivilgesellschaft in Deutschland? Im Auftrag von Greenpeace zieht die Gesellschaft für Freiheitsrechte Bilanz.

Die Frage nach der verhältnismäßigen Einschränkung der Grundrechte während der Corona-Pandemie ist keine einfache. Es gilt, zum einen die Grundfreiheiten des einzelnen Menschen zu bewahren, ohne gleichzeitig die Unversehrtheit einzelner Risikogruppen aufs Spiel zu setzen und auch die Handlungsspielräume für die Zivilgesellschaft nicht zu weit einzugrenzen. Dieses Ausbalancieren unterschiedlicher Interessen hat uns alle im Alltag auf den Prüfstand gestellt, indem wir uns die Frage stellen mussten und müssen: Wie kann Zivilgesellschaft unter solchen Bedingungen weiter an demokratischer Willensbildung teilhaben, wie viel Freiheit sind wir als Individuen und Teil einer Gesellschaft bereit aufzugeben, um uns selbst und andere zu schützen?

 

 

Corona-Maßnahmen differenziert betrachten

Auf politischer Ebene wurde die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen auf regionaler, bundespolitischer sowie europäischer und internationaler Ebene in den vergangenen Monaten zum Politikum. An der teilweise sehr emotional bis hin zur populistisch geführten Diskussion über die Sinnhaftigkeit der „Corona-Maßnahmen“ zeigt sich einmal mehr: Hier gibt es Bedarf für einen differenzierten Blick auf die Einschränkungen der Grundrechte während der Corona-Pandemie. Im Auftrag von Greenpeace hat die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) deshalb über die letzten Monate mit einem Team aus Juristinnen und Juristen beobachtet und analysiert, ob und wie Handlungs- und Kommunikationsräume eingeschränkt wurden und damit demokratische Einflussmöglichkeiten auf politische Prozesse erschwert wurden. Die Autorinnen haben im Wesentlichen drei konkrete Bereiche herausgearbeitet, in denen die Freiheitsrechte durch die Corona-Maßnahmen gefährdet sind:

Demonstration und Protest: Beschränkungen im Versammlungsrecht erschweren stark öffentlichkeitswirksame Demonstrationen und Meinungsäußerungen.

Demokratische Teilhabe: Beschleunigte Entscheidungsprozesse schränken zivilgesellschaftliche Beteiligungsmöglichkeiten deutlich ein.

Datenschutz und neue Technologien: Der Einsatz von Corona-Apps birgt auch Gefahren für zivilgesellschaftliche Akteure.

Neben der juristischen Einordnung der Corona-Maßnahmen im Hinblick auf die Einschränkung der Grundrechte, haben die Gesellschaft für Freiheitsrechte und Greenpeace auch herausgearbeitet, welche Lehren sich für die Zukunft aus den Erfahrungen der Krise ergeben und formulieren konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik, um in Zukunft besser in Pandemien gerüstet zu sein. Unter welchen Bedingungen darf die demokratische Politik die Rechte der Zivilgesellschaft einschränken und wo liegen dabei die Grenzen? Welche Verantwortung hat die Politik, die Arbeit der Zivilgesellschaft auch in Krisen-Zeiten zu ermöglichen und geeignete Rahmenbedingungen für sie zu schaffen?

In ihrem Fazit konzentrieren sich die Expertinnen und Experten auf konkrete Handlungsempfehlungen in folgenden Bereichen:

  • Stärkung der Versammlungsfreiheit der Zivilgesellschaft
  • Stärkung der demokratischen Teilhaberechte
  • Stärkung des Datenschutzes und staatliche Transparenzpflicht bei neuen Technologien
  • Stärkere Interessensvertretung der Zivilgesellschaft in der Politik

„Unsere Bilanz zeigt, wie wichtig es ist, dass die Bundesregierung Informationen über die politischen Entscheidungsprozesse bereitstellt und den Rahmen dafür schafft, dass demokratische Teilhabemöglichkeiten für die Zivilgesellschaft auch in Krisensituationen sichergestellt werden und  Meinungs- und Freiheitsrechte garantiert werden“, sagt Anna von Gall, Juristin und Politik-Expertin von Greenpeace.

Das Fazit von Greenpeace und Gesellschaft für Freiheitsrechte verdeutlicht: Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Corona-Maßnahmen ist eine gesellschaftlich relevante und zeigt, dass auch in Krisenzeiten der Handlungsspielraum von zivilgesellschaftlichen Organisationen abgesichert sein muss. Die Grundrechte sind die Basis unseres demokratischen Werteverständnisses. Diese gilt es auch in Krisenzeiten zu schützen.

juristische_bilanz_corona_und_grundrechte.pdf

juristische_bilanz_corona_und_grundrechte.pdf

Anzahl Seiten: 13

Dateigröße: 803.26 KB

Herunterladen

Mehr zum Thema

Thilo Bode

Thilo Bode: Seriöser Umweltschützer

Von Thilo Bode kommt jetzt das neue Buch “Resist! Aufruf zum Widerstand” auf den Markt. Der streitbare Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist ist vielen auch als ehemaliger Greenpeace-Chef bekannt.

mehr erfahren über Thilo Bode: Seriöser Umweltschützer
Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, geht im Sommer 2016 in Ruhestand

"Sie war eine Kapitänin"

17 Jahre lang prägte Brigitte Behrens als Geschäftsführerin Greenpeace Deutschland. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Brigitte Behrens am 17. März 2025 verstorben. Greenpeace Deutschland trauert.

mehr erfahren über "Sie war eine Kapitänin"
Plakat an Hochhaus hinter breiter Straße, Headline "Green up the Cities!"

Greenpeace unterstützt studentische Siegerkampagne

Die studentische Siegerkampagne des Nachwuchswettbewerbs DCC YoungSTARS 2023 ruft zum Umweltschutz auf. Greenpeace ist Pate für die Kampagne, die bundesweit auf digitalen Werbeflächen zu sehen ist.

mehr erfahren über Greenpeace unterstützt studentische Siegerkampagne
Drill Tower Protest against Gas Projects in Leer

Aktiv in Leer

Die Ortsgruppe Leer hatte sich in den vergangenen Jahren über Corona und andere Entwicklungen fast aufgelöst. Nun gibt es neuen Schwung mit neuen Mitgliedern. Wir sprachen mit der Gruppe.

mehr erfahren über Aktiv in Leer
Geschäftsführung von Greenpeace: Martin Kaiser, Nina Schoenian, Sophie Lampl

Geschäftsführung von Greenpeace Deutschland

Nach Jahren mit Doppelspitze besteht die Geschäftsführung von Greenpeace Deutschland seit Oktober 2023 aus einer Dreierspitze: Martin Kaiser, Nina Schoenian und Sophie Lampl. Alle drei fungieren als geschäftsführende Vorstände.

mehr erfahren über Geschäftsführung von Greenpeace Deutschland
Roland Hipp, Geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland

"Es geht ums Große Ganze!"

Nach 40 Jahren Einsatz für den Umweltschutz übergibt Roland Hipp, geschäftsführender Vorstand bei Greenpeace, die Verantwortung in jüngere Hände. Im Interview zieht er eine Bilanz seiner Arbeit.

mehr erfahren über "Es geht ums Große Ganze!"