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Ein Schwarm Fische (big-eyed Jacks) im Meeresschutzgebiet bei Apo Island.
Gavin Newman / Greenpeace

Gemeingüter – für alle!

Mit Körbchen in den Wald zum Brombeeren-, Himbeeren- oder Pilzesammeln – auf die Idee, ungefragt einen Apfel aus Nachbars Garten zu nehmen, kommen wir hingegen nicht. Warum? Der Apfel gehört jemanden, die Brombeere hingegen nicht, könnte die Antwort lauten.

Gemeingut klingt nach Allmende, klingt nach dem vorletzten Jahrhundert. Tatsächlich wurden früher Moore, Wälder und Weiden gemeinschaftlich genutzt, um Torf oder Brennholz zu gewinnen oder um das Vieh weiden zu lassen. Im 20. Jahrhundert ging dieser Gedanke komplett zurück – bis er, als Antwort auf die ökologischen Krisen, zunehmend wieder an Attraktivität gewann.

Das aktuelle Interesse an Gemeingütern ist der Erkenntnis geschuldet, dass  wir die Erde kaputtwirtschaften. Wir nutzen die natürlichen Ressourcen als würde es kein Morgen - geschweige denn künftige Generationen - geben. Wirtschaft und Staat sind sich einig: Wirtschaftswachstum und Konsum sind die Indikatoren für Wohlstand und Glücklich sein. Dabei ist es so, dass eine Minderheit - die Industrieländer - auf Kosten der Mehrheit, die Gemeingüter nutzt: 1,4 Milliarden Menschen – nur ein Fünftel der Weltbevölkerung – verbrauchen 80 Prozent der Ressourcen!

Übernutzt, privatisiert und kommerzialisiert

Europäische Fischereiflotten plündern die Meere vor der Küste Westafrikas während die Netze afrikanischer Fischer zunehmend leerer werden. Oder: Konzerne wie Du Pont und Monsanto versuchen, sich über Patente auf Pflanzen wie Mais oder Weizen weitgehende Rechte zu sichern . Die Patentansprüche umfassen  nicht nur die Nutzpflanzen, sondern auch Produkte, die aus ihnen hergestellt werden können – beim Mais zum Beispiel Tierfutter und Speiseöl. Die Menschen - meist aus den Ländern des Südens - die seit Jahrhunderten die Pflanzen nutzen und züchterisch verbessert haben,  werden nicht gefragt. Dabei sind die Folgen gravierend: Die weitgefassten Patente wirken sich erheblich auf den Zugang zu Nahrungsmitteln, die medizinische Versorgung, auf die Forschung sowie den Erhalt der Artenvielfalt aus.

Auch wir in Deutschland bekommen den Verwertungsdruck zu spüren: Flächen für Parks und Schrebergärten  schrumpfen, weil Investoren Platz für ihre Neubauprojekte brauchen. Brachflächen, die Kindern zum Buddeln und Toben - und nicht als vorgefertigte Spielplätze - zur Verfügung standen, werden zu Hotelanlagen, Parkplätzen oder – leerstehenden – Büroflächen.

„Im Ergebnis werden Lebewesen privatisiert, von Vielfalt geprägte Anbauflächen durch Monokulturen verdrängt, [...] die Grundwasservorräte genutzt, um die Flaschenwasserindustrie zu fördern, indigenes Wissen und Kultur enteignet und sich selbst reproduzierende Nutzpflanzen in sterile  Samen verwandelt, die immer wieder nachgekauft werden müssen. Diese Funktionslogik unseres Wirtschaftssystems erfordert ständig neue Ressourcen – die moralisch oder rechtlich allen gehören -, um sie in handelbare Güter umzuwandeln“, schreiben Silke Helferich und David Bollier in einem Beitrag für das Buch „Commons“ (S. 20).

Eine Beteiligung der Menschen, die es betrifft, findet bei all dem nicht statt!

Ein Supertrawler zieht ein riesiges Fangnetz mit tausenden Fischen vor der Küste Westafrikas hinter sich her.
© Pierre Gleizes / Greenpeace

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Es geht auch anders

Doch es gibt Gegenbewegungen dazu – auch in Deutschland: Die Stadtbewohner unter uns sind vielleicht schon über den einen oder Community Garden gestolpert. Das sind Gärten, die auf brachliegenden innerstädtischen Flächen gemeinschaftlich angelegt werden. Dort wachsen Tomaten neben Gurken und Horstensien. Gemeinschaftsgärten sind bunt, vielfältig und ein Treffpunkt. Sie funktionieren, weil die Menschen vor Ort ihn gestalten und verwalten: Sie kennen ihren Stadtteil und wissen, was wer braucht.

Internetplattformen wie www.mundraub.org, foodsharing.de oder der Verbund offener Werkstätten – Freiraum zum Selbermachen füllen die Idee der Gemeingüter mit Leben.

Die Debatte über die Nutzung und Verwaltung unserer Gemeingüter ist also da – und füllt Bücher und Webseiten. „Die Zukunft ist akut bedroht, wenn wir uns nicht darauf konzentrieren, unser gemeinsames Erbe zu schützen und zugleich die Menschen besser an den Erträgen teilhaben lassen, die wir aus den Ressourcen schöpfen. Überall“, erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom, die für ihre Forschung zu den Gemeingütern 2009 mit dem Nobelpreis für Ökonomie ausgezeichnet wurde, in ihrem Buch „Was mehr wird, wenn wir teilen“  (S. 50).

Folglich ist es an uns, etwas zu tun. Wir können den Verlust oder die ausschließlich private Aneignung der Gemeingüter kritisieren. Wir können ihn stoppen, indem wir entsprechende nationale und internationale Regeln aufstellen. Und wir können das Leben in die eigenen Hände nehmen und die Gemeingüter gemeinsam kreativ nutzen und damit den sozialen Zusammenhalt stärken – mit dem Wissen, dass der eigene Vorteil auch der Vorteil der anderen ist und umgekehrt.

Zum Weiterlesen:

 

 


 


 

 

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