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Pazifische Ozean: Aktivist:innen malen das Wort "RISK!" auf die Steuerbordseite von Normand Energy, einem von der belgischen Firma "Global Sea Mineral Resources" gechartertem Schiff.
© Marten van Dijl / Greenpeace

Schatzjagd auf dem Meeresgrund

Noch immer sehen wir das Meer als Ressourcengeber. Rund ein Fünftel der fossilen Energien stammt derzeit aus dem Meeresboden. Menschen baggern Sand und Kies ab; dazu ist nun auch Tiefseebergbau geplant.

Marode Tanker und rostende Pipelines verschmutzen schleichend unsere Meere. Die Förderung von Sand, Kies und Metallen vernichtet Lebensraum. Und auch die Suche nach fossilen Energien unter Wasser selbst birgt enorme Gefahren.

Erdöl- und Erdgasförderung im Meer

Ölbohrinseln sind eine Risikotechnologie. Unfälle können auf einen Schlag zahlreiche empfindliche Biotope vernichten, doch schon giftige Alltag schadet den Meeren: Jahr für Jahr gelangen Tausende Tonnen Rohöl während des alltäglichen Förderbetriebs durch das sogenannte Produktionswasser ins Meer.

Weltweit gibt es etwa 6000 Offshore-Plattformen, allein rund 500 in der Nordsee. Besonders in tieferen Meeresregionen sind die Bohrungen schwierig: Die Gerätschaften sind hohem Wasserdruck ausgesetzt, Tiefseearbeiten erfolgen per Roboter. 

Sogar die noch fast unberührte Arktis ist ins Visier der Öl- und Gasindustrie gerückt. Durch die Klimakrise schwindet das arktische Meereis mit erschreckender Geschwindigkeit, die natürliche Barriere gegen die Ausbeutung der Ressourcen schmilzt dahin. Greenpeace fordert daher ein internationales Abkommen, das den Schutz der Arktis sicherstellt. 

Die M/V Akademik Shatskiy des norwegischen Unternehmens TGS Nopec führt seismische Sprengungen vor Nordostgrönland durch. Die Luftgewehre stoßen 259 Dezibel in Richtung Meeresboden aus, um mögliche Ölvorkommen zu finden.

Greenpeace dokumentiert die seismische Suche nach Öl in der Arktis. Sie erzeugt großen Lärm Unterwasser und schädigt damit unter anderem das Gehörsystem der Wale.

Sand- und Kiesabbau zerstören Lebensräume

Wie Öl und Gas gehen auch die Landvorräte an Sand und Kies für den Straßenbau zur Neige. Schiffe mit riesigen Saugbaggern tragen deshalb den Meeresboden metertief ab. Teile von Sandbänken oder gleich ganze Sandbanklebensräume werden dem Meer entrissen.

Viele Meeresbewohner können sich auf abgebauten Flächen nicht wieder ansiedeln, da nach dem Eingriff die Korngrößen der Sedimente verändert sind. Sie sind meist feiner und bieten zum Beispiel Sandaalen und Grundeln keinen Unterschlupf mehr. Sandaale sind in der Nordsee wiederum die Hauptnahrung für viele Fische, Robben, Schweinswale und Vögel.

So schadet der Abbau auch Tieren, die von den Arbeiten nicht direkt betroffen sind. Die aufgewirbelten feinen Sedimente verteilen sich zudem mit der Strömung, trüben das Wasser und können Lebewesen wie Seenelken überlagern, so dass sie absterben.

Tiefseebergbau birgt unerforschte Risiken

In der Tiefsee locken Mangan, Gold, Silber, Platin und andere Buntmetalle. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, erhoffen sich ein lohnendes Geschäft und sichern sich Schürfrechte. Zu den größten Erzvorkommen zählen die polymetallischen Manganknollen in 4000 bis 5000 Metern Tiefe: kartoffel- bis kopfgroße Klumpen aus Mangan, Eisen, Silikaten und in geringerer Konzentration Kobalt, Kupfer und Nickel. Sie sollen entstanden sein, indem sich Mineralien über Millionen Jahre um einen „Kristallisationskeim“ ablagerten, etwa um einen kleinen Felsbrocken oder ein Knochenstück. Der Vorrat an Manganknollen wird auf zehn Milliarden Tonnen geschätzt, die üppigsten Felder liegen westlich vor Mexiko, im Peru‑Becken des südöstlichen Pazifiks und im Indischen Ozean.

Hydrothermale Quellen bilden eine zweite Rohstoffquelle. An den „Schwarzen Rauchern“, um 400 Grad heißen Quellen, bilden sich schwefelhaltige Erze: Massivsulfide. Schwarze Raucher treten an unterseeischen Plattengrenzen auf, wo durch vulkanische Aktivitäten ein Wärme‑ und Stoffaustausch zwischen Gesteinen der Erdkruste und dem Ozean stattfindet. Um sie herum lagern sich mächtige Metallkrusten ab. Im Südwestpazifik sollen sie reich an Kupfer, Zink, Gold und Silber sein. 

Noch steht die Exploration der Schätze am Anfang, es gibt viele technische Probleme zu lösen. Die Auswirkungen eines solchen Abbaus auf die Tiefsee sind erst recht noch komplett unklar. Trotzdem sind bereits erste Forschungsprojekte im Gange. Doch die Zeit rennt: Schon 2023 kann bei der Internationalen Meeresbodenbehörde der Startschuss für die Plünderung der Tiefsee fallen. Greenpeace fordert, dass Deutschland den Tiefseebergbau nicht vorantreiben darf, sondern ihn aufhalten muss und stattdessen nachhaltige Wirtschaftslösungen sowie die Tiefseeforschung fördern sollte. Nur mit einer gesunden, artenreichen Tiefsee können die Meere unsere Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise sein (jetzt die Petition unterschreiben).

Mehr Schutzgebiete für Meere nötig

Für den Abbau der Bodenschätze auf der Hohen See ist die Internationale Seebodenbehörde der UN zuständig. Die Nutzung von Fischbeständen und die Schifffahrt werden über andere Gremien geregelt. Eine Zusammenarbeit gibt es nicht, und alle stellen die Nutzung der Meere über den Schutz. 

Greenpeace fordert ein neues übergreifendes UN-Abkommen für die Hohe See. Dieses muss die existierenden Gremien koordinieren, den Schutz der Artenvielfalt in den Vordergrund rücken und 30 Prozent des Meeres bis 2030 unter Schutz stellen (jetzt Petition unterschreiben). Darüber hinaus dürfen unkalkulierbare Risiken wie der Tiefseebergbau gar nicht weiter verfolgt werden, stattdessen müssen verstärkt Recyclingmethoden zum Einsatz kommen.