Jetzt spenden
Greenpeace

Schutz vor ungewollter Gentechnik wird möglich

Es ist ein Meilenstein für den Schutz vor illegaler und nicht gewollter Gentechnik: Zusammen mit anderen Gentechnik-kritischen Organisationen stellt Greenpeace heute die erste frei zugängliche Methode zum Nachweis einer mittels neuer Gentechnik hergestellten Pflanze vor. Ab sofort ist es damit möglich, einen Gentechnik-Raps des amerikanischen Biotechnologieunternehmens Cibus präzise nachzuweisen. Die Pflanze wurde mit der sogenannten Oligonukleotid-Technik so manipuliert, dass sie bestimmten Unkrautvernichtern widersteht und damit schadlos mit entsprechenden Herbiziden gespritzt werden kann. Sie wird seit 2014 in den USA und seit 2018 in Kanada kommerziell angebaut. Bisher war es nicht möglich, Verunreinigungen durch den Gen-Raps in „normalem“ Raps oder Importen in die EU nachzuweisen - dabei ist der Gen-Raps als Lebens- oder Futtermittel in der EU überhaupt nicht zugelassen.

Das neue Testverfahren widerlegt auch die häufig bemühten Behauptungen von Gentechnik-Industrie und manchen europäischen Behörden, die mit den Verfahren der neuen Gentechnik hergestellten Nutzpflanzen seien von vergleichbaren, ohne Gentechnik-Einsatz gezüchteten Pflanzen nicht unterscheidbar und könnten daher auch nicht reguliert werden.

Behörden müssen Nachweisverfahren anwenden

Dank des neuen Nachweisverfahrens können Lebensmittelhersteller nun ihre Produktion frei von neuen Gentechnik-Pflanzen halten. Die erfolgreiche Gentechnik-frei-Lebensmittelbranche kann garantieren, tatsächlich ohne Gentechnik zu produzieren, und unser Saatgut als Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion frei von illegalen Verunreinigungen gehalten werden.

„Es kommt nun darauf an, die neue frei zugängliche Methode auch einzusetzen. Die zuständigen Behörden müssen sie nutzen, um Importware auf illegale Verunreinigungen mit neuen Gentechnik-Pflanzen zu überprüfen“, sagt Dirk Zimmermann, Gentechnik-Experte von Greenpeace Deutschland. „Zudem müssen von den Unternehmen, die uns Gentechnik auf Acker und Teller bringen wollen, Nachweisverfahren für weitere mit neuer Gentechnik hergestellter Pflanzen eingefordert und entwickelt werden.“ Denn Firmen, die Genpflanzen-Produkte vermarkten wollen, sind verpflichtet, entsprechende Verfahren vorzulegen. Im Falle des Cibus-Rapses hatte das Unternehmen bisher aber keine Zulassung für die EU beantragt.

Crispr und Co. – auch ‚Genome Editing‘ ist Gentechnik

Für Greenpeace steht schon lange fest: Neue Gentechnik-Verfahren wie CRISPR oder die von Cibus verwendete Oligonukleotid-Methode sind Gentechnik und müssen reguliert werden. Nur so ist sichergestellt, dass eine Risikoprüfung und Zulassung ebenso erfolgt wie eine Kennzeichnung oder konsequente Kontrolle von Saatgut auf mögliche Kontaminationen. „Mit dem verharmlosenden Begriff der ‚neuen Züchtungstechniken‘ hat die Gentechnik-Lobby sich nicht durchsetzen können. CRISPR und Co. unterscheiden sich fundamental von klassischen Züchtungstechniken wie Rekombination und Selektion“, sagt Dirk Zimmermann. „Außerdem sind sie so neu, dass sich mögliche Risiken und Folgen überhaupt nicht abschätzen lassen.

Im Sinne des vorsorgenden Umwelt- und Verbraucherschutzes sind Regulierung und Kontrolle unerlässlich.“ In einem wegweisenden Urteil hatte 2018 auch der Europäische Gerichtshof das EU-Vorsorgeprinzip betont und die neuen Gentechnik-Verfahren eindeutig als Gentechnik im Sinne der europäischen Definition und Regulierung eingestuft.

Wunsch nach Transparenz bei Verbraucher*innen

Die Nachfrage nach Ohne Gentechnik-Lebensmitteln steigt in den letzten Jahren rasant. So werden etwa Milchkühe in Deutschland praktisch ohne Gen-Soja gefüttert, die entsprechend produzierte und als Ohne-Gentechnik-gekennzeichnete Milch hat sich in den Geschäften durchgesetzt. Produkte mit Gen-Pflanzen als direkter Zutat sind im Handel ohnehin nicht zu finden: Sie müssten positiv gekennzeichnet werden, also einen Hinweis wie ‚enthält Öl aus Gen-Raps‘ enthalten – und würden dadurch zum Ladenhüter.

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag von Greenpeace belegt den Wunsch der Verbraucher*innen nach Transparenz im Supermarkt und der Prüfung gentechnisch veränderter Lebensmittel: Eine große Mehrheit von 96 Prozent der befragten Menschen spricht sich für eine eindeutige Kennzeichnung von Gen-Pflanzen aus. 94 Prozent wollen, dass mögliche Auswirkungen, die von gentechnisch veränderten Pflanzen auf die Umwelt ausgehen, immer untersucht werden müssen.

Umfrage Gentechnik in Lebensmitteln

Umfrage Gentechnik in Lebensmitteln

32 | DIN A4

55.54 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Menschen bilden eine Blume, davor ein großes Banner "Stop Glyphosate"
  • 16.11.2023

Glyphosat nimmt Insekten die Lebensgrundlage und steht im Verdacht, für Menschen gesundheitsschädigend zu sein. Nun kann die EU-Kommission das Mittel für weitere zehn Jahre zulassen.

mehr erfahren
Protest vor dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung in Berlin für eine weitere EU-Regulierung von Gentechnik-Pflanzen
  • 06.07.2023

Die EU-Kommission schlägt vor, mit neuen Gentechnikverfahren erzeugte Pflanzen aus der bisherigen Regulierung zu nehmen. Aktive fordern Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, das zu verhindern.

mehr erfahren
Tisch gedeckt mit vegetarischem Essen
  • 28.06.2023

Weniger Fleisch- und Milchkonsum würde den Flächenverbrauch in der Landwirtschaft reduzieren. Wie sich eine gerechte und ökologische Grundversorgung aller umsetzen ließe, haben Verbände skizziert.

mehr erfahren
Gemüsestand mit Obst und Gemüse.
  • 15.06.2023

Bienen sind nicht nur für die biologische Vielfalt und ein funktionierendes Ökosystem essentiell, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag für die Ernährung.

mehr erfahren
Traktor versprüht Pestizide auf einer Apfelplantage in Deutschland
  • 14.12.2022

Pestizide sind überall – auf Feldern, in Wäldern und in privaten Gärten. Sie stecken sogar in konventionellem Obst und Gemüse. Gift für Ökosysteme, Artenvielfalt und Menschen.

mehr erfahren
Baking Bread with Animal-Feed Wheat in Germany
  • 11.10.2022

Aus Futtergetreide lässt sich kein Brot backen? Mit fünf Tonnen Weizen und der Hilfe eines Müllers und eines Bäckermeisters hat Greenpeace den Gegenbeweis angetreten.

mehr erfahren