- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Die negativen Folgen der Patente auf Leben wurden in der Dokumentation Die wahren Kosten der Gen-Patente zusammengetragen, die Greenpeace heute gemeinsam mit Misereor und der Bundesärztekammer in Berlin vorgestellt hat. Insbesondere wurden Patente auf Gene und auf Saatgut unter die Lupe genommen.
Mit den weitreichenden Monopol-Patenten zocken einzelne Firmen auf Kosten der Allgemeinheit ab, warnt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace. Einen Nutzen von den Gen-Patenten haben die Patentinhaber und die Patentanwälte, die dieses System auch erfunden haben. Ärzte, Patienten, Landwirte und Züchter geraten in ein Netzwerk von neuen Abhängigkeiten.
Der Bundestag berät derzeit über die Umsetzung der EU-Gen-Patentrichtlinie in Deutschland. Misereor, die Bundesärztekammer und Greenpeace lehnen die Vorgaben aus Brüssel ab. Die umstrittene EU-Richtlinie erlaubt ausdrücklich Patente auf Gene, Pflanzen und Tiere, sowie auf Teile des menschlichen Körpers. In der Richtlinie formulierte Verbote, wie das zur Patentierung menschlicher Embryonen, sind dagegen kaum wirksam. Bundesjustizministerin Renate Zypries (SPD) setzt sich trotz dieser offensichtlichen Folgen für Umsetzung in Deutschland ein.
"Die Justizministerin will Gen-Patente um jeden Preis durchsetzen. Sie ignoriert völlig die ethischen und ökonomischen Folgen. Zypries schreibt in der Begründung des Gesetzes, dass keine zusätzlichen Kosten zu erwarten wären. Unsere Studie beweist das Gegenteil und zeigt, dass wir alle die Zeche zahlen müssen," sagt Then.
Dass Gen-Patente nicht Innovation fördern, sondern in vielen Fällen Forschung behindern, bestätigen auch unabhängige Wissenschaftler wie Prof. Dr. Michael Trommetter vom Institut National de la Recherche Agronomique in Frankreich, der an der Pressekonferenz in Berlin teilnahm.
Die von Greenpeace dokumentierten Fälle zeigen, wie systematisch derzeit das Patentrecht zum Abkassieren missbraucht wird. Die Patentinhaber vervielfachen die Kosten zur Untersuchung von Blutproben, verbieten den Einsatz besserer Testverfahren und zwingen Labors, ihre Forschung einzustellen.
In der Pflanzenzucht wird inzwischen alles patentiert: vom Saatkorn bis zur Ernte. Das hat enorme Auswirkungen auf die Kosten und die Struktur des Marktes. Nur einige wenige Agrochemie-Konzerne kontrollieren mittlerweile das globale Geschäft mit Saatgut. Auch in Deutschland ergibt sich ein erschreckendes Bild: 50 Prozent der Patente entfallen hier auf die Konzerne Bayer und BASF, nur neun Prozent auf traditionelle Züchter.