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Greenpeace-Aktivisten mit großen "#End Coal"-Buchstaben in Berlin vor dem Kanzleramt
Mike Schmidt / Greenpeace

Greenpeace-Umfrage: 75 Prozent der Deutschen wollen den Kohleausstieg

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Weil wir uns Herausforderungen gerne stellen: Die Mehrheit der Deutschen will den Kohleausstieg, und zwar möglichst schnell und konsequent. Das zeigt die Studie „Soziale Akzeptanz des Kohleausstiegs“, die auf drei separaten Meinungsumfragen aufbaut und heute von Greenpeace veröffentlicht wurde. Demnach befürworten zwei Drittel der Bundesbürger, dass die Regierung unverzüglich ein Gesetz beschließt, um den Ausstieg aus der Kohleverstromung zu regeln.

Auch in den Regionen Deutschlands, die von der Kohle leben, gibt es eine Mehrheit für ein Kohleausstiegsgesetz: Im Rheinland bejahen 64 Prozent so einen Erlass, auch in der Lausitz befürworten mit 43 Prozent mehr Menschen den Kohleausstieg als ihn ablehnen (36 Prozent). Fast 70 Prozent aller Bundesbürger gehen davon aus, dass ein Kohleausstieg Deutschland modernisieren und wirtschaftlich voranbringen würde.

Ein möglichst schneller Ausstieg bis 2025 findet insgesamt eine höhere Zustimmung (67 Prozent) als ein langfristiger Ausstieg bis 2040 (62 Prozent). Den Befragten ist ein früher Ausstieg sogar wichtiger als die Kosten, die er verursacht, und die Auswirkungen auf Arbeitsplätze.

3000 Menschen ausführlich befragt

Bei der vorgelegten Studie ging es Greenpeace nicht nur um ein allgemeines Stimmungsbild. Ziel war, genauer zu erfassen, was die Akzeptanz eines Kohleausstiegs erhöht oder senkt, und welche Meinung die Menschen zu den damit verbundenen Probleme und Herausforderungen haben. „Uns interessierte auch: Wie denken und fühlen die betroffenen Menschen in den Kohleregionen“, erklärt Anike Peters, Greenpeace-Expertin für Energie. „Unsere Studie gibt der Politik viele Antworten darauf, wie ein Kohleausstieg sozial akzeptabel gestaltet werden kann.“

Kern der ausführlichen Studie, die vom Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen im Auftrag von Greenpeace erstellt wurde, sind drei separate Umfragen mit angeschlossener Conjoint-Analyse, einer vor allem im Marketing eingesetzten Befragungsmethode mit multivariablen Szenarien. Dazu wurden von Dezember 2017 bis Januar 2018 mehr als 2000 Menschen repräsentativ im ganzen Bundesgebiet zu ihrer Meinung zum Kohleausstieg befragt: Ob er jetzt beschlossen und zu welchem Zeitpunkt er durchgeführt werden soll. Welche zusätzlichen Kosten sie bereit wären, dafür zu zahlen, und welche Auswirkungen sie auf Deutschland sowie auf die Arbeitsplätze in der Kohleindustrie und im Sektor Erneuerbarer Energien erwarten. Auch wurde abgefragt, in wie weit persönliche Betroffenheit von Beschäftigten in der Kohleindustrie oder das Wissen über den Klimawandel die Aussagen verändern.

Die gleichen Fragen wurden auch jeweils 500 Menschen vorgelegt, die in den beiden größten Kohlerevieren Deutschlands, im Rheinland und in der Lausitz, leben. Aufgrund der geringeren Zahl der Stichproben sind diese regionalen Umfragen zwar nur annähernd repräsentativ, aber trotzdem sehr aussagekräftig.

Betroffene in der Lausitz haben Angst

Die Analyse zeigt, dass gerade in der Lausitz die Menschen Angst um ihre Zukunft haben. Deshalb fällt ihre Zustimmung zu einem Ausstieg aus der für die Region wirtschaftlich wichtigen Braunkohle deutlich verhaltener aus als bundesweit. Doch zeigt die Studie auch, wie das Schaffen alternativer Arbeitsplätze diese Ängste mindern und dass die konkrete Ausgestaltung von Abgaben für  einen Strukturwandel und Strompreisanpassungen Einfluss auf die Akzeptanz des Kohleausstiegs haben. Deswegen ist es wichtig, den Veränderungsprozess in der Energiepolitik sozial verträglich zu gestalten und die Menschen auf diesem Weg gut zu informieren. 

„Es ist wie bei einer Prüfung: Wenn man vor einer großen Herausforderung steht, hilft Wegschauen und Zaudern wenig“, so Peters. Aus Klimaschutzgründen braucht Deutschland den Kohleausstieg, wirtschaftlich ist er sinnvoll. Jede Veränderung verlangt Mut – aber die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist bereit, diesen Schritt zu gehen, das zeigt die Studie.

Deshalb fordert Peters: „An diesem Mut der Menschen soll sich Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Beispiel nehmen und mit der Kohlekommission den notwendigen Strukturwandel zügig auf den Weg bringen.“

Umfrage zur sozialen Akzeptanz eines Kohleausstiegs in Deutschland und in den Kohlerevieren

Umfrage zur sozialen Akzeptanz eines Kohleausstiegs in Deutschland und in den Kohlerevieren

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