Jetzt spenden
Greenpeace-Aktivistin mit einem Schild "Saubere Luft für alle an der Stresemannstraße in Hamburg. Dort ist das Diesel-Fahrverbot ab heute inkraft.
Carlos Fernández Laser / Greenpeace

Luftqualität: Fahrverbote in Hamburg

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Hamburg sperrt als erste Stadt Straßen für Diesel-Autos. Gut für die Anwohner, aber was ist mit dem Rest der Stadt? Greenpeace-Aktivisten platzieren ihre Antwort auf Asphalt.

Jetzt wird’s ernst. Mit Hamburg erlässt die erste Stadt in Deutschland Fahrverbote für Diesel – auf zwei Straßenabschnitten. Auf 580 Metern der vielbefahrenen Max-Brauer-Alle dürfen ab heute nur noch Dieselfahrzeuge der Abgasnorm 6 fahren. Gleich um die Ecke, auf der Hauptverkehrsader Stresemannstraße, sind 1,6 Kilometer allein für Diesel-Lkw gesperrt. Zu einem Luftkurort wird Hamburg dadurch nicht. Die eigentliche Wirkung ist eine andere.

Hinter der Kritik, dass punktuelle Fahrverbote für die städtische Luftqualität nichts bringen, steckt: Es ist gleich, ob zu schmutzige Autos diese oder jene Route nehmen – sie sind generell zu dreckig, um durch Innenstädte fahren zu dürfen. Selbst neun von zehn modernen Euro-6-Diesel stoßen auf der Straße immer noch zu viele Stickoxide aus.

„Saubere Luft für alle“ fordern Greenpeace-Aktivisten deshalb. Auf den Fußwegen rund um die Verbotszonen haben sie die Forderung mittels Hochdruckreiniger in den abgelagerten Schmutz auf den Asphalt geschrieben. „Hamburgs Entscheidung macht all den Menschen Hoffnung, die seit Jahren zu schmutzige Stadtluft atmen müssen“, sagt Benjamin Stephan, Greenpeace-Experte für Mobilität. „Endlich unternimmt eine Stadt zumindest erste Schritte, um die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen. Doch damit künftig alle saubere Luft atmen können, braucht Hamburg eine Verkehrswende weg von Diesel und Benzinern, hin zu besseren Bus- und Bahnverbindungen und einem dichten, sicheren Radwege-Netz.“

Hamburg drohen Strafen

Doch die Verkehrswende kommt in Hamburg viel zu langsam in Schwung. Noch immer ist das Verkehrskonzept viel zu sehr auf das private Auto ausgerichtet. Dabei steht Hamburg unter Druck: Die Luft muss besser werden und zwar schnell. Wie in 65 anderen deutschen Städten zeigen die verkehrsnahen Messstationen seit Jahren zu hohe Stickoxidwerte. Nicht nur Anwohner klagen, auch die Deutsche Umwelthilfe und die EU haben rechtliche Schritte eingeleitet, weil der Hamburger Senat seine Bewohner nicht ausreichend vor gesundheitsschädlicher Luft schützt. Für die Standorte Max-Brauer-Allee und Stresemannstraße  sah die Stadt keinen anderen Ausweg als ganzjährige Fahrverbote einzuführen.

Dass dadurch die Anwohner der Umleitungsstraßen mehr von dem Atemgift einatmen müssen, ist ebenso klar wie die der Umstand, dass die Luft nicht nur an den Messstationen belastet ist. Das zeigen unter anderem Messungen von Greenpeace aus dem vergangenen Jahr. „Die Stadt muss Menschen schützen, nicht Messstationen“, kritisiert Stephan die halbherzigen Fahrverbote. Der Verkehrsexperte nimmt aber auch die Bundesregierung in die Pflicht: „Verkehrsminister Scheuer darf nicht länger die blaue Plakette blockieren. Nur damit lässt sich organisieren, dass nur weniger schmutzige Autos in die Innenstadt fahren.“

Gleichzeitig müssten Städte den Umbau des Verkehrs vorantreiben: Nur so lassen sich Luftprobleme, aber auch die schlechte Klimabilanz des Verkehrs in den Griff kriegen und nur so lässt sich der drohende Verkehrskollaps abwenden.

  • Kreideschriftzug "Saubere Luft für alle" auf dem Gehsteig an der Max-Brauer-Allee in Hamburg. Auf einem Teil der Straße gilt das Fahrverbot für Diesel bis Euro-Norm 5.

    Luft-Nummer

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aktivistin hält Schild „Saubere Luft für alle“ an einer Straßenkreuzung in Hamburg hoch. Im Hintergrund ein Fahrverbotsschild für Diesel-LKW bis Euro-Norm 5.

    Verkehrswende jetzt!

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum

Mehr zum Thema

Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 23.04.2024

Elf Millionen Tickets werden monatlich verkauft. Auch Unternehmen nutzen das Angebot für ihre Mitarbeitenden. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung des Fahrscheines steht ein Fragezeichen.

mehr erfahren
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor
  • 16.04.2024

Seit zwei Jahren lehnt Verkehrsminister Wissing alles ab, was CO2 spart. Doch andere Sektoren können nicht dauerhaft seine Klimabilanz retten. Daran ändert auch das neue Klimaschutzgesetz nichts.

mehr erfahren
Autobahn mit schnell fahrenden Autos
  • 08.04.2024

Ein Tempolimit ist eine schnelle und kostenfreie Methode, den Verbrauch von Autos zu senken - und es gibt weitere Vorteile.

mehr erfahren
Climate Strike Wir fahren Zusammen Berlin
  • 01.03.2024

Wenn der Bus nicht fährt, kann das auch am Personalmangel liegen. Beim Klimastreik am 1. März geht es um anstrengende Arbeitsbedingungen im ÖPNV und wie wichtig Bus und Bahn für den Klimaschutz sind.

mehr erfahren
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 25.01.2024

Deutschland hat eines der dichtesten Autobahnnetze in Europa – und die meisten Bahnstrecken stillgelegt. Analyse zeigt: Wissing plant mehr Straßen als nötig, das zerstört auch natürliche CO2-Speicher.

mehr erfahren
Verkehrssituation an einer Kreuzung in Berlin: zwei Straßenbahnen, eine Bahnbrücke, Radfahrende und Fußgänger:innen
  • 05.09.2023

„Autofreie Innenstädte schaden dem Einzelhandel“ oder „Andere Länder treiben die Verkehrswende auch nicht voran“. Wir haben gängige Argumente gegen eine neue Mobilität eingeordnet.

mehr erfahren