Jetzt spenden
Protest bei Siemens in München
Matthias Balk / Greenpeace

Greenpeace-Kletterer demonstrieren gegen Siemens-Beteiligung an australischer Kohlemine

Verschwörungstheoretiker im Netz machen für die verheerenden Feuer in Australien in erster Linie Brandstifter verantwortlich – völliger Quatsch, wie bereits ein oberflächlicher Faktencheck belegt. Das bedeutet nicht, dass die in dieser Saison beispiellos stark wütenden Buschbrände nicht doch mit menschlichem Versagen zusammenhängen. Die Verursacher sind aber keine achtlosen Camper, sondern sitzen in den Chefetagen internationaler Unternehmen.

Denn wer nach wie vor in klimaschädliche Kohle investiert, trägt eine sehr direkte Verantwortung für die Erderhitzung, und damit für anhaltende Trockenheit und Hitze auch in Australien. Siemens ist so ein Fall: Das Unternehmen soll für den Ausbau der gigantischen Kohlemine Carmichael im Bundesstaat Queensland Signaltechnik liefern und hat im Dezember, als große Teile des Landes in Flammen standen, einen entsprechenden Vertrag mit dem indischen Konzern Adani geschlossen. 

Druck auf Siemens

50 Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten stiegen Siemens deswegen heute an seinem Münchner Standort aufs Dach. „Buschbrände beginnen hier!“ steht an der Gebäudefront – bis zur morgigen Aktionärs-Hauptversammlung wollen die Klimaschützer an Ort und Stelle Druck auf das Unternehmen ausüben, damit es seine Beteiligung zurückzieht. Dazu gehört auch: den Blick der Anteilseigner auf die katastrophale Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser zu lenken, der nach wie vor hinter dem schmutzigen Deal steht.

Denn bevor Siemens den Vertrag erfüllt, müssen die Aktionäre zustimmen, „den Vorstand entlasten“, wie es in der Finanzsprache heißt. Sie können es aber auch bleiben lassen. Gestern demonstrierten Greenpeace-Aktivist*innen darum bei dem weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock in Frankfurt, der mit über fünf Prozent Anteil der größte Einzelaktionär von Siemens ist. Dieses Unternehmen wurde jüngst von ihrem Chef auf Nachhaltigkeit eingeschworen – und dürfte, sofern es diesem neuen Anspruch folgt, Kohlegeschäften nicht sein Okay geben.

Nachhaltigkeit, so lange es ins Geschäft passt

Dabei wäre Siemens so gerne der Gute im Spiel. Bis 2030 will das Unternehmen klimaneutral wirtschaften und knüpft darum die Vorstandsgehälter – zu einem geringen Teil – an die Erreichung dieses Ziels. Die Rechnung hakt allerdings gewaltig, so lange andere (wie etwa Adani) mit Siemens-Technik klimaschädliche Projekte realisieren. 

„Siemens-Chef Kaeser handelt unglaubwürdig, wenn er den CO2-Abdruck seiner Kunden ausblendet”, so Volker Gaßner, Greenpeace-Experte für Finanzen. „Die Vorstandsgehälter an das Erreichen von Klimazielen zu knüpfen ist ein richtiger Schritt. Eine Wirkung haben solche Maßnahmen aber erst, wenn das Management die Verknüpfung auch wirklich spürt.“ Gaßner hat darum einen besseren Vorschlag: „Mindestens 20 Prozent der Vergütung müssen an die Einhaltung von CO2-Zielen gekoppelt sein.”

Mehr zum Thema

Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand Greenpeace
  • 04.02.2024

Die Recherche von Correctiv sorgt deutschlandweit für Demonstrationen. Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser über Demokratie und warum Greenpeace dazu arbeitet.

mehr erfahren
Hintergrundbild Planet Earth First

Greenpeace steht für die Vision einer Welt, in der die Wirtschaft nachhaltig mit den ökologisch-planetarischen Grenzen umgeht. Nicht nur Waren, sondern auch Umwelt- und soziale Standards müssen global gültig sein.

mehr erfahren
Seitenansicht des Bundestages, im Hintergrund das Reichstagsgebäude
  • 20.10.2023

Greenpeace ist seit Beginn an im Lobbyregister aufgelistet. Seit 1. Juli 2023 gilt bei der Offenlegung von Spenden aber das Prinzip "ganz oder gar nicht“, deshalb verweigern wir die Angaben.

mehr erfahren
Zwei Menschen auf Fahrrädern auf einem Radweg
  • 12.07.2023

Greenpeace Deutschland möchte die Emissionen bis 2030 auf Null zu reduzieren.

mehr erfahren
Rainbow Warrior mit Greenpeace-Schlauchboot (RHIB)
  • 01.06.2023

Die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation hat Greenpeace zu einer “unerwünschten Organisation” erklärt. Die Arbeit von Greenpeace gefährde die nationale Sicherheit. Eine Stellungnahme.

mehr erfahren
Aktivist:innen pflanzen eine ca. acht Meter hohe Stieleiche an das Ausbauende der umstrittenen A49 in Hessen.  Auf einem Banner steht "Wald statt Asphalt"
  • 14.11.2022

Gemeinsame Erklärung von BUND, Campact, DNR, Germanwatch, Greenpeace, Nabu und WWF zur aktuellen Debatte über Formen von Klimaprotest.

mehr erfahren