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Textile Offcuts Used as Fuel, Cambodia
© Thomas Cristofoletti / Unearthed / Greenpeace

Markenmode als Brennstoff

Klamotten von Nike, Ralph Lauren, Diesel und anderen große Marken gehen in Kambodscha buchstäblich in Rauch auf: Reste aus der Textilherstellung landen dort in Ziegelöfen, wie eine Greenpeace-Recherche ergab. Die meisten dieser Kleidungsstücke sind wahrscheinlich aus Polyester hergestellt - die Arbeiter atmen bei der Verbrennung dieses Kunststoffs giftige Dämpfe ein, ebenso wie winzige Mikroplastikfasern.

Zwar behaupten die weltweit agierenden Modeproduzenten nachhaltig zu produzieren, doch die Wahrheit sieht anders aus: Fast-Fashion-Unternehmen werfen in immer schnellerer Folge Kollektionen auf den Markt – Kleider, die einmal oder gar nicht getragen zu Müll werden. Mode wird dadurch zum Abfallproblem; eines, das die Firmen auf Länder des globalen Südens abwälzen. Fehlende Regulierungen und Kontrollen führen dazu, dass Arbeiter:innen und Umwelt gleichermaßen ausgebeutet werden.

  • Textile Waste Used as Fuel Cambodia

    Dichter Rauch quillt aus einem Ziegelofen in der Provinz Kandal.

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  • Textile Offcuts Used as Fuel, Cambodia

    Eine Arbeiterin füllt den Ofen mit Textilabschnitten.

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  • Textile Offcuts at Brick Kiln Cambodia

    Gewaltige Mengen Textilmüll enden als Brennstoff.

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  • Black Smoke at Garment Factory Cambodia

    Der Schornstein einer Bekleidungsfabrik in den Außenbezirken von Phnom Penh. Schwarzer Rauch deutet auf das Verbrennen von Kleidungsstücken hin.

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Nachhaltigkeitsbehauptungen oft nur Greenwashing

Die Greenpeace-Kampagne “Detox My Fashion” hat über die vergangenen zehn Jahre belegt, wie die Textilindustrie Gewässer im Globalen Süden mit gefährlichen Chemikalien verschmutzt. Wer Lieferketten konsequent entgiften will, muss hier, ganz am Anfang beginnen.

Die Untersuchung führt erneut vor Augen, dass Lieferketten längst nicht so transparent sind, wie es notwendig wäre: Angesichts der Bilder aus Kambodscha ist klar, dass Anspruch und Wirklichkeit erschreckend weit auseinanderklaffen. Vieles von dem, was Modefirmen über abfallfreie Produktion und Arbeitnehmerstandards behaupten, ist kaum mehr als Greenwashing.

Dass die Produktion von Kleidung Auswirkungen auf die Umwelt hat, dürfte jede:m klar sein, aber vielleicht nicht, wie ungleich sie verteilt sind. Rund 85 Prozent der Umweltauswirkungen der in Europa verkauften Mode betreffen gar nicht die EU selbst, sondern hauptsächlich Asien und Südostasien. Die Corona-Pandemie hat das Problem in Kambodscha zusätzlich verschärft: Modefirmen stornierten ihre Bestellungen und Fabriken mussten schließen - mit Konsequenzen für die Arbeiter:innen in der Industrie. Und das in einem Land, in dem die anderen Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Fischerei bereits schwer unter der Klimakrise leiden. Viele sind seitdem gezwungen, sich bei Ziegelbrennereien zu verschulden, um überleben zu können - diese Arbeitsverhältnisse sind eine Form der modernen Sklaverei.

Ein Team von Greenpeace Afrika und Greenpeace Deutschland unternahm Anfang des Jahres eine Forschungsreise nach Kenia und Tansania, um herauszufinden, wo viele der von Fast-Fashion-Marken produzierten billigen Kleidungsstücke nach ihrem kurzen Leben landen. Sie fanden heraus, dass mindestens 40 Prozent der gespendeten und nach Ostafrika exportierten Secondhand-Kleidung auf riesigen Müllhalden entsorgt, offen verbrannt oder in Flussbetten entsorgt und ins Meer gespült werden. 

Fast Fashion preist Verschwendung mit ein

Doch Verschwendung scheint ein ähnlich riesiges Problem der Modebranche zu sein - dabei wäre es leichter in den Griff zu kriegen. Das scheint aber nicht erwünscht: Firmen setzen ihre Zulieferer unter enormen Druck, ihre Bestellungen innerhalb kürzester Fristen zu minimalen Kosten zu liefern. So kommt es zu ungenügender Planung, Verschnitt und Abfall.

Eine Umfrage aus dem Jahr 2017 ergab, dass mindestens ein Viertel der eingekauften Materialien verschwendet wurden, bei einige Fabriken ist es beinahe die Hälfte. Weder Lieferanten noch Designern wird eingeräumt, diese Ressourcen möglichst effektiv zu nutzen. In anderen Branchen würden derartige Abfallmengen nicht toleriert, bei Fast Fashion sind sie eingepreist.

Was muss geschehen?

Wenn die EU ihre neue Textilstrategie umsetzt, kann sie vorschreiben, dass Mode-Lieferketten vollständig transparent werden, sowohl in Bezug auf Umweltauswirkungen als auch auf Arbeitsbedingungen. Das ist der politische Aspekt. Allerdings müssen die globalen Modemarken ihrerseits gegen die von ihnen verursachte Verschwendung vorgehen und die Ausbeutung der Menschen im globalen Süden beenden. Die Branche muss eine Kehrtwende weg von Fast Fashion vollziehen und weniger Kleidung produzieren. Was in die Läden gelangt, muss von besserer Qualität sein, länger haltbar, reparierbar und wiederverwendbar.

Das Geschäftsmodell der meisten Modemarken ist nach wie vor linear, doch es muss zu einem Kreislauf werden. Die Lieferung immer neuer Produkte um jeden Preis lässt sich damit nicht vereinbaren. Textilhändler müssen zu Textildienstleistern werden, die für die Instandhaltung, die Reparatur, den Wiederverkauf und das Teilen von Kleidung sorgen. Nur so kann die Ausbeutung von Mensch und Umwelt ein Ende finden.

Petition

https://act.greenpeace.de/ressourcenschutz-ist-klimaschutz

Ressourcenschutz ist Klimaschutz

Die Vernichtung von Neuwaren ist jetzt in Deutschland verboten – dafür hat Greenpeace mit Ihnen zusammen gesorgt. Doch weil Verstöße gegen die sogenannte Obhutspflicht von den Behörden noch nicht bestraft werden, geht das Zerstören im Geheimen nachweislich weiter. Diese rechtswidrigen und klimaschädlichen Geschäftspraktiken müssen endlich aufhören – wir brauchen Transparenz und eine strafrechtliche Umsetzung der Obhutspflicht!

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