Mobilität: Umsteigen lohnt sich
- Ein Artikel von Simone Miller
- Nachricht
Greenpeace-Kostenvergleich: Trotz befristeter Steuersenkungen auf Spritpreise sind neue Verbrenner Kostenfallen.
Die Zuneigung der Deutschen zum eigenen Auto scheint krisenfest: Trotz stark schwankender Rohöl- und steigender CO2-Preise klammern sich Autofahrende an ihre Diesel und Benziner oder tauschen sie gegen neue Ölverbrenner ein. 2,6 Millionen Neuwagen wurden im vergangenen Jahr zugelassen, 85 Prozent Verbrenner, jeder vierte davon ein besonders klimaschädlicher SUV. So verzehnfachte sich zwischen 1960 und 2022 die Zahl der Autos auf Straßen in Deutschland, inzwischen sind es rund 67 Millionen.
Kommt nun die Zeitenwende? Liefern das umstrittene russische Öl und der auch damit finanzierte Krieg in der Ukraine nun die entscheidenden Argumente, das eigene Auto abzuschaffen? Allein in Berlin und Brandenburg fahren neun von zehn Autos mit Diesel und Benzin aus russischem Öl. Darüber hinaus lohnt ein Blick auf kostengünstige Alternativen: Greenpeace hat mit der Kostenkalkulation „Umsteigen lohnt sich“ ausgerechnet, wie sehr Singles, Paare und Familien gerade jetzt vom Verzicht auf den teuren klimaschädlichen Verbrenner profitieren.
Mit klimafreundlicher Mobilität viel Geld sparen
Wer heute etwa statt eines Golf 2.0 TSI ein vergleichbares Elektroauto wie den ID.3 kauft, spart pro Monat etwa 180 Euro. Gegenüber einem Diesel-SUV Tiguan 2.0 TDI sind es sogar bis zu 300 Euro. Die Kalkulation berücksichtigt auch die jüngsten Entlastungen der Bundesregierung auf Energiepreise. Ohne die auf drei Monate befristeten Steuersenkungen auf Kraftstoffe liegen die Einsparpotenziale noch höher.
“Wer heute noch einen Verbrenner kauft, kettet Deutschland weiter an Öllieferanten wie Russland und ignoriert, dass sich mit sauberen Lösungen viel Geld sparen lässt”, sagt Benjamin Stephan, Verkehrsexperte von Greenpeace. “Niemand sollte darauf zählen, dass die Spritpreise nach einem Ende des Kriegs in der Ukraine deutlich sinken. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem klimaschädlichen Verbrenner – für die EU und für jeden einzelnen.”
Für Single- und Zwei-Personen-Haushalte und für Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren erweisen sich die beiden untersuchten Verbrenner-Modelle Golf 2.0 TSI und Tiguan 2.0 TDI – Platz eins und drei der 2021 meistverkauften Automodelle in Deutschland – als teuerste Wahl. Bis zu 700 Euro monatlich sparen Alleinstehende mit den aktuellen Preisvorteilen, wenn sie keinen neuen Verbrenner anschaffen und ihre Wege stattdessen mit dem Rad, ÖPNV und der Bahn zurücklegen. Lediglich für Familien mit zwei Kindern über 14 Jahren, die Vollzahler in Bahn und ÖPNV sind, wären ein neuer Verbrenner oder ein Elektroauto in den meisten Fällen kostengünstiger.
“Wer nicht vollständig auf das Auto verzichten will oder kann, fährt mit einem Elektroauto oder der Kombination aus Rad, Bahn und gelegentlichem Carsharing günstiger als mit einem neuen Benziner oder Diesel”, so Stephan.
Günstigen ÖPNV und familiengerechte Preispolitik der Bahn
Greenpeace begrüßt die aktuellen Ermäßigungen für den öffentlichen Nahverkehr auch als richtiges Signal für eine klimafreundliche Verkehrswende. Die Wirkung des geplanten 9-Euro-Monatsticket sollte wissenschaftlich bewertet werden: Überwiegen die positiven Effekte, müssen die Preise im ÖPNV auch dauerhaft gesenkt werden. Damit sich Menschen vom eigenen klimaschädlichen Verbrenner verabschieden und dennoch ohne Einschränkungen mobil sein können, fordert Greenpeace eine Mobilitätsgarantie für ganz Deutschland: Vor allem in Kleinstädten und auf dem Land muss der öffentliche Nahverkehr als attraktive Alternative zum eigenen Auto ausgebaut werden. Um Familien zu entlasten, sollte der Nahverkehr mindestens für Kinder und Jugendliche kostenlos sein.
Vergleich: Kosten der Mobilität
Anzahl Seiten: 6
Dateigröße: 488.97 KB
Herunterladen