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Tobias Krell

Wie reden wir mit Kindern über Krisen, Tobias Krell?

Auf der Leinwand und im Kinder-Fernsehen wird Tobias Krell zu Checker Tobi und stellt sich den großen Fragen des Lebens – wie die Klimakrise. Dabei lädt er sein junges Publikum ein, ihn zu begleiten. Wie viel können wir Kindern zumuten und wie vermeiden wir Überforderung und Angst? Ein Interview.  

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Dein Film zeigt direkt in den ersten Minuten, wie früh Kinder sich mit den großen Fragen
der Welt befassen. Was fasziniert dich an diesem kindlichen Blick auf die Welt und warum
wolltest du ihn zum Fokus des Films machen?

Wir beschäftigen uns eigentlich täglich damit, wie wir diesem kindlichen Blick in der Wissensvermittlung gerecht werden können. Und ich finde es toll, dass Kinder so neugierig durch die Welt gehen. Ich kenne Kinder, die können sich auf eine Wiese setzen und gefühlte 100 Jahre lang einen Grashalm angucken und die kleinsten Dinge entdecken. Das hat etwas sehr Ehrliches und auch etwas Erstrebenswertes für uns Erwachsene, die die Komplexität der Welt verstehen und sich ihr auch stellen, dabei aber den Blick für Neues verlieren, weil wir von Terminkalendern und Orgafragen komplett eingenommen sind. Deswegen schiebt der achtjährige Tobi mit seiner Art, die Welt zu sehen, den Film an und begründet mit seiner Neugierde diese Reise.

Tobias Krell

Tobias Krell zu Besuch bei Greenpeace.

Gab es denn in deiner Kindheit Momente, die deine Neugierde befeuert haben?

Mich haben damals schon Geschichten begeistert und animiert. Wir haben Kassetten gehört und sind danach rausgegangen, um selbst Detektiv zu spielen. Wir haben uns dann eigene Geschichten ausgedacht und mit der Lupe den Spielplatz entdeckt. Genau das ist es, was spannende und gute Geschichten für Kinder können: Faszinationen wecken. Das hat bei mir damals super geklappt, über Geschichten habe ich wahnsinnig viele Themen für mich entdeckt. Ich habe auch sehr gerne Löwenzahn geguckt. Die Sendung habe ich geliebt. Und Peter Lustig hat damals Sachen gemacht, die ich wirklich faszinierend und verrückt fand. Wenn er zum Beispiel eine Sendung über Flüsse gemacht hat, stellte er einfach seinen Schreibtisch in den Fluss. Solche gut und kindergerecht erzählten Geschichten und dokumentarische Formate haben mich sehr inspiriert.

Was braucht eine gute Geschichte, um Kindern die großen Themen nahezubringen, ohne sie zu überfordern oder zu verängstigen, sondern stattdessen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und der Hoffnung auszulösen?

Die wichtigsten Stichworte sind schon gefallen: Angst und Überforderung. Eine gute altersgerechte Geschichte muss Kinder fordern, ohne sie zu überfordern oder mit ihren Gefühlen allein zu lassen. Kinder müssen sich ernst genommen fühlen, das wissen sie auch wertzuschätzen. Wenn wir sie durch die ganze Erzählung gut begleiten und am Ende wieder gut herausführen, kann man ihnen auch schwierige Themen nahebringen, ohne Angst. Selbst Themen wie Krankheiten oder den Tod. Gerade in der Unterhaltungsindustrie halten viele Kinder noch immer für ein eigenes Genre. Aber sie sind ein Publikum, wie jedes andere. Es gibt gute dokumentarische Formate für Kinder, Nachrichten oder sogar Gruselgeschichten. Alles ist möglich – solange man sie ernst nimmt.

Was motiviert dich an der Arbeit für und mit Kindern?

Es ist eine herausfordernde Aufgabe, aber ich merke, dass es total Freude bringt, sich erstens kreativ auszutoben und vor allem auch die Kinder als Publikum zu erleben. Das Tolle an ihnen ist auch das ungefilterte Feedback. Wenn im Kinosaal plötzlich Popcorn fliegt oder alle unruhig werden und tuscheln, dann weiß ich, die Szene war zu langweilig.

Ungefiltertes Feedback klingt nach Fluch und Segen zugleich. Was ist denn eine Art Superkraft von Kindern, von der wir als Erwachsene von Kindern lernen können?

