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Jörg Feddern untersucht die Folgen der BP-Ölkatastrophe im März 2011
Daniel Müller / Greenpeace

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Seit Mitte letzten Jahres hat Greenpeace USA von den US-Behörden konsequent Belege zur Ölkatastrophe angefordert, die der Öffentlichkeit bisher verborgen blieben. Das Ergebnis: Eine Sammlung von 30.000 Seiten, die seit heute jedem Betroffenen und Interessierten auf www.PolluterWatch.org zugänglich ist.

Die Dokumente zeigen unter anderem, dass BP bis heute die Schätzung der ausgelaufenen Ölmenge anzweifelt. Kein Wunder, denn jeder Liter mehr treibt die Schadenersatzsumme in die Höhe, kommentiert Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace.

Auf Spurensuche im Golf

Feddern ist gerade erst aus den USA zurückgekehrt. Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen, wie es ein Jahr nach Deepwater Horizon aussieht. Von Louisiana über Mississippi, Alabama bis Florida hat er Ölproben gesammelt. Sieben von neun Proben stammen nachweislich vom BP-Unfall. Ich habe erwartet, dass ich noch Öl finden werde. Aber nicht so viel und vor allem nicht überall, berichtet Feddern.

Die Menschen dort möchten wissen, was los ist. Die Informationspolitik von BP ist nach wie vor miserabel, schildert Feddern die Gespräche mit Fischern, Hafenmeistern und anderen Betroffenen. Ein amerikanischer Kollege stellt ihm den Kontakt zu einem ehemaligen BP-Mitarbeiter her. Dieser hat 2010 die Aufräumarbeiten beaufsichtigt. Er zeigt ihm die Stellen in Florida, an denen das Öl noch auf und in der Sandschicht liegt. Offiziell hat BP dort bereits gereinigt.

Man hat dem Mann deutlich angemerkt, wie sehr ihn die Verschmutzung betroffen macht, erzählt Feddern. Er hat seinen damaligen Arbeitgeber BP mehrfach auf Ölmatten hingewiesen, die in 30 Metern Tiefe nahe der Küste liegen. Der Konzern hat darauf nicht reagiert. Erst jetzt scheint BP die Existenz dieser Ölmatten zuzugeben und kündigt an, sich darum zu kümmern. Eine teure und aufwändige Arbeit - und eigentlich zu spät: Man kann sich das wie eine Teerdecke vorstellen, die alles Leben auf dem Meeresboden erstickt: Schnecken, Muscheln, Würmer, erklärt Feddern.

Tote Delfine

Auf meiner Reise sind mir täglich Delfine neben dem Boot oder direkt in Strandnähe begegnet - ein gutes Gefühl und ein Zeichen, dass sich die Natur widersetzt. Dann bin ich auf einen Delfinkadaver gestoßen, so der Biologe. Seit der Katastrophe sind gehäuft tote Meeressäuger, vor allem neugeborene, angeschwemmt worden. Wegen des Öls? Das ist noch offen. Die Behörden und BP verzögern die Untersuchung. BP müsste zuvor ein Institut anerkennen, das im Auftrag der offiziellen Behörde NOAA die Todesursache prüft, erklärt Feddern. Er ist über den Umgang mit unabhängigen Wissenschaftlern verärgert: Von Anfang an hat BP genau kontrolliert, welche Forscher die Auswirkungen des Unglücks untersuchen dürfen. Ich habe während einer Bootstour im Mississippi-Delta Aufräumtrupps angesprochen. Schnell kam per Telefon die Ansage: keine Fragen, keine Fotos mehr. Ich musste von Bord.

Keine Einsicht bei BP

Immer wieder stößt Feddern auf seiner Reise auf die Aufräumarbeiten. Ein gigantischer Aufwand, den BP im Golf betreibt - ob der Konzern aus seinen Fehlern gelernt hat? Nein, denn dann würden sie ihre Tiefseebohrungen einstellen und - gemäß ihres Mottos BP - Beyond Petrol - in erneuerbare Energien investieren, betont Feddern. Der Ölriese BP bohrt unverdrossen weiter im tiefen Wasser, wie vor der norwegischen Küste. Vor der Tiefsee Libyiens steht er in den Startlöchern. Man darf nicht vergessenen, dass BP das größte Ölunternehmen im Golf von Mexiko ist - die USA sind auf das Öl angewiesen, so Feddern. Dass BP die Tiefen des Golfs eines Tages wieder unsicher machen wird, ist also absehbar. Der nächste große Ölunfall auch.

Greenpeace auf Spurensuche - ein Jahr nach Deepwater Horizon (Klicken Sie zur Großansicht auf die Foto-Dokumentation.)

  • Ein Jahr nach Explosion der Deepwater Horizon: toter Delfin im Schilf im März 2011

    Toter Delfin im Schilf

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Auf Spurensuche: Ein Jahr nach Deepwater Horizon - 2011 04

Auf Spurensuche: Ein Jahr nach Deepwater Horizon - 2011 04

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