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Greenpeace-Kletterer befestigen ein Banner an der Fassade der Deutschen Bank.
Bert Bostelmann / Greenpeace

Der Erdgipfel von Rio+20 ist gescheitert - und jetzt?

Die Zukunft, wie wir sie wollen! war das Motto des Erdgipfels Rio+20. Delegierte aller Herren Länder haben im Juni 2012 in Rio de Janeiro darüber beraten, wie unsere Welt nachhaltig gestaltet werden kann. Nichts ist ihnen dazu eingefallen - keine Ziele, keine Fristen, keine Vision.

Damit bescheinigen sich die Politiker selbst, dass sie unter schwerem Realitätsverlust leiden. Ihnen sollte mittlerweile klar sein, dass wir einem globalen Umweltkollaps entgegen steuern. In den letzten zwei Jahrzehnten, seit dem ersten Rio-Gipfel, haben Übernutzung, Belastung und Zerstörung der Umwelt ungebremst zugenommen. Doch die Politiker haben nichts anderes im Kopf als die Rettung der Banken. Unsere Klimakanzlerin hielt es nicht einmal für nötig, zum Erdgipfel nach Rio zu fahren.

Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet! Ein Banner mit diesem Satz hatten Greenpeace-Aktivisten 2009 an die Hochhaustürme der Deutschen Bank in Frankfurt gehängt. Inzwischen sind Politiker noch nervöser geworden: Nach den Banken müssen jetzt die Staaten und der ins Wanken gekommene Euro gerettet werden. Die Rettung der Erde muss weiter warten.

Dabei ist das Finanz- und Wirtschaftssystem, das die Politiker zu retten versuchen, der Hauptverursacher der Umweltkrise. Ungebremstes Wachstum und der Kampf um die wirtschaftliche Vorherrschaft führen zu einer gnadenlosen Ausbeutung der Natur. Wohlstand gibt es nur für eine kleine Minderheit auf Kosten der Mehrheit der Menschen. Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich. Es ist ein Irrglaube, dass in einer begrenzten Welt unbegrenztes Wachstum möglich ist. Und weil es freiwillig nicht funktioniert, müssen wir die Größe von Unternehmen gesetzlich begrenzen. Gewinn erwirtschaften ist legitim, Gewinnmaximierung um jeden Preis und Profite auf Kosten der Umwelt und der Allgemeinheit aber nicht. Unternehmen müssen für die ökologischen und den sozialen Schäden ihres Handelns konsequent und weltweit haftbar gemacht werden.

Shell ist ein aktuelles Beispiel: Der Ölmulti plant in eine der letzten unberührten Regionen der Erde einzudringen und den Raubbau fortzusetzen - der Konzern will in der Arktis nach Öl bohren. Damit riskiert Shell ein ökologisches Desaster. Ein Unfall wie bei der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko hätte in der kalten, während der längsten Zeit des Jahres mit Eis bedeckten arktischen See verhängnisvolle Folgen. Starker Wellengang, regelmäßige orkanartige Stürme, eine lange Periode absoluter Dunkelheit machen das Projekt zu einem arktischen Roulette.

Je weniger die Regierungen in der Lage sind, Armut, fortschreitende Umweltzerstörung und die Macht globaler Konzerne in den Griff zu bekommen, umso wichtiger wird der Protest der Zivilgesellschaft. Weder die Menschen in den ärmeren Ländern noch wir in den wohlhabenden Staaten sollten auf die internationale Politik warten, wenn es darum geht, unsere Lebensgrundlagen zu bewahren und soziale Gerechtigkeit durchzusetzen. Wir müssen uns für einen Friedensvertrag mit der Natur einsetzen und laut sagen, in welcher Welt wir leben wollen. Denn die Zukunft, wie die Politiker auf dem Rio-Gipfel sie wollen, wollen wir nicht.

(Autorin: Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace e.V.)

 

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© Felix Schmitt / Greenpeace

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