Jetzt spenden
Staudamm im Bau
Marizilda Cruppe / Greenpeace

Brasilianischer Großstaudamm ist genehmigt worden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Das gigantische Wasserkraftwerk Belo Monte in Brasilien darf den Betrieb aufnehmen. Leidtragende sind indigene Gemeinschaften, die Artenvielfalt des Amazonas – und das Weltklima.

Wasserkraft ist saubere Energie? Nicht zwangsläufig. Am Beispiel von Brasilien zeigt sich, welche Schäden Staudämme anrichten, ökologisch wie sozial. Das jüngste Mammutprojekt, das gegen die Widerstände der Bevölkerung gebaut wurde, trägt den Namen Belo Monte. Am Dienstag verkündete die brasilianische Umweltbehörde IBAMA die Betriebsgenehmigung für den drittgrößten Wasserkraftstaudamm der Welt - während vor der Tür der Pressekonferenz 70 Indigene des Xingu-Stammes gegen die Zerstörung ihres Lebensraums protestierten.

Es ist nicht das erste Projekt dieser Art und wird vorerst nicht das letzte bleiben. Die brasilianische Regierung beabsichtigt, bis zum Jahr 2023 dutzende gigantischer Wasserkraftwerke am Amazonas zu bauen. Für die Errichtung der Dämme werden Straßen und Stromleitungen durch die Wälder gebaut; Siedlungen entstehen, die eine weitere Entwicklung der Umgebung nach sich ziehen. Diese Langzeitfolgen berücksichtigt Brasiliens Regierung in ihren Plänen nicht. Für 20.000 Indigene bedeutet Belo Monte die Umsiedlung. In die Planung des Großprojekts wurden sie nicht einbezogen – dabei wäre das gesetzlich vorgeschrieben gewesen.

Die Lizenzvergabe bedeutet, dass das Gebiet überflutet werden darf und der Staudamm daraufhin in Betrieb genommen werden kann. „Eine Rechtfertigung für den Bau von Belo Monte gab und gibt es aus ökologischer Perspektive nicht. Die Zerstörung der intakten Urwälder ist verheerend für die regionale Artenvielfalt und die Erhaltung des Amazonas als regionaler und globaler Klimaregulator“, sagt Jannes Stoppel, Waldexperte bei Greenpeace. Noch bevor das Kraftwerk ans Netz geht, hat Belo Monte schon unwiderrufliche Schäden angerichtet: Das Projekt brachte lediglich Zerstörung in eine einst artenreiche Region im Amazonas. Die Kosten werden auf über 33 Milliarden geschätzt.

 

Die Wirtschaft spielt mit gezinkten Karten

Dabei arbeitet Belo Monte nicht einmal wirtschaftlich. Er gilt bereits jetzt als das ineffizienteste Wasserkraftwerk des Landes: In der Trockenperiode führt der Rio Xingú nicht genug Wasser, um das Kraftwerk in Vollleistung zu betreiben, über das Jahr gemittelt produziert Belo Monte gerade einmal 39 Prozent der möglichen Energie für einen Damm dieser Größe.

Dass das Projekt mit all seinen Mängeln überhaupt zugelassen wurde, ist auf Drängen des brasilianischen Stromsektors geschehen, vermutet Daniclay de Aguiar, Staudammexperte von Greenpeace Brasilien. Der Prozess zeige erneut, wie die Vergabe von Umweltgenehmigungen in Brasilien funktioniert: Die Großwirtschaft spielt mit gezinkten Karten, um eine politische Entscheidung in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Und die Zerstörung geht weiter: Das größte Staudammprojekt in Planung ist das am Tapajós, einem der letzten, unverbauten Seitenarme des Amazonas. Nicht mehr lange: Das Projekt sieht eine umfassende Bebauung des Flusses mit Dämmen vor. „Die Frage bleibt offen, ob dieselben Unternehmen, die an dem Bau von Belo Monte beteiligt waren, nun auch den Tapajós-Fluss, den Wald und die Lebensgrundlage ihrer Bewohner zerstören wollen“, sagt Stoppel. „Diesen Firmen muss klar sein, dass der Bau von Staudämmen in den letzten intakten Urwäldern des Amazonas aus ökologischer und sozialer Perspektive nicht vertretbar ist und internationalen Klimaschutzbemühungen widerspricht.“

  • Baustelle Staudamm Belo Monte

    Gegen jeden Widerstand

    Überspringe die Bildergalerie
  • Luftbild Altamira in Brasilien

    Heimat unter Wasser

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/klima-sucht-kanzler

Klima sucht Kanzler!

In Kürze entscheidet sich auf der Welt-Klimakonferenz in Brasilien, ob wir der Zerstörung des Amazonasgebiets und der Klimakrise Einhalt gebieten. Fordere die CDU-Abgeordneten dazu auf, sich bei Kanzler Merz für eine Führungsrolle Deutschlands beim Klimaschutz einzusetzen.

Protestmail senden
Collage Friedrich Merz links, Amazonas-Waldbrand rechts

Mehr zum Thema

Drohnenbild der Rainbow Warrior mit Protestplakat "Action Justice Hope" vor dem Regenwald

Alles zur Weltklimakonferenz COP30

Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.

mehr erfahren über Alles zur Weltklimakonferenz COP30
"Amazonia" Travelling Letters in Berlin

“Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”

Die Zerstörung durch Agrarunternehmen ist rasant. Otacir Terena spricht anlässlich der COP30 über verlorene Seen, sterbende Fische und was der Schlüssel zur Rettung des globalen Klimas ist.

mehr erfahren über “Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”
Faultier in Großaufnahme

So spannend sind die entspannten Tiere!

Am Internationalen Tag des Faultiers feiern wir den Meister der Entschleunigung – mit sechs überraschenden Insights über das wohl gelassenste Tier der Welt.

mehr erfahren über So spannend sind die entspannten Tiere!
Bullenstatue in New York und Scheißhaufen mit Flagge. Darauf steht: JBS: Just Bull Sh**

"Kuhwäsche"

Neue Greenpeace-Recherche: Wie der größte Fleischkonzern der Welt von Regenwald-Zerstörung profitiert

mehr erfahren über "Kuhwäsche"
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft

Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit

Greenpeace deckt auf: Trotz klarer Warnungen bezieht Ikea weiter Holz aus den Karpaten – und gefährdet Europas letzte Wildnis.

mehr erfahren über Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit
Bauer in seinem Soja-Feld

Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium

Brasiliens Soja-Moratorium bedroht! Das Abkommen galt als Meilenstein gegen Abholzung und für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

mehr erfahren über Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium