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Frauen bestellen ein Reisfeld in Cina, 2005.
Greenpeace / Ma Meiyan

China stoppt Gen-Reis

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Der Erfolg einer der ersten und längsten Kampagnen in der Geschichte von Greenpeace China war keineswegs absehbar. Denn Gen-Reis steht in China nicht nur ganz oben auf der Interessenliste der Industrie, sondern war lange ein Prestigeprojekt der chinesischen Regierung. Die engen Verflechtungen von Wissenschaft, Industrie und Behörden erschwerten die Arbeit von Greenpace.

Greenpeace-Arbeit gegen Gentechnik in China

Ausgangspunkt der Greenpeace-Arbeit war 2003 der Nachweis von Gentechnik in Schokolade. Die Medien berichteten über die Klage einer empörten Mutter. Die Debatte über Gentechnik erreichte die Öffentlichkeit.

2004 dokumentierte ein Greenpeace-Team traditionelle und nachhaltige Reis-Anbaumethoden, wie etwa den Einsatz von Enten in Reisfeldern. Die Vögel sorgen dabei für eine natürliche Schädlingsbekämpfung und düngen gleichzeitig die Felder. Im selben Jahr gab es allerdings auch eine schlechte Nachricht: Wissenschaftler beantragten, vier Gen-Reissorten kommerziell anbauen zu lassen.

Illegaler Anbau breitet sich aus

In der Folge gelang es Greenpeace China, die Interessenkonflikte unter den an der Antragstellung beteiligten Parteien öffentlich zu machen. Für Greenpeace China war das ein Schlüsselmoment in ihrer Kampagne gegen Gen-Reis. Kurze Zeit später erreichten Gerüchte die chinesische Öffentlichkeit, es könnte - über die kleinflächige Freisetzung von Gen-Reis auf Versuchsflächen hinaus - illegalen Anbau in größerem Stile geben.

Der Nachweis gelang Greenpeace 2005: Nicht nur in Reiskörnern, sondern auch in Nudeln und anderen, teils für den Export bestimmten, Produkten konnte Gentechnik nachgewiesen werden. Die illegal tätigen Saatgut-Konzerne wurden bestraft und der Gen-Reis auf den Feldern und in den Regalen vernichtet.

Chinesische Regierung erlässt Moratorium

Im Jahre 2006 verschaffte die Regierung der Kampagne mit einem zweijährigen Moratorium auf die Kommerzialisierung von Gen-Reis eine Atempause. Diese erwies sich aber als die Ruhe vor dem Sturm: Direkt im Anschluss schnürte der chinesische Staatsrat ein Milliardenpaket für die Erforschung und Entwicklung der Gentechnik. Die höchste Priorität galt dabei dem Reis. Ende 2009 schien legalisierter Gen-Reis auf Chinas Feldern nahezu unabwendbar.

Das Blatt wendet sich

Von unerwarteter Seite tauchte 2010 Hilfe auf. Eine staatliche Zeitschrift machte Gen-Reis in einer Ausgabe zum Top-Thema. Nach ersten Zweifeln unter Politikern folgte die Ablehnung durch Prominente. Unter ihnen die Tochter von Mao Zedong.

Damit war die Zeit reif für den entscheidenden Schlag. Greenpeace China reichte Klage gegen Walmart ein. Walmart hatte illegalen Gen-Reis im Angebot. Die Klage erreichte eine breite Öffentlichkeit - ebenso wie ein Gentechnik-Einkaufsratgeber. Im September 2011 entschied das zuständige Ministerium auf die Kommerzialisierung von Gen-Reis zu verzichten. Ein Meilenstein in der Arbeit von Greenpeace China gegen Gentechnik auf dem Acker.

Neben Europa wehren sich immer mehr Länder gegen die Expansionsbestrebungen der Gentechnik-Industrie. Auch die Philippinen und Thailand haben sich gegen Gen-Reis entschieden und Indien hat die Zulassung von Gen-Auberginen abgelehnt.

Vom Siegeszug der Agrogentechnik kann also keine Rede sein. Auch in Ländern Nord- und Südamerikas, in denen Gen-Produkte von der Gentechnik-Industrie durchgesetzt wurden, wird immer deutlicher, dass die Ablehnung der Agro-Gentechnik in weiten Teilen der Welt keinesfalls ein Verzicht auf eine Zukunftstechnologie ist, sondern die Vermeidung eines schweren Fehlers.

Die China Story im Detail (engl.) mit wunderschönen Fotos.

(Autor: Dirk Zimmermann)

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