Das Zwischenlager Gorleben
- Hintergrund
Etwa zwei Kilometer südlich des Dorfes Gorleben im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg befindet sich das Zwischenlager Gorleben. Hier lagert unter anderem hoch radioaktiver Atommüll in einem Transportbehälterlager.
Das Zwischenlager Gorleben wird von der Brennelementlager Gorleben GmbH (BLG) betrieben, einer hundertprozentigen Tochter der Gesellschaft für Nuklearservice mbH (GNS). Die GNS ist eine Gesellschaft, die die deutschen Atomkraftwerksbetreiber gegründet haben, damit sie sich um ihren Atommüll kümmert.
Auf der Grundlage der vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erteilten Genehmigung vom 2. Juni 1995 [1] durften in Gorleben bestrahlte, abgebrannte Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken sowie hoch radioaktive Abfälle aus der „Wiederaufarbeitung“ solcher Brennelemente für 40 Jahre eingelagert werden. Letztere liegen in Form so genannter HAW (high active waste)-Glaskokillen vor. Gorleben war lange Jahre das einzige Zwischenlager in Deutschland, das solche Kokillen annehmen darf. Die Halle des Zwischenlagers umfasst auf einer Fläche von 5200 Quadratmetern 420 Stellplätze für die Transport- und Lagerbehälter mit Atommüll. Rund 160 davon waren für HAW reserviert. Bis 2023 wurden 113 Behälter eingelagert, seitdem ist eine weitere Verbringung ins Zwischenlager Gorleben untersagt. Die Anlage ist bis 2034 genehmigt.
Über Jahrzehnte wurde im Zwischenlager Gorleben der hochradioaktive Atommüll Deutschlands, der aus den Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und im britischen Sellafield zurückkam, zentral gelagert. Hier sollte die erste Hitze und die erste radioaktive Strahlung abklingen, bevor die Behälter im - so wünschte es die Politik über Jahrezehnte zumindet - Endlager Gorleben ihre letzte Lagerung finden würden. Doch daraus wurde nichts: am 28. September 2020 wurde Gorleben von der mittlerweile für die Endlagersuche zuständigen Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in ihrem ihren geologischen „Zwischenbericht Teilgebiete“ aus der Liste der potentiellen Endlagerstandorte gestrichen. Nach 40 Jahren Protest ist das Endlager Gorleben Geschichte.
Transport- und Lagerbehälter
Das Zwischenlagerkonzept sieht vor, dass die Atomabfälle während der gesamten Lagerzeit in den Transportbehältern (zumeist vom Typ Castor) bleiben. Daher kommt auch der Name Transportbehälterlager (TBL) Gorleben. Gemäß der herrschenden Sicherheitsphilosophie hat die Lagerhalle selbst keinerlei Barrierefunktion. Die Atombehälter müssen daher sowohl für den Transport als auch für eine Langzeitlagerung geeignet sein.
Trockenlagertechnik
Sowohl die bestrahlten Brennelemente aus den Atomkraftwerken als auch die HAW-Glaskokillen aus der sogenannten Wiederaufarbeitung im Ausland werden trocken aufbewahrt. Die Wärmeabfuhr aus der Lagerhalle erfolgt mittels Belüftungsöffnungen im unteren Teil der Hallenwände und Entlüftungsöffnungen im Dachbereich. Diese Naturzugkühlung macht sich zunutze, dass die Atombehälter (bei Einlagerung beträgt die Temperatur an der Außenseite bis zu 85 Grad Celsius) die Luft aufheizen. Die warme Luft steigt nach oben und gelangt über die Lüftungsschlitze im Dach ins Freie. Durch die Öffnungen in den Seitenwänden strömt kalte Luft von außen nach. Auf Abluftfilter wurde aus Kostengründen verzichtet. Man vertraut darauf, dass die Behälter dicht bleiben und die radioaktiven Stoffe auch bei schweren Unfällen sicher einschließen.
Die Außenwände des TBL sind zum unteren Bereich hin von 20 auf 50 Zentimeter Dicke verstärkt, um eine erhöhte Strahlenabschirmung zu erreichen. Denn sowohl Gamma- als auch Neutronenstrahlung wird durch die Behälterwände nur unzureichend abgeschirmt. Eine Be- oder Entladung bzw. eine Be- oder Verarbeitung der Brennelemente oder der HAW-Glaskokillen soll im Zwischenlager selber nicht stattfinden.
Inhalt des Lagers
Zum 31. Dezember 2002 befanden sich 32 Behälter mit abgebrannten Brennelementen und mit Glaskokillen im Lager, Ende 2004 waren es 56 Behälter. Mit dem Transport vom November 2010 erhöhte sich die Anzahl auf nunmehr 102, davon 97 mit Glaskokillen. Mit dem Transport vom November 2011 erhöhte sich die Zahl auf 113 Behälter.
Aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield sollten weitere ca. 21 Behälter mit Glaskokillen hochradioaktiven Abfalls (HAW) und weiteren fünf mit verfestigten mittelradioaktiven Abfällen (MAW) eingelagert werden. Nach der Änderung des Atomgesetzes im Zusammenhang mit dem Standortauswahlgesetz vom 23. Juli 2013 ist die Einlagerung dieser Behälter im Zwischenlager Gorleben rechtlich ausgeschlossen worden. Die Behälter sollen nunmehr auf andere Zwischenlager verteilt werden.