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Schwarzwald im Schnee
Luis Scheuermann / Greenpeace

Greenpeace-Vision: Wenn Wälder wieder wachsen

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Eine Greenpeace-Vision rechnet vor: Der deutsche Wald könnte künftig weit mehr CO2 binden – wenn die Forstwirtschaft ihn ökologisch bewirtschaftete.

Eigentlich ist es ganz einfach: Gesunde Wälder atmen CO2 ein und Sauerstoff aus. Da Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre die Hauptursache für die voranschreitende Erderhitzung ist, bedeutet Waldschutz darum immer auch Klimaschutz. Doch die deutschen Wälder könnten diese Aufgabe in Zukunft weit besser erfüllen, wenn sie nicht weiter bewirtschaftet würden, wie es jetzt geschieht. Die Waldvision von Greenpeace zeigt, dass der deutsche Wald durch mehr Schutzgebiete, eine ökologische Bewirtschaftung auf den nicht geschützten Flächen und eine maßvolle Verringerung des Holzeinschlags rund dreimal so viel klimaschädliches CO2 binden könnte wie bei gleichbleibender Bewirtschaftung.

Diese Maßnahmen sind notwendig. Versäumnisse und Nachlässigkeiten im Klimaschutz kann sich Deutschland nämlich nicht leisten. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD hat sich die künftige Bundesregierung bereits von den Klimazielen 2020 verabschiedet, weil sie mit ihrer derzeitigen Energiepolitik nicht zu schaffen sind. Doch für die im Pariser Klimaabkommen beschlossene Maßgabe, die Erderhitzung bei maximal 1,5 Grad Celsius zu stabilisieren, reicht der Kohleausstieg alleine gar nicht. Es braucht eine Verkehrswende, eine Hinwendung zur ökologischen Landwirtschaft – und einen Plan für unsere Wälder.

Gemeinsam mit dem Freiburger Öko-Institut hat Greenpeace durchgerechnet, was in den kommenden Jahrzehnten in Sachen Klimaschutz zu schaffen wäre – und welche Folgen eine intensivere Waldwirtschaft hätte. Zugrunde liegt eine Computersimulation bis zu Beginn des nächsten Jahrhunderts, mit der drei Bewirtschaftungsmodelle durchgerechnet wurden.

Die beste Aussicht für den deutschen Wald

Die Greenpeace-Vision für den deutschen Wald ist ambitioniert, aber nicht unrealistisch: Wälder werden konsequent ökologisch bewirtschaftet, die Bäume erst spät geerntet – älter und mit dickerem Stamm als es jetzt geschieht. Überhaupt greift der Mensch seltener und weniger stark in den Wald ein. Einige Bäume dürfen sogar so alt werden, dass sie natürlich sterben können:  Mehr Totholz erhält die Artenvielfalt. Pilze, Käfer, Fledermäuse und Vögel finden hier Nahrung und Lebensraum. 

An die für sie heimischen Standorte kehren Laubbäume zurück. Die sind in Deutschland immer weiter zurückgedrängt worden: Früher gab es hier vor allem Buchen- und Laubmischwälder, heute überwiegen Fichte und Kiefer. Die wachsen schnell und sind relativ anspruchslos – dementsprechend gut sind sie fürs Holzgeschäft. In der Greenpeace-Vision machen bis 2102 Laubbäume wieder 58 Prozent des Holzvorrats im deutschen Wald aus. 2012 waren es 39.

Insgesamt werden 16,6 Prozent der Waldfläche vor Holzeinschlag geschützt – hier entstehen die Urwälder von morgen. Das hat allerdings seinen Preis: Bis 2102 stünde der deutschen Waldwirtschaft rund ein Viertel weniger Holz zur Verfügung als wenn sie weitermachte wie bisher. Das geht nicht ohne ein Umdenken. Die Ressource Holz muss besser und bewusster genutzt werden. Das heißt: hin zu langlebigen Produkten und Mehrfachnutzung – sei es durch Weitergabe im Familien- und Bekanntenkreis, oder dass aus Altem etwas Neues entsteht. Zum Schutz des deutschen Waldes einfach Holz aus dem Ausland zu importieren, ist keine Lösung im Sinne des Klimaschutzes: Dadurch wird das Problem nur ausgelagert.

Schlecht und schlechter: Die anderen Modelle

Das Öko-Institut hat zwei weitere Modelle berechnet: das sogenannte Holz-Szenario und ein Basis-Szenario. Beim Holz-Szenario wird mehr Holz geerntet als heute, beim Basis-Szenario bleibt alles wie gehabt. In beiden Modellen sind die Schutzgebietsflächen gleich, nämlich 4,1 Prozent der Waldfläche.

Wenn die Wälder in Deutschland allerdings auf dem aktuellen Niveau genutzt werden oder sogar noch mehr Holz eingeschlagen wird, nimmt ihre Funktion als CO2-Senke ab. Zeitweilig könnte sie sogar verloren gehen. Damit ginge ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die Erderhitzung zu Bruch – die Forstwirtschaft würde sogar zum Klimawandel beitragen, anstatt ihn aufzuhalten.

Geschützt wird der Wald selbst zum Schützer

Grafik "Schonende Nutzung"

© Öko-Institut

Mit der Umsetzung der Greenpeace-Waldvision stünde dem Kampf gegen den Klimawandel hingegen ein äußerst wirksames Mittel zur Verfügung. Die gesamte deutsche Waldbiomasse könnte durchschnittlich jedes Jahr bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts 48 Millionen Tonnen CO2 binden – Kohlenstoffdioxid, das nicht in die Atmosphäre gelangt und damit nicht zur globalen Erwärmung beiträgt. Bei gleichbleibender Bewirtschaftung geht das Öko-Institut gerade mal von einem Drittel aus.

Auch deshalb darf der Wald kein reines Industriegebiet sein. Zwar ist Holz ein wichtiger Rohstoff und soll es bleiben; um das Klima zu schützen, braucht es aber eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft. Sie schützt das Klima, fördert die Artenvielfalt und stellt weite Teile des Waldes als nahezu unberührte Sehnsuchtsorte wieder her. Naturnahen Wäldern gehört die Zukunft – eine, die sich gegen die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels stemmt.

Grafik: Drei Szenarien für den deutschen Wald

  • Herbstsonne auf Buchen im Kellerwald in Hessen.

    Laubwälder sind als CO2-Senke für das Klima von Bedeutung und bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Heimat.

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  • See im Schwarzwald

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