Da gibt es vieles! Zum Beispiel diese neugierige und offene Art, auf Menschen zuzugehen und Begegnungen als solche wertzuschätzen. Außerdem haben Kinder ein tolles Gerechtigkeitsverständnis.

 
checker tobi

Der dritte „Checker-Tobi“-Kinofilm „Die heimliche Herrscherin der Erde“ startet am 8. Januar. Greenpeace ist Projektpartner der Filmreihe.

Du bist bei den Dreharbeiten viel herumgekommen, von Madagaskar bis Spitzbergen. Gab es bei den Dreharbeiten etwas, was dich überrascht oder beeindruckt hat?

Oh, da könnte ich jetzt vieles erzählen. Madagaskar, das erste Reiseziel in unserem Film, zum Beispiel, ist eine atemberaubend schöne Insel. Zu erleben, wie radikal sie schon von der Klimakrise betroffen ist, und was das für die Menschen vor Ort bedeutet, hat mich sehr bewegt. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das war eine Armut, die ich so vorher noch nie gesehen habe. In der Hauptstadt Antananarivo lagen Kinder schlafend auf dem Mittelstreifen. Viele von ihnen haben nie eine Schule von innen gesehen. Und am Ende sind es eben die Menschen und wie sie ihr Leben meistern müssen, die mich am meisten berührt haben.

In deinem Film geht es auch um das Verhältnis zwischen uns Mensch und unserer Umwelt. Wie begegnet dir auf deinen Reisen die Klimakrise?

Die Folgen der Klimakrise erlebe ich bei diesen Reisen die ganze Zeit. Ursprünglich hatten wir das gar nicht antizipiert. Das hat vor acht Jahren angefangen, als wir auf Vanuatu gedreht haben, einer kleinen Insel im Südpazifik und eins der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Eigentlich ging es uns um den Vulkan. Aber dann haben wir dort indigene Menschen kennengelernt, die sich damals schon darauf vorbereiteten, ihr zu Hause zu verlassen, weil der Meeresspiegel so stark steigt. Und beim Dreh zum aktuellen Film haben wir mit eigenen Augen gesehen: Madagaskar trocknet wirklich aus. Man kann vom Weltall sehen, wie der Süden von Madagaskar so trocken ist, dass der Staub wie eine Träne südlich von Madagaskar Richtung Meer weht. Auch auf Spitzbergen: Dort sind wir durch ein Kohlebergwerk gegangen und kamen auf der anderen Seite in wunderschöner, unberührter Natur raus. Und dann hat mir Malte, der uns da durchgeführt hat, gesagt: „Da unten war noch vor zehn Jahren ein Gletscher, riesengroß, Kilometer lang." Der ist einfach weg. Mir begegnet das Thema wirklich überall. Das verstärkt für mich eben diese Dringlichkeit. Darum liegt mir das Thema auch so am Herzen.

In deinem Film wird die Frage gestellt: ‚Wer hinterlässt die mächtigsten Spuren im Erdreich?‘ Welche Spuren möchtest du bei deinem Publikum hinterlassen?

Ich würde mich freuen, wenn der Film Eltern dazu anregt, über Kindheit und Erwachsenwerden noch einmal intensiver nachzudenken. Und bei den Kindern darf gerne ganz Unterschiedliches hängenbleiben: Das eine erinnert sich vielleicht an den Giraffenhalskäfer auf
Madagaskar und das andere Kind denkt an die Affenkacke in Mexiko. Solange irgendwas nachklingt, haben wir etwas Tolles geschafft.

 

Greenpeace Bildungsmaterialien auf Holztisch

Bildungsmaterialien

Das Greenpeace Unterrichtsmaterial zu aktuellen Umweltthemen vermittelt einen respektvollen, nachhaltigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen und fördert debattenorientierten Unterricht.

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Zum Auftakt einer Reihe von Klimaaktionstagen in Baden-Württemberg veranstaltet das Windeck-Gymnasium in Bühl einen Klimaaktionstag für alle Schüler:innen der Schule. Auch Greenpeace trägt mit mehreren Workshops zum vielfältigen Programm des Aktionstages bei.
© Felix Schmitt / Greenpeace

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Greenpeace setzt sich aktiv dafür ein, BNE im Lehrplan zu verankern. Neben Informationen zu unserer Bündnisarbeit stellen wir Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte und Erzieher:innen zur Verfügung.

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